Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die unbeugsame Braut

Die unbeugsame Braut

Titel: Die unbeugsame Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Henley
Vom Netzwerk:
eindrucksvoll, das trifft haargenau zu , dachte Georgina.

    »John Russell? Er ist der jüngere Bruder des Duke of Bedford«, sagte Charlotte. »Die Brüder verloren früh die Eltern, den Marquess und die Marchioness of Tavistock. Sie wurden von ihren Großeltern, dem vierten Duke of Bedford und seiner Gemahlin, großgezogen, und Francis folgte dem Großvater als Herzog. Merkwürdig, wie verschieden sich Brüder entwickeln können. Bedford will von einer Ehe nichts hören, während John es nicht erwarten konnte. Gegen den ausdrücklichen Wunsch seiner Großmutter heiratete er mit nur neunzehn Jahren in Brüssel Elizabeth Byng. Er hatte sich ganz jung zur Infanterie gemeldet und kämpfte in Belgien gegen die französischen Revolutionstruppen.«
    »Apropos Großmütter, Elizabeth Byngs Großmama war eine Lennox«, bemerkte Charles. »Johns Frau ist daher entfernt mit mir verwandt.«
    »Du lieber Gott, mich würde nicht wundern, wenn der gesamte britische Adel durch Heirat verwandt wäre«, meinte Charlotte trocken.
    »Charlie ist etwa gleich alt wie Johns Jüngster. Sie haben sich so gut vertragen, dass ich ihn zu uns eingeladen habe. Sie wohnen den Sommer über in einem Haus ganz in der Nähe, drüben auf der anderen Seite von Dorset Fields.«
    Verdammt! Ich muss dem eingebildeten Teufel um jeden Preis ausweichen. Wenn ich Glück habe, kommt er gar nicht.
    »Wir sollten die Russells im August zu den Rennen in Goodwood einladen.« Goodwood war der Besitz des Duke of Richmond unweit von Chichester in Sussex. Das prachtvolle Herrenhaus barg nicht nur viele Kunstschätze, sondern verfügte auch über eine eigene Rennbahn.
    Georginas Laune sank. Jetzt bedauerte sie, Charles nach dem Mann gefragt zu haben, doch sie beschwichtigte ihren Ärger, indem sie sich einredete, nicht das geringste Interesse an dem rüpelhaften Kerl zu haben. Ich werde in diesem Jahr die Rennen in Goodwood auslassen . »Wenn wir schon vom Duke of Bedford sprechen
– auf Louisas Hochzeit hat er so unverschämt mit mir geflirtet, dass unser Bruder ihn in die Schranken weisen musste. Es war höchst amüsant.«
    Georgina hatte es geschafft, das Thema zu wechseln, und unternahm nun den entschlossenen Versuch, Bedfords Bruder aus ihren Gedanken zu verbannen. In der Nacht freilich suchte John Russell sie in ihren Träumen heim.
    Sie angelte mit ihrem Vater im River Spey, watete hinaus – dorthin, wo das Wasser tiefer war und die Lachse sich mühsam gegen die Strömung flussaufwärts durchkämpfen mussten. Das Frühlingstauwetter hatte den reißenden Fluss gefährlich anschwellen lassen, und Georgina glitt auf einem Stein aus und verlor den Halt. Ihr Kopf geriet unter Wasser, und plötzlich war sie hilflos und in ernster Gefahr .
    Da tauchte aus dem Nichts ein kräftig gebauter Mann mit schwarzem Haar auf. Ohne zu zögern, stürzte er sich ins tosende Wasser und schwamm zu ihr hin. Seine Arme umschlossen sie, er hob sie an seine breite Brust. Ganz schwach vor Erleichterung klammerte Georgina sich an ihn, als er sie aus dem Wasser trug. Seine Arme waren dermaßen stark, dass sie sich im Leben noch nie so sicher gefühlt hatte.
    »Ein Wunder, dass du nicht ertrunken bist, kleines Mädchen!« Sie blickte lächelnd in seine dunklen Augen empor. Er war zornig, wusste aber, dass sie eine erwachsene Frau war. Dass er sie »kleines Mädchen« nannte, war eine Liebkosung. Ihr gefiel es, dass er sie gerettet hatte und vor Gefahr bewahren wollte. Nie zuvor hatte sie so zärtliche Fürsorge von einem Mann erfahren. Es war ein berauschendes Gefühl.
    »Danke, alter Mann«, flüsterte sie herausfordernd .

4
    W ie fühlst du dich, Elizabeth?« John Russell trat an das Fenster im Wohnzimmer seiner Frau, um frische Luft in den stickigen Raum einzulassen.
    »Bitte, lass das Fenster zu. Zugluft schadet mir. Heute Nachmittag, als ihr alle fort wart, war es herrlich ruhig. Ich glaube, die Jungen sind zu viel für mich.«
    John erkannte den anklagenden Ton und rang um seine Fassung. Was ist das für eine Mutter, die ihre eigenen Kinder nicht erträgt? Freundlich sagte er jedoch: »Ich hoffe sehr, dass du uns beim Dinner Gesellschaft leistest.«
    »Nein, ich bin nicht hungrig. Ich möchte nur meine Ruhe. Ich glaube, ich gehe zu Bett und lasse mir von Gertrude etwas hinaufbringen.«
    »Wie du möchtest.« John hob ihr Wollplaid hoch und half ihr beim Aufstehen. Er spürte, wie sie unter seiner Berührung erstarrte, und zog rasch seine Hände zurück. Sie hatte seit fast neun

Weitere Kostenlose Bücher