Die unbeugsame Braut
erfrischten sie sich mit dem berühmten, von den Mönchen gebrauten Bier. Jane erlaubte dem Kutscher sogar einen großen Humpen gegen den Durst, ehe er wieder den Kutschbock erklomm.
Georgina legte ihren Mantel ab, da es ziemlich warm geworden war, seitdem sie London verlassen hatten. Nach einer Weile sah sie ihre Mutter fragend an. »Ich glaube, er hat sich verfahren. Die Stadt Baldock liegt im Norden. Und dann müssen wir noch durch Tempsford, ehe wir Kimbolton Castle erreichen.«
»Schon gut, Georgy. Ich habe dem Kutscher meine geänderten Pläne mitgeteilt.«
»Nanu, eine Änderung?«
»Mir fiel ein, dass an diesem Wochenende die Rennen auf Woburn stattfinden. Susan wird ihren Mann wahrscheinlich zu diesem großen Ereignis begleiten. Es wäre vielleicht Zeitvergeudung, nach Kimbolton zu fahren.«
Plötzlich eingefallen, dass ich nicht lache! Ich wusste, dass du einen Hintergedanken hattest, doch ahnte ich nicht, wie durchtrieben du sein kannst. Ich bin nicht annähernd so gewitzt, wie ich immer geglaubt habe .
»Welch ein Glück, dass es bei den Rennen in Woburn von passenden Junggesellen nur so wimmeln wird, Georgina.«
Von denen der lasterhafte Duke of Bedford nicht der Geringste unter den Herren sein wird . Sie wollte den Mund aufmachen und protestieren, als ihr einfiel, dass der gefährliche Teufel John Russell auch dort sein würde. Ganz plötzlich entschied Georgina sich für kluges Schweigen.
»Verdammt will ich sein«, erklärte George Gordon, Lord Huntly, als er neben seiner jüngeren Schwester im Gleichschritt dahinging, während die Mutter ihnen auf direktem Weg zur Rennbahn vorauseilte. »Die Einpeitscherin hat ihre Pläne für die Treibjagd der Saison schon fertig. Wie zum Teufel hat sie dich dazu gebracht, dass du mitkommst?«
»Sie hat mich ausgetrickst! Angeblich war Kimbolton unser Ziel. Ihre Schachzüge sind so durchschaubar, dass ich mich richtig gedemütigt fühle«, gestand Georgina errötend.
»Na ja, du und ich, wir wissen, was sie vorhat, aber die anderen haben vielleicht keine Ahnung.«
»Das sind doch keine Idioten, George.« Georgina sah, wie Prinny mit seinem Bruder Edward über die drolligen Kapriolen eines als Jockey verkleideten Affen lachte. »Ich habe mich geirrt – es sind Idioten.«
»Sie lässt den Köder vor Bedford baumeln, doch glaube ich nicht, dass er dir in Anwesenheit deiner Mutter, deines Bruders und zweier Schwäger zu nahe treten wird. Übrigens sieht der Köder sehr appetitlich aus.«
»Ich habe diese Aufmachung gewählt, weil ich glaubte, es ginge nach Kimbolton. Für ein Rennen ist sie zu dramatisch.«
»Du bist entschieden ein Renner«, scherzte George.
»Vater hat für mich diesen Black-Watch-Kilt in Edinburgh anfertigen lassen, in dem ich viel Beine zeige. Ich wusste ja nicht, dass ich Publikum haben würde.«
George lachte. »Alle Gentlemen werden darum beten, dass der Wind auffrischt.«
»Wenn das der Fall ist, ziehe ich einfach meinen Mantel wieder an.« Sie erwiderte sein Augenzwinkern. »Oder vielleicht auch nicht, je nach Laune.«
»Schottland über alles!«, riefen sie einstimmig.
Georgina sah, dass ihre Mutter sich zu Susan unweit der Tribüne gesellte, und entschied, dass es ihre Chance war, der mütterlichen Kontrolle zu entwischen. Ihr Bruder erklärte ihr, dass sie für das erste Rennen zu spät gekommen sei, doch werde das zweite bald starten. »Borg mir bitte eine Guinee, George, und zeig mir einen Buchmacher. Dann lasse ich dich gern laufen.«
»Gemacht!«, sagte er und kramte in seiner Tasche nach einer Münze.
Der Mann, der die Wetten entgegennahm, sprach mit dem Earl of Lauderdale und schien Probleme mit dem ausgeprägten Akzent des Schotten zu haben.
»Ich werde für Sie die Dolmetscherin spielen, James, wenn Sie mir verraten, wer in diesem Rennen an den Start geht.«
»Lady Georgina, Sie haben mich gerettet. Sagen Sie diesem Bürschchen, dass ich auf mein eigenes Pferd, auf Strathspey, wetten möchte.«
»Wie viel?«
»Hundert Guineen.«
»Mehr nicht? Immer der sparsame Schotte. Sie haben doch sicher großes Vertrauen in Ihr eigenes Pferd, James?«
»Los, dann eben zweihundert. Strathspey kann nicht verlieren.«
Georgina erledigte die Wette für Lauderdale und bedachte ihn mit einem kecken Lächeln. »Danke für den Tipp.« Sie lauschte aufmerksam, als er die Namen anderer Pferde im Rennen nannte, und wandte sich wieder dem Buchmacher zu, um ihre eigene Guinee zu setzen. Dann lief sie zur Tribüne, um das
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