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Die unbeugsame Braut

Die unbeugsame Braut

Titel: Die unbeugsame Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Henley
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Flugblätter zurückbeordern und diese sodann verbrennen. Sollten heute um sechs Uhr abends noch Zettel im Umlauf sein, werde ich Sie nicht nur wegen Verleumdung verklagen – ich werde dieses Haus kaufen und Sie auf die Straße setzen. Sollten Sie aber meinen Forderungen nachkommen, werde ich Sie für Ihre Verluste entschädigen. Ich benötige Ihre eidesstattliche Erklärung, dass Sie diesen Unrat nicht mehr produzieren und sich davon distanzieren. Mein Anwalt hat eine Erklärung vorbereitet, die Sie unterzeichnen müssen.«
    In sein Haus am Russell Square zurückgekehrt, lief er unruhig wie ein Panther in seinem Käfig auf und ab. Was er heute unternommen hatte, war zu Georginas Schutz geschehen. Er verspürte das überwältigende Verlangen, sie zu sehen, doch der Gedanke, sie aufzusuchen und in Gegenwart ihrer Mutter mit ihr zu sprechen, war ihm zuwider. Ich will an Charles Lennox schreiben und ihn bitten, er möge seine Schwägerin doch nach Fife House einladen, damit Georgina und ich uns unter vier Augen aussprechen können.
     
    »O Gott, fast sieben Uhr. Er kann jeden Moment eintreffen, Charlotte. Glaubst du, das graue Kleid reicht? Oder ist Schwarz unerlässlich?«
    »Georgy, so unentschlossen kenne ich dich gar nicht. Vielleicht solltest du Schwarz wählen. John ist in doppelter Trauer – um seine
Frau und um seinen Bruder, die er beide innig liebte.« Trotz Charlottes Bemühungen, sie vor dem Klatsch zu schützen, hatte Georgina die kompromittierende Karikatur gesehen und wusste, dass ganz London sich über sie den Mund zerriss. »Du darfst nichts Ungehöriges sagen«, ermahnte ihre Schwester sie.
    Georginas Herz begann heftig zu klopfen. Charlotte ist ja nicht auf den Kopf gefallen. Sie argwöhnt schon lange, dass ich mich zu John bereits hingezogen fühlte, als seine Frau noch lebte.
    »John muss außer sich sein, weil sein Bruder zum Gegenstand von Spott und Verdächtigungen wurde.« Charlotte reichte Georgina das schwarze Kleid und hängte das graue in den Schrank.
    »Francis Russell zu ermutigen, mir den Hof zu machen, war das Verrückteste, was ich je getan habe, zumal ich den Mann richtiggehend verabscheute. Und jetzt tratscht ganz London über mich.« Sie biss sich auf die zitternde Unterlippe.
    »Du darfst John nicht verraten, dass du Francis nicht mochtest. Es würde ihn zutiefst kränken. Versprich mir, dass du von einem Toten nicht schlecht sprechen wirst!«
    »Du weißt doch, dass ich John nie kränken würde. Und du kannst auch beruhigt sein, dass ich nichts Unschickliches tun oder sagen werde.«
    »Ich höre einen Wagen vorfahren. John bat Charles, ihn zu begleiten, als er erfuhr, dass du bei mir in Richmond-on-Thames bist. Ich gehe jetzt und begrüße sie – lass nicht zu lange auf dich warten.«
     
    John sah Georgina die Treppe herunterkommen. Ihr niedergeschlagenes Aussehen traf ihn bis ins Mark. In ihrem schwarzen Kleid wirkte sie so totenbleich, so klein und verletzlich, dass es ihm das Herz brach.
    »Mein Beileid zu Ihrem großen Verlust«, murmelte sie leise.
    Ich trage den Verlust viel besser als du, kleines Mädchen. Er unterdrückte sein Verlangen, sie in die Arme zu schließen und zu trösten.
Er schaute erst zu Charlotte, dann zu Charles hin, und es trat ein verlegenes Schweigen ein.
    Georgina spürte, dass John sie unter vier Augen sprechen wollte. »Wenn Sie mich begleiten möchten … wir könnten hinunter zum Fluss gehen.«
    »Natürlich.« Er sah zu, wie Charlotte ihre Schwester in einen schwarzen Samtumhang hüllte, und dann waren sie draußen und wunderbarerweise allein. Es dunkelte schon, als sie am Fluss entlangschlenderten.
    Schuldbewusstsein machte ihr das Herz schwer. Ihre Attacke auf Francis hatte sicher zu seinem vorzeitigen Tod beigetragen. Wenn John jemals davon erfuhr, würde er sie für immer meiden.
    »Ich bedaure sehr, dass Tratsch und Spekulationen Ihren Kummer noch vergrößern, Lady Georgina.«
    Wenn du die Schmähschrift gesehen hast, sterbe ich vor Scham! Was sie in Wahrheit für Francis empfunden hatte, wagte sie nicht einzugestehen. »Bitte, es ist zu schmerzlich, davon zu sprechen«, sagte sie mit flehendem Blick.
    »Dann sprechen wir von anderen Dingen.«
    Ein Schauer der Erleichterung durchlief sie.
    »Sie frieren ja!« Er blieb stehen und fasste nach ihren Händen.
    »Nein … doch, ja. In letzter Zeit wird es mir nur selten richtig warm. Offenbar bin ich kälteempfindlicher als andere. Das war schlimm in den Wintern im schottischen Hochland. Dort

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