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Die Unermesslichkeit

Die Unermesslichkeit

Titel: Die Unermesslichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Vann
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ihn wieder bei sich zu haben.
    Hey, danke, sagte er. Ja genau, ich hab mein Handy verloren. Vielleicht ist es mir im Flugzeug aus der Tasche gefallen. Weiß nicht genau. Aber jedenfalls schön, dich zu sehen.
    Ja, schon. Ich hab mir Sorgen gemacht. Du warst wie vom Erdboden verschluckt.
    Entschuldigung.
    Du kannst es wiedergutmachen.
    Oh, sagte er. Ich bin total erschöpft. Konnte letzte Nacht nicht schlafen.
    Armer Jim, sagte sie. Lass uns nach Hause fahren. Ich mach dir was zu essen.
    Ich muss hier ein bisschen aufholen. Ein paar Tage weg, und schon geht alles drunter und drüber.
    Ich helfe dir, sagte sie, also setzten sie sich zusammen und gingen die neuen Termine, Nachrichten, Bestellungen, Rechnungsnachfragen durch. Überall verteilt auf gelben Haftnotizen von seiner Sekretärin.
    Die spinnt ja wohl, sagte Rhoda. Das ist doch kein System.
    Ruhig, Tiger, sagte Jim.
    Als sie endlich durch waren, machte Rhoda zu Hause ein leckeres Abendessen, Lengdorsch im Speckmantel, einen großen Salat mit Avocado und Tomaten, die reifer waren als sonst. Eine Freude, zu kochen, für Jim zu kochen, hier in ihrem Zuhause. Sie hielt mehrfach inne, um die Gewölbedecke zu betrachten, das vieleHolz. Trank ein Glas Wein. Wurde ein bisschen träumerisch.
    Fertig, rief sie, als die Teller auf dem Tisch standen, aber es kam keine Antwort, also ging sie nach hinten ins Schlafzimmer und sah, dass er schon schlief. Armer Jim, sagte sie und machte das Licht aus.
    Monique ging im Regen von ihrem Hotel zum Coffee Bus. Später Vormittag, gestern mit Jim zurückgekehrt, und nun mochte sie nicht mehr allein sein. Sie brauchte ein wenig Gesellschaft.
    Es war kein kurzer Weg, und der Regen war nicht warm. Sie trug eine Regenjacke mit Kapuze, aber ihre Beine, in Jeans, wurden kalt und nass. Das Ende des Sommers fühlte sich sehr wie Winter an. Keine Klagen, ermahnte sie sich. Du wolltest doch schließlich herkommen. Alaska war ihr als Abenteuer erschienen, aber im Grunde war es doch recht zahm. Hat man ein paar Elche gesehen, kommen sie einem bald normal vor, wie Kühe. Aber der Gletscher war cool gewesen.
    Sie ging an einer langen Ladenzeile vorbei, alles einstöckige Häuser, danach an einem verlassenen Parkplatz mit einem alten Auto und anderem Müll am Waldrand. Arsch der Welt, sagte sie laut. Der Boden mit Rost geschmückt.
    Der Coffee Bus stand an einer leeren Ecke, auf einem großen Kiesplatz. Ein alter weißer Bus, vielleicht ein angemalter Mini-Schulbus, mit einer Markise an der Seite und Stufen zum Verkaufsfenster. Kein Drive-in.
    Hey Mark, sagte sie, als sie unter der Markise stand.
    Mann, sagte er. Carl ist völlig fertig mit der Welt. Ein bisschen komisch, dass du ihn einfach so auf dem Campingplatz zurücklässt.
    Musst du nicht fischen?
    Die Besitzerin hat beschlossen, ein, zwei Tage Pause einzulegen. Wollte, dass ich in der Zwischenzeit das Boot poliere und ihren Lakaien mime, aber ohne mich.
    Hey Monique, sagte Karen.
    Monique erwiderte die Begrüßung.
    Komm rein auf einen Kaffee.
    Monique ging zur Hintertür, kletterte hinein und setzte sich auf einen Hocker. Drinnen roch der Bus wie eine Rösterei, die Luft dicht und aromatisch.
    Und wo warst du?, fragte Karen.
    Monique erzählte ihnen von Seward, ohne Jim, und sagte, sie sei bei Leuten untergekommen, die sie dort getroffen habe. Sie erkundigte sich nach Carl, der sich anscheinend nach ihr verzehrte. Sie hoffte, sie würden ihr anbieten, sie zum Campingplatz zu fahren, aber sie boten ihr Rhoda an.
    Sie kommt kurz nach zwölf hier vorbei, sagte Mark. Auf den Punkt. Dann nimmt sie dich mit.
    Okay, sagte Monique, und kurz darauf erschien Rhoda und erklärte sich einverstanden. Es war ein langer Weg zum Campingplatz, aber das schien sie nicht zu stören. Mach ich gern, sagte sie mit einem leichten Nicken, einer seltsam förmlichen Geste, die mit einem Knicks hätte einhergehen können.
    Danke, sagte Monique und folgte Rhoda zum Auto, einem nicht gerade königlichen Gefährt. Einem Datsun,einer Marke, die gar nicht mehr existierte. Eindeutig Kürbismilieu.
    Meine Rettung, sagte Monique.
    Kein Problem, sagte Rhoda. Erzähl mir von eurer Reise. Seid ihr schon den ganzen Sommer hier?
    Wir waren überall. Auf der Fähre, nach Denali und Fairbanks und zum Schluss hierher auf die Halbinsel. Carl ist gerade auf dem Mannwerdungstrip. Da helfen offenbar große Fische.
    Rhoda lachte. Warum können sie nicht einfach Männer sein? Warum müssen sie Männer werden?
    Genau.
    Meiner ist auch noch

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