Die Unbefleckte Empfängnis (German Edition)
geht’s los!«, raunte Bradette mit erstickter Stimme.
Die Witwe Racicot schwankte ein paar Schritte zum Bett und ließ sich darauffallen. Zwei ihrer Katzen gesellten sich dazu, die Schwänze zum Ausrufezeichen erhoben. Schwerfällig richtete sie sich wieder auf. Ein Faden Spucke lief ihr aus dem Mund zwischen ihre Brüste, wo er wie eine abgeseilte Spinne baumeln blieb. Als einzige Kleidung trug sie eine kurze Hose im Boxerschnitt, die übersät war mit dunkelroten Flecken.
Der Mann stand reglos hinter ihr im Türrahmen. Seine muskulöse Brust war mit krausen Haaren überdeckt. In der Wölbung seiner Beine lag etwas Animalisches. Mit durchdringender Härte starrte er auf den Nacken der Witwe, als wollte er ihr einen Schlag darauf geben. Von kalter Wut getrieben ging er zum Bett, packte die Katzen beim Schwanz und warf sie aus dem Zimmer. Er ließ die Knöpfe seiner Hose aufspringen. Dann drehte er die Witwe auf den Rücken und riss ihr die Hose herunter. Er machte zwei, drei Kniebeugen, stieg seinerseits aufs Bett und kniete sich mit aufgerichtetem Geschlecht auf die unbezogene Matratze. Die Racicot bekam einen Lachanfall. Mit der Körperspannung eines Kunstturners legte er sich auf sie. Die Federn des Bettgestells fingen an zu quietschen.
Die Witwe lachte lauthals weiter wie ein dickes Tier, das gekitzelt wird. Sie hielt den Oberkörper des Mannes fest umschlungen, und je länger er sie bearbeitete, umso mehr veränderte sich ihr Gesichtsausdruck, bis vages Entsetzen darin zu lesen war.
Gleichwohl schlief die Witwe kurz darauf ein. Ihr Partner konnte sie nur ab und zu mit einem verstärkten Beckenstoß wecken: Dann öffnete sie zu Tode entsetzt die Augen, stieß ein langes Brüllen aus, und ihre Lider fielen wieder zu. Der Mann hielt inne. Seine Lippen zitterten; ihm tropfte der Schweiß von den Haaren. Er drehte die Witwe wie einen Pfannkuchen um, hielt so gut er konnte ihren Pferdehintern hoch und nahm sie sich ungestüm wieder vor. Das Bett stampfte. Der Mann fluchte leise vor sich hin und schlug die Frau auf die Hinterbacken.
Die Stöße auf dem Bett waren noch auf der Galerie zu hören, wo Bradette unter der Decke derart erregt war, dass er seinem Kumpan ständig in die Seiten stieß. Rocheleau ließ es geschehen, ohne etwas zu sagen, benommen, stumpfen Blickes, wie seekrank. Er konnte den Blick nicht vom Gesicht der Racicot abwenden, die mit der Nase ins Kissen gedrückt dalag und im Schlaf vor sich hin murmelte.
Drei Katzen huschten ins Zimmer und sprangen aufs Bett. Der Mann versuchte sie mit Schlägen zu verscheuchen. Doch bald kamen weitere hinzu und begannen zu miauen. Der Mann stieg aus dem Bett. Er wischte abschätzig mit dem Arm in Richtung der Witwe. Die Frau senkte sich zur Seite wie ein Zelt, aus dem man die Stange gezogen hat. Die Katzen wurden mit Fußtritten aus dem Zimmer gejagt. Der Mann packte eine von ihnen am Nackenfell und warf sie in die Küche. Schließlich ging er zum Fenster und öffnete es. Der warme Geruch von Katzenstreu quoll aus dem Raum. Er schaute suchend ins Halbdunkel.
»Seid ihr da, ihr Leichtmatrosen?«
Bradettes rot angelaufene Wangen tauchten auf.
»Allzeit bereit, Roger!«
»Hör auf rumzuzappeln und komm rein. Bist du allein? Wer ist sonst noch da?«
Rocheleau wagte sich in die Decke gehüllt schüchtern vor.
»Ich, Großer Roger.«
Der Kerl packte ihn unter den Achseln und holte ihn herein.
»Seid ihr sicher, dass euch niemand gesehen hat?«
» For sure! «, erwiderte Bradette.
»Und wo ist Guillubart?«
»Der konnte nich’.«
Rocheleau hob die Hand, um zu sagen, dass Guillubart krank sei, aber plötzlich verließ ihn der Mut und er brachte kein Wort heraus. Der Große Roger spuckte auf den Boden.
»Die alte Hure! Sie ist eingeschlafen, als es losging.«
Die gute Laune verlieh Bradette eine gehörige Portion Kühnheit. Er versetzte Roger einen mannhaften Schlag auf den Rücken.
»Sieht ganz so aus, als ob die Frauen bei dir lieber schlafen!«
Zwei Ohrfeigen schallten ihm ins Gesicht, und Bradette schaute verdattert drein. Rocheleau trat einen Schritt zurück. Es schien, als bereue der Mann seine Tat, die wie das Eingeständnis einer Schwäche aussehen konnte, und bemühe sich, die Beherrschung wiederzuerlangen.
»Nein«, sagte er. »Ich muss das Schlafmittel falsch dosiert haben, das ist alles. Kein Wunder bei dem vielen Porter, den die in sich reinkippt. Außerdem wollte ich es ja so: Würde sie nicht schlafen, hättet ihr nicht reingekonnt.
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