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Die unbeugsame Braut

Die unbeugsame Braut

Titel: Die unbeugsame Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Henley
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Jahren keine Intimität mehr zugelassen.
    John begleitete seine Frau nach oben zu ihrem Schlafzimmer. Am Ende der Treppe stand der kleine Johnny. »Es war ein tolles Kricketmatch!«, sagte er mit einem glücklichen Lächeln zu Elizabeth.
    »Deine Mutter fühlt sich nicht wohl.«
    »Das tut mir leid, Mama. Soll ich dir etwas vorlesen?«
    »Nein! Ich habe schreckliche Kopfschmerzen. Lass mich in Ruhe, Johnny.«
    John sah die Freude aus dem Gesicht seines kleinen Sohnes schwinden und verkniff sich eine harsche Antwort. »Ich schicke dir
Gertrude«, sagte er knapp. Ich hätte sie in Devon lassen sollen. Früher oder später werde ich die Beherrschung verlieren. Wenn ich mich noch viel länger zusammenreißen muss, gibt es eine Eruption wie bei diesem verdammten Vesuv.
     
    Am nächsten Morgen schlug John Russell seinen Söhnen vor, zu viert Kricket zu üben. William holte sein Schlagholz, er selbst schnitt Holz ab, stellte provisorische Tore auf und brachte die nächsten drei Stunden damit zu, den Jungen den Ball zuzuwerfen. Er wollte, dass sie in der frischen Sommerluft ein wenig trainierten, ihren Spaß hatten und die ewige Missbilligung sowie die ständigen Klagen der Mutter für kurze Zeit vergessen konnten.
    Als es Zeit zum Lunch war, schickte er die Kinder zum Händewaschen und begab sich selbst zu seiner Frau. Wie immer fand er Elizabeth, verpackt in wärmende Plaids, auf ihrer Chaiselongue vor. Die Fenster waren ebenso geschlossen wie die Läden davor, um nur ja keinen Sonnenstrahl einzulassen. John verschränkte die Hände im Rücken, um nicht unwillkürlich alles aufzureißen. »Hoffentlich fühlst du dich heute besser.«
    »Ich spüre eine Enge in der Brust. Und ständig diese Angst, keine Luft zu bekommen. Ich fürchte zu ersticken.«
    Ich würde auch ersticken, wenn ich Stunden in diesem überheizten Raum verbringen müsste . »Das tut mir leid, meine Liebe. Ein kleiner Spaziergang im Garten würde dich leichter atmen lassen.«
    »Nein, der Blumenduft bereitet mir Kopfschmerzen, und was ist, wenn mich eine Biene sticht? Als Kind ist es mir passiert. Aus irgendeinem Grund haben Bienen es auf mich abgesehen.«
    Es ist sinnlos, sie zu bitten, dass sie mit uns zu Mittag isst – sie würde nur Ausflüchte erfinden, um meinem Wunsch nicht nachkommen zu müssen . »Gestern traf ich Charles Lennox und seine Frau beim Kricketmatch. Er ist mit seiner Familie derzeit ganz in der Nähe, auf Marylebone Manor. Er hat uns zu sich eingeladen. John ist ungefähr im Alter seines ältesten Sohnes.«

    »Charles ist mit einem dieser schrecklichen Gordon-Weiber verheiratet. Zweifellos hat sie ihn nur des Geldes wegen genommen und weil er der nächste Duke of Richmond wird.«
    »Aber Charlotte ist die Tochter eines Herzogs. Alexander Gordon ist sehr begütert. Er hat ausgedehnte Besitzungen in Schottland.«
    »Und jede Menge illegitime Sprösslinge.« Elizabeth kniff den Mund missbilligend zusammen. »Seine Treulosigkeit erinnert mich an deinen Bruder Francis.«
    John ballte die Fäuste. Seine Bindung an den Bruder war, da sie so früh ihre Eltern verloren hatten, sehr eng. »Francis ist unverheiratet und daher nicht treulos. Soll ich die Einladung nun annehmen?«
    »Sie haben einen ganzen Stall voll Kinder, vermutlich samt und sonders ungezogene Rangen. Ich würde das nicht aushalten. Du weißt, dass meine schwache Gesundheit Geselligkeiten nicht zulässt. Es kommt nicht infrage. Verlang es also erst gar nicht von mir.«
    »Natürlich nicht. Das kann ich verstehen. Trotzdem möchte ich die Einladung annehmen. Die Jungen werden sich freuen. Lady Lennox werde ich dein Bedauern ausdrücken.«
    »Ja, das wäre das Beste.« Sie drückte matt ihre Hand an die Stirn. »Du wirst froh sein, wenn es mich nicht mehr gibt.«
    Wie oft habe ich dieses Klagelied schon gehört? »Wir fahren morgen hin. Dann hast du eine ganze Weile die Ruhe, die du dir wünschst.«
     
    Georgina war vor ihrem morgendlichen Ausritt auf dem Weg zum Stall. Die Schwester hatte ihr angeboten, ihre Lieblingsstute Barleybree zu reiten. Sie selbst war aufgrund ihrer Morgenübelkeit nicht in der Lage mitzukommen.
    Als sie das Geklapper von Pferdehufen hörte, warf Georgina einen Blick zu den Toren von Marylebone Manor und sah, dass sich vier Reiter näherten. Ein Mann und drei Jungen auf ihren Ponys!
Der Anblick versetzte sie in Panik. »Guter Gott … er!«, flüsterte sie.
    Georgina blickte verzweifelt an ihrem alten Reitrock hinunter und strich über den Ärmel

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