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Die Unbekannten: Roman (German Edition)

Die Unbekannten: Roman (German Edition)

Titel: Die Unbekannten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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Tiere hin. Die konvexe Krümmung der Hornhaut stellte hier eine beeindruckendere Leistung dar als beim menschlichen Auge. Die vordere und die hintere Kammer, die das Kammerwasser enthielten, mussten anders geformt sein und sich auf einzigartige Weise im iridokornealen Winkel in die Iris fügen.
    Als Tierärztin sah sie sich gezwungen, sie genauer zu untersuchen, doch gleichzeitig hielt ihr eigenes Staunen sie zurück. Ihr Verstand und ihr Herz waren gleichermaßen
berührt. Ihr Magen flatterte und ihre Hände zitterten wie von einer Lähmung befallen.
    Die Tiere schüttelten das Plüschspielzeug, beschnupperten es und kauten darauf herum. Das mit der Ente bot seines dem anderen an und sie tauschten.
    Merlin wedelte mit dem Schwanz, als freue er sich, dass ihnen seine Sachen zu gefallen schienen.
    Cammy war überwältigt von einer Art Verwunderung, ähnlich der, die sie zwischen den Pferden auf der High Meadows Farm verspürt hatte. Aber das Wort Verwunderung wurde diesem Gefühl nicht gerecht. Es war etwas tiefer Empfundenes. Doch das richtige Wort entzog sich ihr.
    Ganz gleich, wie viele Unterschiede zwischen diesen Augen und denen anderer Tiere bestehen könnten – allein ihre Farbe war ebenso beeindruckend wie ihre Größe. Sie waren golden, aber der Farbton war nicht einheitlich. Mehrere Schattierungen zeichneten sich darin ab: von Goldstaub über Flachs bis hin zu Bernstein …
    »Die Iris scheint nicht quer gestreift zu sein«, sagte sie.
    Von der Sessellehne, auf der er jetzt hockte, sagte Grady: »Quer gestreift?«
    »Von quer gestreift spricht man bei den radiären Muskelfasern, die kreisförmig vom Mittelpunkt der Iris ausgehen und ihr Struktur geben. Manchmal spielt das Licht in hellen Augen so, dass es scheint, als seien sie wie Edelsteine geschliffen und funkelten.«
    »Ja, klar. Okay. Quer gestreift.«
    »Aber sie sind es nicht. Sie weisen eine ganz andere Struktur auf. Ich würde mir ihre Augen zu gern mit meinem Augenspiegel ansehen.«
    »Ich glaube, sie würden es sogar zulassen.«
    Sie hob ihre Hände, um ihm zu zeigen, wie heftig sie zitterte.
    Er sagte: »Du fürchtest dich doch nicht etwa vor ihnen, oder?«
    »Nein. Sie wirken gutmütig. Es ist nur … nur das, was sie bedeuten könnten. Mein Gott.«
    »Was ist? Was denkst du?«
    »Ich denke gar nichts.«
    »Doch, irgendetwas denkst du.«
    »Nein. Ich weiß es nicht. Aber irgendetwas haben sie verdammt sicher zu bedeuten.«
    »Ich habe dir doch gleich gesagt, sie sind was. Aber ich dachte, du hättest vielleicht eine Idee, was sie sind.«
    »Nein. Ich weiß nicht, was sie sind.«
    »Ich dachte, du hättest wenigstens eine Theorie.«
    »Ich praktiziere Medizin. Ich praktiziere keine Theorie.«
    Er sagte: »Ich werde jetzt das Licht ausschalten. Warte nur, bis du ihre Augen im Dunkeln siehst.«
    Das Geschöpf mit dem lila Häschen fand die Stelle, auf die man drücken musste, damit es quietschte.
    »Warte«, sagte Cammy, als Grady zum Lichtschalter ging.
    »Worauf soll ich warten?«
    Quiek, quiek.
    Nur für den Fall, dass das Quietschen bedeutete, sie würden gleich mit ihm spielen, erhob sich Merlin.
    »Ihre Vorderpfoten«, sagte Cammy. »Das fällt mir jetzt erst auf. Ich war so sehr von ihren Augen fasziniert, dass mir ihre Vorderpfoten noch gar nicht aufgefallen sind.«
    »Was ist mit ihnen?«
    Quiek, quiek, quiek.
    Cammys Knie waren immer noch weich und ihre Beine zitterten, doch die Nervosität ließ sie aufspringen. »Es sind keine Pfoten. Es sind Hände.«
    »Ja«, sagte Grady. »Wie bei Affen.«
    Plötzlich wurden Cammys Handflächen feucht. Sie rieb sie an ihrer Jeans trocken, während sie sagte: »Nein. Nein, nein, nein. Nicht wie bei Affen.«

27
    Als ein Mann, der Wert auf tadellose Hygiene legte, sehnte sich Henry Rouvroy danach, ein Bad zu nehmen. Seine Aktivitäten seit seinem Eintreffen auf der Farm hatten mehr als einen Schweißausbruch hervorgerufen.
    Er würde gezwungen sein, sich für die nächsten Jahre als Bauer zu verkleiden, um als Jim durchzugehen. Aber er weigerte sich, dem Lumpenpack anzugehören; sowohl intellektuell als auch körperlich legte er Wert darauf, sich durch Reinlichkeit vom Pöbel abzuheben.
    Solange sein Peiniger herumschlich, wagte er es jedoch nicht, nackt und angreifbar zu sein. Das Prasseln der Dusche würde ihn taub für die Geräusche eines nahenden Feindes machen.
    Er konnte sich bestenfalls die Hände waschen. Während er rasch warmes Wasser in das Waschbecken einlaufen ließ, krempelte er sich

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