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Die Unermesslichkeit

Die Unermesslichkeit

Titel: Die Unermesslichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Vann
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Lieblingsgerichte.
    Er war egoistisch gewesen und sich ihrer zu sicher. Das wurde ihm jetzt klar. Und er hatte gerade eine Menge Geld dafür bezahlt, dass sie es nicht erfuhr. Kein billiger Fick, sagte er laut.
    Dummerweise fehlte ihm Monique noch immer. Trotz diesem Ende. Sie war die schönste Frau, mit der er je zusammengewesen sein würde. So viel stand fest. Etwas Besseres kam nicht mehr, und er hatte noch sein halbes Leben vor sich. Das war deprimierend. Rhoda allerdings war sicher, und verfügbar. Er würde einen Ring besorgen, und vielleicht hätten sie sogar Kinder, alles Aussichten, bei denen er auf der Stelle das Steuer rumreißen und in einen Graben fahren wollte.
    Jim versuchte, einen kühlen Kopf zu bewahren. Rhoda würde merken, wenn er bei ihrer Rückkehr noch immer durcheinander war. Er würde so tun müssen, als sei es nur die Sorge um sie und ihre Mutter. Nach dieser ganzen Geschichte konnte er besser dastehen als je zuvor.
    Besten Dank für den Hirnfick, Monique, sagte er.
    Er stellte den Wagen ab und ging hinein, zur Fischabteilung. Riesige Königskrabbenbeine, sogar ganze Krabben mit einer Spannweite von bis zu ein Meter achtzig. Wie Aliens, die in einer Dunkelheit, kalt wiedas All, über den Boden kriechen, unter Bergen von Druck. Eine Welt, die nicht existieren sollte, weit weg und unberührbar. Man konnte eine Krabbe hochholen, aber hinunter konnte man nicht, kam nicht zu ihnen. Und so verhielt es sich mit Monique. Er konnte sie kurz haben, und sein Geld konnte beinahe den Anschein erwecken, als passte er in ihre Welt, doch sie war unberührbar. Selbst wenn er in ihrem Alter gewesen wäre, hätte er am Ende ausgesehen wie Carl.
    Wichser, sagte Jim.
    Wie bitte?, fragte der Mann hinter der Theke.
    Oh. Pardon, sagte Jim. Ich nehme die Krabbenbeine.
    Dann kam die Frage, was sie zu den Beinen essen sollten. Nichts klang gut in Jims Ohren. Ihm war egal, ob er jemals wieder etwas aß. Aber er entschied sich für einen großen Salat. Rhoda mochte Salate. Und er besorgte all die Leckereien. Eingelegte Artischockenherzen, Pinienkerne, Moosbeeren, Avocado, Tomaten, gehobelten Gruyère, das ganze Programm. Dann die Zutaten für das Omelette surprise. Außerdem für den Notfall Eis von Ben and Jerry’s, aber kein New York Superfudge Chunk. Cherry Garcia tat’s auch.
    In der Tiefkühlabteilung knickte Jim über seinem Einkaufswagen ein. Verharrte mit dem Gesicht am Salat. Er würde ihretwegen nicht weinen, niemals. Er musste sich auf seinen Atem konzentrieren, damit er ruhiger wurde, langsam ruhiger. Das würde schon werden. Immerhin war er Zahnarzt. Er verdiente mehr als die ganzen anderen Arschlöcher hier.
    Momentan allerdings fühlte sich Alaska an wie dasEnde der Welt, ein Exil. Wer sonst nirgendwo hinpasste, kam hierher, und wer sich nirgendwo festhalten konnte, fiel einfach über den Rand. Winzige Ortschaften in einer großen Weite, Enklaven der Verzweiflung.
    Er musste sich zusammenreißen. An der Kasse war keine Schlange, er war schnell wieder zu Hause und trug seine Einkäufe in die Küche. Und erst, als er die Tüten abstellte, wurde ihm klar, dass etwas anders war. Er war fremdgegangen, und selbst wenn er Rhoda jetzt heiratete, hatte er die Tür zu anderen Frauen aufgestoßen, und er wusste, er würde hindurchgehen. Er würde wieder fremdgehen. Wenn es einmal möglich war, ließ es sich nicht aufhalten. Er würde weitere Frauen finden, höchstwahrscheinlich Patientinnen. Oder Mitarbeiterinnen. Er konnte noch eine Stelle als Zahnreinigerin ausschreiben oder als Praxishilfe. Er konnte Rhoda erzählen, dass er sie sich anstatt eines Partners holte. Um zu expandieren. Aber er würde eine Affäre einstellen. Nur danach würde er suchen, eine nach der anderen, heuern und feuern. Wieso er daran nicht früher gedacht hatte. Rhoda würde es irgendwann herausfinden, aber dann würde er sich einfach, wenn nötig, die nächste Frau nehmen und dazu die nächste Staffel von Affären. Das war alles kein Verbrechen. Und wenn er dafür sorgte, dass sie einen Ehevertrag unterschrieb, entstand ihm auch kein Schaden.
    Die Frage war doch, worum es eigentlich ging in seinem Leben. Er glaubte nicht an Gott, und er hatte nicht den richtigen Beruf, um berühmt oder mächtig zu werden. Glaube, Ruhm und Macht – die drei konnten einLeben rechtfertigen, unter Umständen, jedenfalls die Illusion erzeugen, das eigene Leben habe einen Sinn. Der ganze Mist von wegen ein guter Mensch sein, andere gut behandeln und Zeit mit

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