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Die unbeugsame Braut

Die unbeugsame Braut

Titel: Die unbeugsame Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Henley
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Beobachter du doch bist.«

21
    D ie Hand auf den Unterleib gepresst, schleppte Francis Russell sich auf Woburn durch die Bibliothek und ließ sich in den lederbezogenen Ohrensessel hinter dem Schreibtisch sinken.
    Gewohnt, den Herzog zu jeder Tages- und Nachtzeit und in jedem nur möglichen Zustand heimkehren zu sehen, trat Burke an die Tür. »Euer Gnaden, kann ich etwas für Sie tun?«
    Francis deutete auf das Beistelltischchen mit dem Brandy.
    Der Butler brachte die Karaffe und ein Glas. »Noch etwas, Euer Gnaden?«
    Der Herzog deutete auf die Tür. Burke verbeugte sich und zog sich zurück.
    Francis goss sich ein volles Glas Brandy ein und leerte es hastig. Nach einigen Minuten war das quälende Pulsieren in seiner Leiste nicht mehr zu spüren, nur sein verletzter Stolz schmerzte nach wie vor unerträglich. Mit einem zotigen Fluch führte er die ganze Karaffe an die Lippen.
    Noch nie hatte sich eine Frau seinen Annäherungsversuchen widersetzt. Es ging über seine Vorstellungskraft, dass irgendein weibliches Wesen sich ihm verweigern konnte – schon gar nicht eines, das er begehrte, wie er noch nie eine Frau begehrt hatte, und das er mit Aufmerksamkeiten überschüttete. Er konnte es nicht in sein Bewusstsein lassen, dass Georgina Gordon ihn nicht wollte, und so unterstellte er ihr ganz andere Beweggründe, die sein männliches Ego nicht verletzten. Sie weigert sich, meine Geliebte zu werden, weil sie befürchtet, ich würde sie dann nicht heiraten. Warum sonst hat sie mir Mariannas Namen entgegengeschleudert? Die anderen Frauen in
meinem Leben sind die wahren Hindernisse, die sie nicht toleriert und die sie von mir fernhalten. Georgina ist für ihr Alter sehr klug und glaubt, ich würde sie nicht zur Duchess of Bedford machen, wenn sie sich mir vor der Ehe hingibt.
    Dieser Gedanke besänftigte ihn und ließ das Geschehen auf Kimbolton in einem anderen Licht erscheinen. Er nahm noch einen ordentlichen Schluck Brandy, und als die tröstliche Wärme seinen Körper durchströmte, fiel ihm der Moment ein, als er in ihrem Schlafgemach zu sich kam und entdecken musste, dass sie verschwunden war. Er wusste, dass es einen heftigen Kampf gegeben hatte – seine Wunden waren der beste Beweis. Um eventuellen Vorwürfen seines Freundes William Montagu aus dem Wege zu gehen, hatte er Kimbolton vor Tagesanbruch verlassen.
    Sie wird ihrer Schwester weiß Gott was für Geschichten auftischen. Es wäre besser, Manchester über meine Absichten zu informieren.
    Francis zog aus einem Schreibtischfach einen Bogen mit aufgeprägtem Familienwappen, tauchte seine Feder ins Tintenfass und schrieb an Manchester.
    Mein lieber William,
    ich danke Dir für die herzliche Gastfreundschaft auf Kimbolton. Ich fühle mich verpflichtet, Dir mitzuteilen, dass meine Absichten bezüglich Deiner Schwägerin völlig ehrenhaft sind. Du sollst wissen, dass ich Lady Georgina bat, meine Frau zu werden. Obschon sie mich ihrer Liebe versicherte, wies sie mich wegen meiner Beziehung zu Mrs. Palmer ab. Es ist nun meine ernste Absicht, das Hindernis zu beseitigen, das Lady Georgina von einer Heirat abhält, und gebe dir mein Wort, dass die Affäre beendet ist.
    Ich bitte Dich, ihr zu versichern, dass ich nach meiner Rückkehr nach London der Duchess of Gordon formell meine Aufwartung machen werde, um sodann, Georginas Einverständnis vorausgesetzt, unsere Verlobung bekannt zu geben.
    Francis Russell, Duke of Bedford
    Er faltete den Brief zusammen, adressierte den Umschlag und verschloss ihn mit Siegelwachs. Nachdem er sich noch mehr Brandy einverleibt hatte, entnahm er einem Schreibtischfach ein Büchlein, ein sehr intimes Tagebuch, in dem er seine sexuellen Affären und Eskapaden drastisch und in allen Einzelheiten festzuhalten pflegte. Die Kombination von obszönen Worten und Brandy ließ Realität und Wunschdenken verschwimmen. Als er die Seiten überflog, waren Stolz und Ehre ebenso wiederhergestellt wie sein Glaube an seine überlegene Männlichkeit. Er tauchte seine Schreibfeder in die Tinte und schrieb ganz oben auf eine neue Seite des Tagebuches Georginas Namen. Dann ließ er seiner Fantasie freien Lauf und schilderte, wie er dank seiner raffinierten Verführungskünste die Gunst der jungen Schönen gewonnen hatte. In deftigen Einzelheiten beschrieb er, wie er ihre Leidenschaft geweckt und sie dazu gebracht hatte, dass sie ihn anflehte, sie zu nehmen.
    Francis legte befriedigt die Feder aus der Hand. Er war wieder im Reinen mit sich selbst. Kein Grund

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