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Die unbeugsame Braut

Die unbeugsame Braut

Titel: Die unbeugsame Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Henley
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Besuchergalerie im Unterhaus und haben uns die Reden angehört. Zu unserem großen Vergnügen natürlich in Männerkleidung. Jetzt muss ich mir eine andere Begleitung, besser gesagt, einen anderen Komplizen suchen.«
    »Sicher wird Huntly dir den Gefallen tun. In Begleitung unseres Bruders wirst du dich nicht verkleiden müssen.«
    »Ich denke, dass mein Debüt mir einen großen Vorteil verschaffen wird. Ich werde nach Belieben Gesellschaften, Bälle und Soireen der ersten Kreise besuchen können.« Georgina rümpfte die Nase. »Leider gibt es dabei auch einen Nachteil – ich werde auf dem Heiratsmarkt präsentiert.«
    »Es ist unglaublich, doch als ich debütierte, nahm Mutter für mich ihren lieben Freund und Verbündeten William Pitt aufs Korn. Sie hatte es sich in den Kopf gesetzt, uns zu verkuppeln, und schleppte mich immer wieder zu Besuchen nach Wimbledon in sein Haus mit. Pitt zollte mir zwar respektvolle Aufmerksamkeit, doch erreichte unsere Beziehung nie das amouröse Stadium. Schließlich muss es Mutter wohl gedämmert haben, dass der Premierminister eingefleischter und nicht zu bekehrender Junggeselle ist.«
    »Ach, das ist ja köstlich. Ich bin so froh, dass du dir von ihr keinen Ehemann hast aufdrängen lassen, Charlotte. Ich möchte ebenfalls selbst meine Wahl treffen.«
    »Ach, mach dir nichts vor, Georgina«, sagte ihre Schwester trocken.
    »Ich möchte …« Georginas Stimme verlor sich.
    »Was möchtest du, meine Liebe?«

    »Ich wünschte, Vater und Mutter hätten sich nicht so entfremdet. Glaubst du, sie waren je ineinander verliebt?«
    »Das kann ich nicht sagen. Zwischen ihnen gab es bestimmt eine starke körperliche Anziehungskraft. Lust war also sicher vorhanden – von Liebe weiß ich nichts.«
    »Sie war unbestritten eine gute Ehefrau und Mutter. Obgleich sie ihrer Herkunft nach bei weitem nicht so vornehm war wie die Gordons, macht sie sich in ihrer Rolle als Herzogin großartig. Sie war Vater immerhin eine unersetzliche Hilfe, weil sie sich aufopfernd um seine Pächter gekümmert und mitgeholfen hat, sein Vermögen zu mehren. Du weißt ja, dass sie die Textilindustrie im Hochland förderte, indem sie das Tragen von Tartans mit traditionellem Schottenkaro in der Gesellschaft salonfähig machte. Außerdem brachte sie den Bauern bei, wie man Flachs anbaut und verarbeitet, und sie drängte Vater und andere Grundbesitzer zum Bau von Mühlen.«
    »Ja, sie war wirklich sehr engagiert. Zweifellos hat sie dazu beigetragen, dass durch die Gründung von Spinnereien, Webereien und Färbereien die in Schottland herrschende Armut gelindert wurde«, pflichtete Charlotte der Schwester bei. »Sie trat auch dafür ein, schon die Kinder mit den Grundlagen des Ackerbaus vertraut zu machen, um sie auf die Übernahme der väterlichen Höfe vorzubereiten.«
    »Für mich ist es vor allem bewundernswert, wie sehr sie sich für Politik interessiert. Sie hat mir erzählt, ihr Engagement sei erwacht, als ihr klar wurde, dass nur durch langfristige Lösungen das schreckliche Elend nachhaltig zu bekämpfen sei. Aber sie ist in ihren Interessen nie einseitig geworden. Denk nur daran, wie unermüdlich sie die Künste fördert – erst in Schottland, dann in England. Und als Gastgeberin ist Mutter unübertroffen. Kein Mann könnte sich eigentlich eine bessere Partnerin wünschen.«
    »Stimmt! Aber Vater hat sich dafür mit einer Schar von Bastarden revanchiert. Das ist der Dank.«

    »Ich beklage zwar Mutters recht schamlose Jagd auf vornehme Ehemänner für ihre Töchter, bin aber sehr stolz auf ihre sonstigen Fähigkeiten. Sie ist eine Kraft, mit der man rechnen muss.«
    »Du bist ihr sehr ähnlich, Georgina.«
    »Nun ja, sie hat uns alle nach ihrem Vorbild zu Menschen erzogen, die das Leben in vollen Zügen genießen.«
    »Du hast nicht nur ihre Lebenslust, sondern auch ihre Schönheit geerbt, wenngleich du zarter, edler und kultivierter bist. Aber dass du Mutters Urwüchsigkeit nicht mitbekommen hast, ist nur ein Glück für dich. Die letzte des Wurfes entpuppte sich eben als strahlendes Juwel.«
    »Sei vorsichtig mit deinem Lob, Charlotte. Leider besitze ich eine Unzahl von Fehlern, die zu verbergen mir nicht immer gelingt.«
     
    Am nächsten Morgen trafen sie sehr früh auf dem Lord’s Cricket Ground ein, und Georgina konnte zu ihrer großen Belustigung beobachten, wie eine Schafherde zusammengetrieben und vom Feld gescheucht wurde. Die Tiere durften hier grasen, um den Rasen kurz zu halten. »Ihr Gentlemen tut

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