Die Unbefleckte Empfängnis (German Edition)
Hauptmanns Costade mit vier Tieren im Gespann. Neben ihm saß der kleine Maurice. Der Große Roger hatte ihm schützend und feierlich die Hand auf die Schulter gelegt. Der Brandstifter wurde zum Strick geführt.
Da endlich begriff Bruder Gandon. Der Ausdruck, mit dem Clémentine den Hauptmann ansah, war von solchem Glück, von solcher Hoffnung, dass sie förmlich erstrahlte, sich verklärte, noch schöner wurde. Der Direktor schloss die Augen und lehnte sich geschwächt von der Heftigkeit seines Hasses gegen die Mauer.
Roger Costade hob zum Zeichen leicht die Hand, eine erhabene, römische Geste. »Ach, mein Hauptmann, wie schön du bist …!«, murmelte Clémentine, die sich sicher war, dass die Worte, die über ihre Lippen glitten, bis zu ihm vordringen würden: Sie meinte zu sehen, wie sich sein Schnäuzer zu einem diskreten Lächeln hob. Die Falltür öffnete sich nicht. Der Brandstifter sah aus, als tanzte er eine Gigue; die enttäuschten Zuschauer buhten.
Maurice sah traurig zum Feuerwehrhauptmann auf, und in seinem Blick lag Besorgnis, aber auch ein Wunsch. Der Große Roger antwortete ihm mit väterlichem Augenzwinkern. Der kleine Junge lächelte schüchtern – ein blasses Lächeln, gewiss, aber doch vertrauensvoll. Und was gab es Schöneres auf der Welt als das Lächeln eines Kindes? Clémentine Clément streichelte über ihren Bauch: Hier begann die Zukunft.
Bruder Gandon hatte die Augen nicht wieder geöffnet. Er stand wie an die Mauer genagelt, mit ausgebreiteten Armen, ergriffen von einem strahlenden Bild, das ihn schmerzte wie ein Brandmal. Er hörte nichts mehr von dem wilden Gemurmel. Er dachte an einen Abend mit erstem Schnee. Zwei Kinder, ein kleiner Bruder und seine kleine Schwester, sind in ihre Schlafanzüge mit den aufgestickten Noten geschlüpft; sie liefern sich im gemeinsamen Bett mit feurig roten Wangen eine Kissenschlacht und werden unter der Lawine ihres eigenen Gelächters begraben. (Durch das Fenster sah Wilson ihnen zu.)
In dem Wandschrank mit dem Vorhängeschloss befand sich nur ein kleiner Mädchenschuh.
New York, den 22. Dezember
RAYMOND FEDERMAN BEI MATTHES & SEITZ BERLIN
Raymond Federman
Mein Körper in neun Teilen
Aus dem amerikanischen Englisch von Peter Torberg
128 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag
»Ein altersweises, charmantes und gutgelauntes Buch voller Anspielungen. Der in der Unmöglichkeit gründenden Möglichkeit des Lebens ist dieses schöne Buch gewidmet.« ( Frankfurter Allgemeine Zeitung )
»So leichtfüßig wie die Musik daherkommt, so leichtfüßig ist auch die nichtlineare Erzählweise Federmans.« ( Deutschlandradio Kultur )
»Ein charmantes, idiosynkratisches, auf gewisse Weise radikal unprätenziöses Buch. Die Körperteile sind Schreibanlässe und sehr anschauliche Speicherplätze der eigenen Biografie; das Erleben verwandelt sich bei Federman in ein assoziatives, wild ins Kraut schießendes Erzählen.« ( Die Rheinpfalz )
»Federmans Essays streifen Zeit- und Literaturgeschichte, sie sind rührend, amüsant und poetisch.« ( Stuttgarter Nachrichten )
RAYMOND FEDERMAN BEI MATTHES & SEITZ BERLIN
Raymond Federman
Eine Liebesgeschichte oder so was
Aus dem amerikanischen Englisch von Peter Torberg
224 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag
»Raymond Federman wäre nicht Federman, der jüdische postmoderne Zauberer, wenn er diese Liebesgeschichte realistisch erzählen würde. Nichts wird einfach so erzählt. Eine Liebesgeschichte ist wohl der einfachste (…) Einstieg in den Federman’schen Kosmos, der voller Lachen steckt.« ( Jüdische Allgemeine )
»Federman ist ein brillanter Erzähler, der unterhaltende Geschichten erfinden kann, witzig und voller Phantasie, ergreifend und hintergründig.« ( Chicago Tribune )
»Es gelingen ihm hier anrührende Schilderungen der Nöte und der Ängste, der Freuden, Sehnsüchte und des erfüllten Liebesglücks. Denn so wie Raymond Federman erzählt, könnte es gewesen sein mit den beiden Liebenden. Auf die eine oder andere Weise.« ( Rheinischer Merkur )
GAÉTAN SOUCY BEI MATTHES & SEITZ BERLIN
Gaétan Soucy
Die Vergebung
Aus dem kanadischen Französisch
von Andreas Jandl und Frank Sievers
144 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag
»Ein fabelhafter Roman!« ( Berliner Morgenpost )
»Gaétan Soucys Literatur ist neu und anders. Voller Poesie und mit einem großartigen Gespür für Stimmungen, beschreibt der Autor das, wovor sich viele fürchten: die Einsamkeit nach dem Tod eines nahen Menschen, das
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