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Die Unersättlichen: Ein Goldman-Sachs-Banker rechnet ab (German Edition)

Die Unersättlichen: Ein Goldman-Sachs-Banker rechnet ab (German Edition)

Titel: Die Unersättlichen: Ein Goldman-Sachs-Banker rechnet ab (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Smith
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Informationsströme zusammenflossen, gelang es ihm problemlos, sie zu Abschlüssen nach seinen Wünschen zu überreden. Auch über größte Summen. Dazu brauchte er manchmal keine zwei Minuten. Er hatte das zur Kunstform entwickelt.
    Daffey: «Mensch, die implizite Korrelation ist zu hoch. Die Märkte normalisieren sich. Du musst die Korrelation shorten.»
    Mehr brauchte Daffey eigentlich nicht zu sagen. Im Wesentlichen beruhte sein Geschäft darauf, dass sich die Aktienkurse infolge weltweit herrschender makroökonomischer Ängste im Gleichklang bewegten. Daffey setzte darauf, dass diese Korrelation nicht ewig Bestand hatte und erste Einzeltitel ausscheren würden. Ein entsprechendes Engagement ließ sich auf komplizierte Weise durch Derivate herstellen. Doch so genau musste Daffey das gar nicht erklären.
    Kunde (mit ausgeprägtem Südstaatenakzent) : «Glaubst du, Michael?»
    Daffey: «Ich weiß es. Alle gehen mit. Das ist zurzeit die Idee, die uns am meisten überzeugt.»
    Kunde: «Alles klar. Ich bin mit einer halben Milliarde dabei.»
    Einfach so. Ich habe das mehr als einmal erlebt – bei allen möglichen Transaktionen. Spricht man mit einem Milliardär, der einen milliardenschweren Hedgefonds leitet, kann dieser schnelle Entscheidungen treffen. Daffey musste sich nicht erst durch fünf Hierarchieebenen von Portfoliomanagern kämpfen. Er hatte den direkten Draht zum Chef. Das verlieh Daffey die Reputation, die Lloyd Blankfein (der spätere CEO von GS) und Gary Cohn so schätzten.
    Kunden und Kollegen respektierten Daffey, weil er eine seltene Mischung darstellte: ein Kumpeltyp mit hervorragender Menschenkenntnis, der zufällig auch noch der Hellste im ganzen Handelssaal war. Bei Goldman waren Mitarbeiter gewöhnlich entweder hochintelligent (und eher introvertiert), oder sie waren in erster Linie geschickte Taktierer. Daffey vereinte die positiven Eigenschaften der beiden Typen, was seinen kometenhaften Aufstieg erklärte. Ich sollte später noch mehr über diese Ausnahmeerscheinung erfahren. Damals wusste ich lediglich, dass er Australier war, seit 2002 frischgebackener Partner und Leiter von US Equity Derivatives Sales.
    Nach allem, was ich von ihm gehört hatte, hatte ich mich auf eine «Very Important Person» eingestellt, die ständig auf die Uhr schauen und mir ein paar oberflächliche Fragen stellen würde. Wie die meisten anderen leitenden Goldman-Mitarbeiter. Im besten Fall war ihre Aufmerksamkeitsspanne kurz, im schlimmsten hörten sie gar nicht zu. Daffey dagegen schien alle Zeit der Welt für mich zu haben. Er plauderte mit mir, als wären wir alte Freunde. Er blendete die Umgebung komplett aus – schaute nicht ein einziges Mal auf seinen BlackBerry oder ließ sich sonstwie ablenken. Ich merkte später, dass er eine Art soziales Genie war. Er konnte mit jedem. Er hatte den Pine-Street-Test bestanden, von dem ich Jahre später in einem Goldman-Sachs-Programm für Führungsentwicklung erfuhr. Bei diesem Test wurde die sogenannte «Onstage/Offstage Authenticity» gemessen, das heißt, wie sich jemand veränderte, wenn er mit einer Führungskraft sprach und wenn er mit einem Postboten oder einem Wachmann sprach. Wie authentisch jemand ist, wenn er im oder außerhalb des Rampenlichts steht, macht den Charakter vielbewunderter Führungspersönlichkeiten aus. Ich stand ungefähr zehn Hierarchiestufen unter Michael Daffey, doch ihm schien das nicht bewusst zu sein.
    Er fragte mich nach den Aussichten des Basketballteams von Stanford. Dann spielte er spöttisch auf die haushohe Überlegenheit Australiens im Rugby und im Cricket gegenüber Südafrika an (in beiden Sportarten besteht zwischen diesen Nationen seit jeher eine ausgeprägte Rivalität). Ich entspannte mich in der Situation und in seiner Gegenwart und konterte: «Ihre Mannschaft hat die beiden letzten Cricket-World-Cups doch nur mit Glück gewonnen.»
    «Das war kein Glück, mein Lieber. Das war Können», versetzte er.
    Dann fragte er: «Sagen Sie mal – warum wollen Sie diesen Job haben?»
    Ich hatte das Gefühl, dass ich ehrlich sein konnte. Also erklärte ich: «Ich finde die Aufgabe spannend. Derivate sprechen mich an. Ich interessiere mich für ein stärker quantitativ ausgerichtetes, schnelleres Geschäft.» Emerging Markets Sales hatte mich damals angezogen, doch dabei ging es manchmal tagelang um ein und dieselbe Aktie. Bei Derivaten konnte sich innerhalb von Minuten alles ändern.
    «Tja, dann sind Sie hier richtig», meinte Daffey

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