Die unbeugsame Braut
Mode. Sogar bei der königlichen Familie, die Anne, die Duchess of Cumberland und Witwe des königlichen Bruders, als Repräsentantin über den Kanal schickte. Der Prince of Wales schlug seinem Freund Fox vor, er solle doch mit seiner Frau Elizabeth nach Paris reisen, und bot ihm an, sämtliche Unkosten als Gegenleistung für wöchentliche Lageberichte zu übernehmen.
Die Duchess of Devonshire war untröstlich, weil sie wegen eines Gallenleidens in London bleiben musste, während ihre Schwester Lady Bessborough und deren Tochter Caroline unter den Ersten waren, die Paris heimsuchten.
Auch Georginas Schwester Susan war grün vor Neid, dass sie nicht mit nach Frankreich konnte. Sie musste wegen ihrer Schwangerschaft zu Hause bleiben – ihr Ehemann erlaubte ihr auf keinen Fall eine Schiffspassage über den Ärmelkanal.
Das alles ist John Russells Schuld! Hätte er wie ein Gentleman gehandelt
und die Verlobung meiner Schwester bestätigt, hätte Georgina zur Wahrung ihres Rufes nicht außer Landes gehen müssen. Je länger Susan darüber nachdachte, desto wütender wurde sie. Die Überheblichkeit dieses Menschen ist unerträglich. Er glaubt wohl, die Russells seien etwas ganz Besonderes und die Gordons nicht gut genug, um mit diesem vornehmen englischen Namen in einem Atemzug genannt zu werden.
»Verzeihen Sie die Störung, Euer Gnaden. Es ist Besuch da.«
John Russell plante, seine Söhne übers Wochenende nach Woburn zu holen, und hatte drei Schlafzimmer mit ihren persönlichen Sachen, die aus London herübergeschafft worden waren, ausgestattet. Er wollte, dass die Jungen den Familiensitz als ihr neues Zuhause betrachteten. Eben hatte er ein Porträt ihrer Mutter über dem Kamin im Wohnzimmer aufgehängt, als Burke ihn mit seiner Ankündigung störte.
»Wer ist es?« John stieg von der Leiter herunter.
»Die Duchess of Manchester. Ich habe sie in den großen Empfangssalon geführt.« Der Butler half John in sein Jackett.
Bei Erwähnung ihrer Schwester blitzte wieder Georginas Bild vor Johns geistigem Auge auf. Er unterdrückte die unangenehme Ahnung, die ihn erfasste, als er den Salon betrat. »Guten Tag. Herzlich willkommen auf Woburn, Lady Susan.« Er sah, dass sie guter Hoffnung war – aber auch, dass sie ungeduldig mit der Fußspitze auf den Boden tippte und sein Lächeln nicht erwiderte. »Entschuldigen Sie, dass ich Sie warten ließ. Bitte, nehmen Sie doch Platz.«
»Bedford, das soll kein Besuch sein. Ich bin mit einem Anliegen hier.«
Sie strotzt nur so vor Feindseligkeit. Höflich blieb er stehen und wartete, dass sie fortfuhr.
Susan zog einen Brief aus ihrem Täschchen und reichte ihn herüber. »Bestreiten Sie, dass dies die Handschrift Ihres Bruders ist?«
Er griff nach dem mit dem herzoglichen Wappen versehenen
Briefbogen und erkannte auf den ersten Blick das flüchtige Gekritzel seines Bruders. Das an den Duke of Manchester gerichtete Schreiben war auf den dritten Februar datiert, also einen Monat vor Francis’ Tod.
Mein lieber William,
ich danke Dir für die herzliche Gastfreundschaft auf Kimbolton. Ich fühle mich verpflichtet, Dir mitzuteilen, dass meine Absichten bezüglich Deiner Schwägerin völlig ehrenhaft sind. Du sollst wissen, dass ich Lady Georgina bat, meine Frau zu werden. Obschon sie mich ihrer Liebe versicherte, wies sie mich wegen meiner Beziehung zu Mrs. Palmer ab. Es ist nun meine ernste Absicht, das Hindernis zu beseitigen, das Lady Georgina von einer Heirat abhält, und gebe dir mein Wort, dass die Affäre beendet ist.
Ich bitte dich, ihr zu versichern, dass ich nach meiner Rückkehr nach London der Duchess of Gordon formell meine Aufwartung machen werde, um sodann, Georginas Einverständnis vorausgesetzt, unsere Verlobung bekannt zu geben.
Francis Russell, Duke of Bedford
John spürte, wie sich in seinem Inneren alles zusammenkrampfte. Francis, du elender Bastard! Mit deinem letzten Atemzug hast du geschworen, du hättest Georgina keinen Antrag gemacht.
Er gab Susan den Brief zurück. »Ich versicherte Ihrer Mutter, dass Francis Lady Georgina höchste Achtung entgegengebracht habe und seine Absichten ehrenhaft gewesen seien.« Insgeheim stieß John einen Fluch aus. »Offenbar hätte ich mehr sagen sollen. Morgen bin ich in London und kann die Duchess of Gordon aufsuchen und mich entschuldigen.«
»Ihr Besuch wird vergebens sein, da meine Mutter das Haus geschlossen hat. Sie sah sich gezwungen, meine Schwester außer Landes zu bringen, um dem Skandal zu
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