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Die unendliche Geschichte

Die unendliche Geschichte

Titel: Die unendliche Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ende
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sagte:
    »Ich gehorche, Herr und Meister.«
    Alle gingen hinunter und traten vor das Schloß hinaus.
    »Wir müssen zuerst unsere anderen Weggenossen wiederfinden«, entschied Bastian, »wer weiß, wo sie jetzt sind.«
    »Nicht sehr weit von hier«, sagte Xayíde, »ich habe sie ein wenig in die Irre geführt.« »Zum letzten Mal«, erwiderte Bastian.
    »Zum letzten Mal, Herr«, wiederholte sie, »aber wie wollen wir hinkommen? Soll ich zu Fuß gehen? Nachts und durch diesen Wald?«
    »Fuchur wird uns tragen«, befahl Bastian, »er ist stark genug, mit uns allen zu fliegen.« Fuchur hob das Haupt und sah Bastian an. Seine rubinroten Augenbälle funkelten.»Stark genug bin ich, Bastian Balthasar Bux«, dröhnte seine Bronzestimme, »aber ich will dieses Weib nicht tragen.«
    »Du wirst es dennoch tun«, sagte Bastian, »weil ich es dir befehle!«
    Der Glücksdrache schaute Atréju an, und der nickte ihm unmerklich zu. Bastian hatte es dennoch gesehen.
    Alle setzten sich auf Fuchurs Rücken, der sogleich in die Lüfte emporstieg.
    »Wohin?« fragte er.
    »Einfach geradeaus!« sagte Xayíde.
    »Wohin?« fragte Fuchur noch einmal, als habe er es nicht gehört.
    »Geradeaus!« rief ihm Bastian zu, »du hast es gut verstanden!«
    »Tu’s nur!« sagte Atréju leise, und Fuchur tat es.
    Eine halbe Stunde später - der Morgen graute bereits - sahen sie unter sich viele Lagerfeuer, und der Glücksdrache landete. In der Zwischenzeit waren neue Phantásier dazugestoßen, und viele von ihnen hatten Zelte mitgebracht. Das Lager glich einer regelrechten Stadt aus Zelten, die sich da am Rande des Orchideenwaldes auf einer weiten, blumenbedeckten Wiese ausbreitete.
    »Wie viele sind es denn jetzt schon?« wollte Bastian wissen, und Illuán, der blaue Dschinn, der inzwischen den Zug angeführt hatte, und nun zur Begrüßung erschienen war, erklärte ihm, genau habe man die Teilnehmer noch nicht zählen können, aber es seien gewiß schon an die tausend. Und übrigens gäbe es da noch etwas anderes, ziemlich Sonderbares: Kurz nachdem man das Lager aufgeschlagen habe, also noch vor Mitternacht, seien fünf von diesen Panzerriesen erschienen. Sie hätten sich jedoch friedlich verhalten und seien abseits geblieben. Niemand habe natürlich gewagt, sich ihnen zu nähern. Und sie hätten eine große Sänfte aus roten Korallen mit sich getragen, die jedoch leer sei.
    »Es sind meine Träger«, sagte Xayíde in bittendem Ton zu Bastian, »ich habe sie gestern abend vorausgeschickt. Es ist die angenehmste Art, zu reisen. Wenn du es mir erlaubst, Herr.« »Das gefällt mir nicht«, fiel ihr jetzt Atréju ins Wort.
    »Warum nicht?« fragte Bastian, »was hast du dagegen?«
    »Sie kann reisen, wie sie will«, antwortete Atréju scharf, »aber daß sie die Sänfte bereits gestern abend losschickte, bedeutet, daß sie von vornherein wußte, daß sie hier herkommen würde. Das alles war ihr Plan, Bastian. Dein Sieg ist in Wahrheit eine Niederlage. Sie hat dich absichtlich siegen lassen, um dich auf ihre Art für sich zu gewinnen.«
    »Hör auf!« schrie Bastian zornrot, »ich habe dich nicht um deine Meinung gefragt! Deine ewigen Belehrungen machen mich noch krank! Jetzt willst du mir auch noch meinen Sieg abstreiten und meine Großmut lächerlich machen!«
    Atréju wollte etwas erwidern, aber Bastian schrie ihn an:
    »Halt den Mund und laß mich in Ruhe! Wenn es euch beiden nicht paßt, was ich tue und wie ich bin, dann geht doch eurer Wege! Ich halte euch nicht! Geht, wohin ihr wollt! Ich bin euch leid!«
    Bastian verschränkte die Arme über der Brust und drehte Atréju den Rücken zu. Die Menge, die umherstand, hielt den Atem an. Atréju stand eine Weile hoch aufgerichtet und schweigend da. Bis zu diesem Augenblick hatte Bastian ihn noch nie vor anderen zurecht gewiesen. Die Kehle war ihm so eng, daß er nur mit Mühe Luft holen konnte. Er wartete eine Weile, doch da Bastian sich ihm nicht wieder zuwandte, drehte er sich langsam um und ging fort. Fuchur folgte ihm.
    Xayíde lächelte. Es war kein gutes Lächeln.
    In Bastian aber war in diesem Augenblick die Erinnerung erloschen, daß er in seiner Welt ein Kind gewesen war.



Ununterbrochen stießen neue Abgesandte aus allen Ländern Phantásiens zur Menge derer, die Bastian auf seinem Zug zum Elfenbeinturm begleiteten. Zählungen erwiesen sich als vergeblich, denn kaum war man damit fertig, waren schon wieder neue eingetroffen. Ein vieltausendköpfiges Heer setzte sich allmorgendlich in

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