Die unbeugsame Braut
sein ? Sie reckte ihr Kinn und sagte abwehrend: »Ich habe auf den Sieger gesetzt.«
»Gratuliere. Wetten sind offenbar Ihre Leidenschaft. Auch ich setzte auf das irische Pferd.«
»Fünfundzwanzig Pfund bringen hundert, Mylord.« Der Buchmacher fragte, ob er für das Woburn Cup Rennen schon gesetzt habe.
»Noch nicht. Setzen Sie meinen Gewinn auf Gimcrack.«
»Und Sie, Mylady?«
»Ich weiß nicht, wer läuft.«
Der Buchmacher reichte ihr eine Liste.
Sie spürte Russells missbilligenden Blick auf sich. Der dunkle Teufel sieht so bedrohlich aus, als wollte er mich schütteln. Der Gedanke bewirkte, dass ihre Kühnheit die Oberhand gewann. »Ich setze fünfzehn Guineen auf Thunderpot!«, sagte sie trotzig. »Der Name ist wohl eine beschönigende Umschreibung für Nachttopf.«
John Russell blieb ernst. »Sie haben eine Neigung zu vulgären Ausdrücken. Für eine junge Dame höchst unpassend.«
»Fehlt Ihnen jeder Sinn für Humor, Lord Tavistock?«
»Nicht ganz.« Sein Blick wanderte bedächtig über ihren Kilt und ihr Wams. »Es gibt unendlich viele Dinge, die mich amüsieren.« Er verbeugte sich höflich. »Guten Tag, Lady Georgina.«
Wieder habe ich den Kürzeren gezogen – ich wünsche, ich hätte ihn gegen das Schienbein getreten . Als sie sich den Vorgang vorstellte, lächelte sie. Mein Kilt wäre in die Höhe geflogen und hätte mehr als meine Beine enthüllt!
Sie gesellte sich zu Mutter und Schwester auf die Tribüne. »Wenn Susan einverstanden ist, ihr herrliches Silberservice für meine Debütparty zur Verfügung zu stellen, sehe ich keinen Grund, länger hierzubleiben.«
»Wir fahren nicht vor dem Hauptrennen ab«, erklärte die Herzogin. »Ich habe auf Royal Charge, das Pferd des Prince of Wales, gesetzt. Den Tipp gab mir Charles Fox.«
»Das ist aber sehr riskant. Fox ist kein Glücks-, sondern ein Unglückspilz.«
Susan lachte über den Scherz ihrer Schwester. »Ich bat William, für mich auf Godolphin zu setzen. Ein herrlicher Hengst.«
»William oder Godolphin?«, fragte Georgina unschuldig.
Susans Lächeln verschwand. »Leider beide. Manchmal wünsche ich, es wäre nicht so.«
»Und was ist mit einer Privatwette? Ich setze fünf Pfund auf Gimcrack.«
Susan war einverstanden. »Das ist der Favorit. Er gehört Bedford.«
»Das wusste ich nicht.« John Russell setzt fünfhundert Pfund auf das Pferd seines Bruders .
»Ich setze mein Geld auf Messenger«, erklärte Susan, die die Pferde genau musterte, als diese zum Start geführt wurden.
»Georgy, ich sah dich mit Francis Russell scherzen. Hoffentlich ließ er eine Andeutung fallen, dass er unseren großen Ball zu beehren gedenkt«, sagte Jane.
Georgina lächelte betont süß. Da ich seine Einladung ablehnte, wäre es ein Wunder, wenn uns die Ehre der Gesellschaft des Duke of Bedford zuteilwürde . »Er ließ nichts dergleichen verlauten, Mama.«
»Sie starten!« Susan fasste aufgeregt nach Georginas Arm.
»Los, Messenger!«, feuerte sie das Pferd begeistert an, auf das sie gesetzt hatte.
»Royal Charger führt«, rief Jane und schnellte von ihrem Sitz hoch. »Ich werde mit Prinny im Kreise der Gewinner sein, wenn er den Gold Cup empfängt!«
Georgina sah, dass Gimcrack und Thunderpot Kopf an Kopf liefen. Sollte Thunderpot gewinnen, fällt für mich eine erstaunliche Summe ab! Gimcrack ließ ihr Pferd hinter sich und plötzlich, ganz wider alle Vernunft, wünschte sie sich, Gimcrack möge gewinnen. Ihre Erregung wuchs, als er unerbittlich alle vor ihm laufenden Pferde überholte, und als er die Führung übernahm, hüpfte sie auf und nieder und rief seinen Namen. »Gimcrack! Gimcrack!«
»Er gewinnt! Er gewinnt!«
»Georgy, die Quote war zwei zu eins. Ich schulde dir nur zehn Pfund. Dafür lohnt sich die Aufregung kaum.«
John Russell hat tausend Pfund gewonnen! Ich freue mich für ihn. Es kümmert mich keinen Deut, dass ich fünfzehn Guineen mit Thunderpot verlor .
»Was für ein Zufall, dass Bedfords Pferd gewann. Es gehört sich, dass wir zu ihm gehen und ihm gratulieren.«
Georgina stieß insgeheim eine Verwünschung aus und verdrehte die Augen, als sie Susan ansah. Sie stellte sich Francis Russell vor, wie er den Woburn Gold Cup präsentierte, und spöttelte: »Bedford wird völlig von den Socken sein.«
9
D ie erste Oktoberwoche verflog so rasch, dass sie in Georginas Erinnerung verschwamm. Am Tag vor ihrer Vorstellung bei Hof trafen ihre Schwestern mit ihren Ehemännern im Haus an der Pall Mall ein. Die Damen
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