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Die Un-Heilige Schrift

Die Un-Heilige Schrift

Titel: Die Un-Heilige Schrift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmuth Santler
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Kirche Gott dem Vater durch seinen Sohn dargebracht haben, auf dass er durch den Heiligen Geist Unseren Sinn leite und stärke, nachdem Wir auch den ganzen himmlischen Hof um seine Hilfe angefleht und inständigst den Heiligen Geist angerufen haben, erklären, verkünden und entscheiden Wir nun unter dem Beistand des Heiligen Geistes zur Ehre der heiligen und ungeteilten Dreifaltigkeit, zum Ruhme und zur Verherrlichung der jungfräulichen Gottesmutter, zur Auszeichnung des katholischen Glaubens und zur Förderung der christlichen Religion, kraft der Autorität Unseres Herrn Jesus Christus, der heiligen Apostel Petrus und Paulus und Unserer eigenen:
Wenn jemand anders, als von Uns entschieden ist, im Herzen zu denken wagt …
    Die Lehre, daß die allerseligste Jungfrau Maria im ersten Augenblick ihrer Empfängnis auf Grund einer besonderen Gnade und Auszeichnung von seiten des allmächtigen Gottes im Hinblick auf die Verdienste Jesu Christi, des Erlösers der ganzen Menschheit, von jedem Makel der Erbsünde bewahrt blieb, ist von Gott geoffenbart und muß deshalb von allen Gläubigen fest und unabänderlich geglaubt werden. Wenn also jemand, was Gott verhüten wolle, anders, als von Uns entschieden ist, im Herzen zu denken wagt, der soll wissen und wohI bedenken, daß er sich selbst das Urteil gesprochen hat, daß er im Glauben Schiffbruch erlitten hat und von der Einheit der Kirche abgefallen ist. (Heilslehre der Kirche. Dokumente von Pius IX. bis Pius XII. Deutsche Ausgabe des französischen Originals von P. Cattin O.P. und H. Th. Conus O.P. besorgt von Anton Rohrbasser, Paulusverlag Freiburg/Schweiz, 1953.)
    Das Zitat ist natürlich nur die Kürzestfassung: Für die komplette Darlegung seiner im Laufe von Wochen zermürbenden Flehens um göttliche Eingebung gewonnenen Einsichten benötigte Papst Pius genau 6.250 Wörter, was in diesem Buch etwas über 30 Seiten entspräche.

    Himmelfahrt Mariä. Mateo Cerezo d. J., 1650
    Mariä Himmelfahrt
    Sogar noch jüngeren Datums ist das Dogma von Mariä Aufnahme in den Himmel, wie Mariä Himmelfahrt offiziell genannt wird. Da Maria ja ohne Fehl und Tadel und außerdem die Mutter eines Gottes gewesen ist, ist man schon frühzeitig (mindestens seit dem 6. Jh.) davon ausgegangen, dass sie nicht wie alle anderen gestorben, sondern leiblich aufgefahren sei – ganz so wie Henoch, der Gerechte, von dem im Kapitel „Ein bisschen apokryph“ die Rede war.
Mariä leibliche Himmelsauffahrung ist das jüngste Dogma der katholischen Kirche – und wird am ältesten Feiertag der Welt begangen.
    Zum Dogma wurde diese Vorstellung erst am 1. November 1950, als Papst Pius XII. die entsprechende Bulle erließ. Wie vollkommen irrsinnig dies alles auch erscheinen mag – die Auswirkungen sind absolut handfest. (Nicht nur, weil sich aus diesem Dogma ergibt, dass es keine Marienreliquien geben kann, da ja sämtliche Knochen mit in den Himmel aufgefahren sind.) Im Gegensatz zum eher nebensächlichen Feiertag Mariä Empfängnis ist Mariä Himmelfahrt am 15. August ein Hochfest der katholischen Kirche; speziell in Italien ist dieser Tag von enormer Bedeutung. Er wird dort Ferragosto genannt und jeder Urlauber weiß, was das bedeutet: kilometerlange Staus, überfüllte Strände, überhöhte Preise und eine Zimmersituation wie zu Christi Geburt. Rund um den 15. August macht Italien kollektiv Pause – und das seit nicht weniger als 2.000 Jahren. Bereits Kaiser Augustus gab an diesem Tag nämlich allen arbeitsfrei, selbst den Sklaven – sich selbst zu Ehren und weil dieser Tag als heißester Tag des ganzen Jahres, als Wendepunkt des Sommers galt. Die katholische Kirche verfuhr mit diesem heidnischen Ereignis nach bewährter Manier: Was nicht zu vernichten ist, wird vereinnahmt.
    Jesu wundersame Kindheit
    Das Protevangelium des Jakobus ist alles in allem die mit Abstand wirkungsvollste apokryphe Schrift überhaupt. Der Bedarf an Kindheitsevangelien war jedoch damit noch lange nicht gedeckt: Die Geschichte der Mutter Maria war eine Sache, die die Bibel stiefmütterlich behandelte, aber auch die frühen Jahre Jesu selbst werden nicht oder nur als Marginalie behandelt. Bei Matthäus erfahren wir, dass Joseph seine Familie vor Herodes’ Befehl des Kindermords nach Ägypten in Sicherheit brachte. Nach Herodes’ Tod erscheint ihm ein Engel mit der Botschaft, Israel sei jetzt wieder sicher, und sie kehren zurück und siedeln sich in Nazareth an. Jesus mag zu diesem Zeitpunkt 5 Jahre alt gewesen sein. Der

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