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Die unbeugsame Braut

Die unbeugsame Braut

Titel: Die unbeugsame Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Henley
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Rennen nicht zu verpassen.
    Im Vorübergehen spürte sie, dass alle Köpfe sich nach der jungen Dame in Kilt und Weste umdrehten. Sie tastete nach dem großen Amethyst an ihrer Distelbrosche. Papa, du hast mich zum Ereignis der Woburn-Rennen gemacht. Ich kann jetzt davonlaufen und mich verkriechen, oder ich kann auf öde Wohlanständigkeit pfeifen und mich mutig präsentieren .
    Georgina holte Lord Lauderdale ein. Da er Schotte und obendrein Witwer war, fühlte sie sich bei ihm sicher. Verärgert biss sie sich auf die Lippen, als er laut seinen guten Freund Francis Russell rief. Wie erwartet blieb der taxierende Blick des Duke of Bedford anerkennend an ihren Beinen hängen, ehe er zu ihrem Gesicht glitt.
    »Welch angenehme Überraschung! Ihr Bruder sagte mir unmissverständlich, dass Sie meine Einladung für das Wochenende nicht annehmen würden.«
    »Ach, über das Wochenende bleibe ich nicht, Euer Gnaden. Meine
Mutter hat mit meiner Schwester, der Duchess of Manchester, in einer Familienangelegenheit dringend etwas zu besprechen. Danach fahren wir bald wieder ab.«
    »Aber sicher nicht vor dem Hauptrennen um den Woburn Gold Cup? Ich bestehe darauf, dass Sie bleiben und meine Gastfreundschaft in Anspruch nehmen. Es wäre mir eine Ehre, als Ihr Begleiter fungieren zu dürfen, Lady Georgina.«
    Sie gab ein wenig nach. »Nun, zumindest das nächste Rennen werde ich mir ansehen, da ich eine Wette platziert habe.«
    Lauderdale schlug Bedford auf den Rücken. »Strathspey ist das Pferd, auf das man setzen sollte. Hoffentlich haben Sie richtig gewettet, Francis.«
    »Allerdings, James, da keines meiner eigenen Pferde in diesem Rennen läuft. Die Quote ist zwar nur zwei zu eins, wer aber auf einen Favoriten setzt, denkt nicht an Geld.«
    So kann nur einer reden, der reicher als Krösus ist . Georgina trat näher an die Brüstung. »Es geht los!« Gebannt sah sie zu, wie die Pferde an ihnen vorüberrasten und unter ihren donnernden Hufen eine Staubwolke aufwirbelten. Zugleich aber spürte sie deutlich, dass Bedfords Blick auf ihr ruhte. Auch Mama wird mich mit angehaltenem Atem beobachten. Mach dir nur ja keine übertriebenen Hoffnungen, Duchess of Drinkwater.
    Die Endphase des Rennens war aufregend, und es erhob sich lautes Stimmengewirr, als Strathspey und ein zweites Pferd Kopf an Kopf in die Zielgerade galoppierten. Dann ein allgemeines Aufseufzen, denn Strathspey wurde mit nur einer Kopflänge geschlagen.
    »Hölle und Teufel!«, rief Lauderdale sichtlich betroffen. »Tut mir leid, Mädchen, dass Sie Ihren Einsatz verloren haben.«
    »James, bitte … Ich habe nicht verloren, sondern gewonnen.«
    »Wie das?«, rätselte er, während Bedford aufmerksam lauschte.
    »Ich habe auf Silky Sullivan, nicht auf Strathspey gesetzt. Ein irisches Pferd wird ein schottisches immer schlagen. Ich dachte,
das wüsste jeder – vielleicht aber doch nicht, da die Quote zwanzig zu eins stand.«
    Vor Lachen brüllend, warf Francis Russell den Kopf in den Nacken. Er lachte noch schallender, als er sah, dass sein Freund puterrot vor Zorn anlief. »Ein Witz auf deine Kosten, James – sich von einem kleinen Mädchen auf seinem ureigenen Gebiet schlagen zu lassen!«
    »Und wie viel haben Sie denn verloren, Euer Gnaden?«, fragte Georgina betont höflich. »Ach, ich weiß nicht – es geht nicht ums Geld, sondern um Triumph oder Verlustschmerz.«
    Francis schob seine Finger unter ihr Kinn und sah sie an. Aus seinem Blick sprach unverhülltes, heißes Begehren. »Sie genießen es, grausam zu sein. Das könnte sich eines Tages umkehren, Gnädigste, und Sie werden um Gnade flehen.«
    »Geben Sie sich oft Illusionen hin, Euer Gnaden?«, fragte sie zuckersüß. »Entschuldigen Sie mich, Gentlemen, ich hole jetzt meinen Gewinn ab.«
    Georgina entfernte sich so rasch, dass sie ganz atemlos beim Buchmacher ankam und ihm ihren Wettschein präsentierte. Als er ihr zwanzig Guineen in die Hand drückte, fühlte sie sich so reich, wie sie es sich nie erträumt hätte. Niemals bisher hatte sie mehr als einen Sovereign als Taschengeld zur Verfügung gehabt.
    Rasch drehte sie sich um und stieß beinahe mit John Russell zusammen, der ebenfalls gekommen war, um seinen Gewinn abzuholen.
    Sein dunkler, missbilligender Blick registrierte ihren kurzen Kilt, und sie spürte, wie ihre Wangen brannten. Am liebsten wäre sie im Boden versunken. Ihre Freude über den Gewinn war verflogen. Warum zum Teufel weckt er in mir immer das Gefühl, eine unverschämte Göre zu

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