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Die Unersättlichen: Ein Goldman-Sachs-Banker rechnet ab (German Edition)

Die Unersättlichen: Ein Goldman-Sachs-Banker rechnet ab (German Edition)

Titel: Die Unersättlichen: Ein Goldman-Sachs-Banker rechnet ab (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Smith
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der Zulu spricht …
    Kurze Zeit später stand ich mit Corey und seinem Bruder zusammen, und Corey fragte: «Freuen Sie sich auf London?» Conti spitzte die Ohren.
    «Greg geht nach England, um dort einen wichtigen Job zu machen», sagte Corey zu seinem Bruder. «Er wird den Bereich US-Derivate leiten.»
    «Hört sich super an», sagte die Legende. «Ist Daffey nicht auch dort?»
    «Doch», sagte Corey.
    «Ich bin mir sicher, Daffey wird sich um Sie kümmern», sagte Coreys Bruder – er hatte Daffey im Lauf der Jahre mehrfach getroffen. Mir zuzwinkernd und einen Fauststoß versetzend, verschwand er dann auch schon wieder in der Nacht.
    Nachdem später auch Corey gegangen und die Party etwas abgeflaut war, gesellte ich mich zu Conti, der noch immer strahlte wegen seiner Begegnung mit dem Football-Star, ganz zu schweigen von den nicht wenigen Drinks, die er zu sich genommen hatte. «Also, wer sind die wichtigen Leute in London?», fragte ich.
    Er sah mich aufmerksam an. «Sie sind die wichtige Person in London», sagte er.
    Ich lächelte. «Danke», sagte ich.
    Aber er war noch nicht fertig. «Ich will Ihnen zwei Dinge sagen», sagte er. «Erstens, ich weiß, dass Jonno große Stücke auf Sie hält.» Er meinte einen australischen Managing Director namens Jon Clarke, der der «Aussie-Mafia» angehörte, ein großer, cooler, aufstrebender Kerl. «Er ist ein wichtiger Mann – Sie sollten engen Kontakt zu ihm halten», sagte Conti. Er schwenkte sein Glas. «Übrigens mag Georgette Sie auch recht gern.»
    Ich dachte über diese Bemerkung nach, als ein anderer Managing Director, der mir altersmäßig näherstand, auf mich zukam. «Wie sollte ich Ihrer Meinung nach die Dinge in London angehen, Jesse?», fragte ich.
    Auch Jesse hatte schon ein paar Drinks intus. «Ich sage Ihnen, wie Sie die Dinge angehen sollten», sagte er. «Sie sollten in Cowboyhut und Cowboystiefeln aufkreuzen. Gehen Sie in den Handelssaal direkt zu Jonno und geben Sie ihm eine in die Fresse. Schlagen Sie ihn k. o. Sagen Sie kein Wort zu niemandem. Dann gehen Sie seelenruhig zu Ihrem Schreibtisch.»

Kapitel 11
    Der Wilde Westen
    Ich hätte seinen Rat, Cowboystiefel anzuziehen, beherzigen sollen. London war wirklich der Wilde Westen.
    Es gab in Europa genügend Gelegenheiten für die Art von Wertpapiergeschäften, die ich hier etablieren wollte. Ob das Goldman-Sachs-Team dabei mitspielen wollte, war allerdings eine ganz andere Frage. Als ich mich auf meine erste Tour durch Europa begab, die mich zu Kunden in Kopenhagen, Paris, Mailand, Frankfurt und München führen sollte, bekam ich einen Vorgeschmack auf das, was mich erwarten sollte. Ich rief meine Leute in New York an, die Analysten und Strategen, deren Aufgabe es war, Unterstützung für Kundenpräsentationen zu leisten und an der Erarbeitung einer Argumentationsgrundlage mitzuwirken, die Kunden dazu animieren sollte, US-börsennotierten Finanzderivate von Goldman Sachs zu kaufen.
    «Ich will kein Spielverderber sein», sagte mir einer der Strategen. «Aber das Management hat uns gesagt, wir sollten uns auf die Trades konzentrieren, bei denen für die Firma ein Gewinn von einer Million Dollar drin ist. Tut mir leid, Mann.»
    Klick.
    «Vielleicht sind die Jungs in New York einfach schlecht gelaunt», dachte ich. «Ich versuch’s mal bei den Kollegen hier.» Da waren ein paar nette Franzosen, die mir vielleicht helfen würden.
    «Im Moment fokussieren wir uns auf Geschäfte mit hohen GCs», sagte der französische Stratege. «Für margenschwache Geschäfte haben wir leider keine Zeit. Pardon.»
    Klick.
    In meinen ersten Wochen in London konnte ich es nicht glauben, wie oft mir Leute sagten, dafür sei ihnen ihre Zeit zu schade. Ich konnte verstehen, wenn der CEO einer Firma oder die britische Queen keine Zeit für so etwas hatte, aber ich hatte immer gedacht, wir wären in einem Geschäft, in dem Kundenbetreuung groß geschrieben würde. Was für einen Eindruck machte es, wenn ein Kunde mit uns ins Geschäft kommen wollte – auch wenn es kein sexy Deal mit einem Profit von einer Million Dollar war –, und wir weigerten uns? Goldman musste nach dem Abacus-Vergleich Geschäftsbeziehungen und seinen angeschlagenen Ruf reparieren. Meine Auffassung war daher: Warum zeigten wir einigen der größten Akteure in Europa und dem Nahen Osten nicht, dass wir sehr wohl an jenen altmodischen, biederen und schlichten Transaktionen interessiert waren, die wir bisher ausgeschlagen hatten, um uns auf strukturierte

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