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Die Ungehorsame Historischer Roman

Titel: Die Ungehorsame Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Zofe einstelle. Ich habe …«
    Rums! Das Mädchen lag zu ihren Füßen und küsste ihren Rocksaum. Stammelnd kam dabei so etwas wie ein unverbrüchlicher Treueschwur samt Lehnseid nebst Keuschheitsgelübde und ewiger Dankbarkeit heraus.
    »Also gut, dann pack deine Habseligkeiten zusammen und komm mit.«
    »Sofort, Frau Mansel. Oh, gnädige Frau, ich bin Ihnen ja so dankbar. So unsagbar dankbar!«
    »Ja«, seufzte Leonie. »Aber bitte wiederhole dich nicht ständig.«

Rausschmiss
    ES IST UNMÖGLICH, SICH VON GEWISSEN LEUTEN
GELIEBT ZU MACHEN,
UND DA KANN ES NICHT SCHADEN, WENN DIESE
UNS WENIGSTENS FÜRCHTEN.
    Freiherr von Knigge: Über den Umgang mit Leuten von verschiedenen
Gemütsarten, Temperamenten und Stimmungen des Geistes
und des Herzens
     
     
    Hendryk war zunächst nicht weiter erstaunt, er hatte es ja selbst vorgeschlagen, Leonie möge sich eine Zofe einstellen, damit Ursel sich ganz ihrer Schule und der Erziehung zur jungen Dame widmen konnte. Warum sie aber dieses - also, ihm wollte der Begriff tölpelhaft nicht aus dem Sinn gehen - Geschöpf gewählt hatte, verblüffte ihn. Sie war ein hausbackenes Wesen von reichlich ordinärem Geschmack und hätte zum Küchenmädchen wohl besser getaugt als zur Kammerfrau einer eleganten Dame. Er nahm sich vor, nach dem Mittagessen vorsichtig nachzuhaken.
    Was er dabei erfuhr, überstieg alles Erdenkliche. Da beschuldigte doch sein Weib tatsächlich seinen Sekretär Lüning, dieses Trampel mit Drogen gefüttert und im Kreise von dämonisch maskierten Männern vergewaltigt zu haben. Die klare und unmissverständliche Sprache, die Leonie dabei verwendete, erschütterte ihn in seinen Grundfesten. Er fand einen Moment lang keine Worte, um auf diese Ungeheuerlichkeiten zu reagieren.
    »Und darum dachte ich, ich beschäftige sie, Ihr Einverständnis vorausgesetzt, erst einmal eine Zeitlang als meine Zofe. Ich würde Sie aber sehr herzlich bitten, diesen Sekretär zur Verantwortung zu ziehen. Hendryk, was ist? Sie sehen verblüfft aus? Habe ich etwas verkehrt gemacht?«
    »Madame, es ist Ihre Sprache, die mich fassungslos macht. Und die Unterstellungen, die Sie äußern.«
    »Verzeihen Sie, ich dachte, Sie seien ein Freund der klaren Rede. Man kann dieses Verbrechen nicht mit schönen Worten schildern.«
    Hilflos rang er nach einer Antwort und merkte selbst, wie dümmlich sie klang, als er sie aussprach: »Das ist kein Thema für eine Dame!«
    »Ach nein!« Ihre Augen blitzten. »Haben Damen es gehorsam zu übergehen, wenn ein anderes weibliches Wesen betäubt und geschändet wird?«
    »Madame!«
    »Werden Sie es wie ein Herr übergehen, dass Ihr Sekretär sich auf derart lasterhafte Weise an unschuldigen Frauen vergreift?«
    Herrgott, nein, und es war ja peinlicherweise sogar so, dass er Lüning schon seit geraumer Zeit im Verdacht hatte, irgendein böses Spiel zu treiben. Er lenkte also ein und versprach: »Wenn es denn wirklich mein Sekretär war, werde ich ihn streng zur Rede stellen.«
    »Zur Rede stellen!«, brauste sie auf. »Zur Rede stellen? Häuten sollten Sie ihn!«
    Langsam gewann sein Sinn für Humor wieder Oberhand. Verdammt, was war diese Frau schön, wenn sie in Rage geriet.
    »Das kann ich schwerlich, Leonie, schließlich handelt es sich bei Rike ja nur um eine etwas dümmliche Handwerkerstochter.«
    »Sie mag an Ihrem hohen Geist gemessen dümmlich sein, Herr Mansel, aber sie ist eine Frau wie ich. Glauben Sie etwa, eine Uhrmachertochter leide unter einer solchen Tat weniger als eine untadelige Dame?«
    Und dann verließ seine Gattin, die er noch bis vor wenigen Minuten für eine untadelige Dame gehalten hatte, mit einem Türenknallen, das die Scheiben erzittern ließ, das Wohnzimmer.
     
    Aufgewühlt verließ er die Wohnung, um den Boxklub aufzusuchen. Er musste erst die aufgestaute Wut loswerden, bevor er weitere Maßnahmen ergriff.
    Eine Stunde später, schweißnass und keuchend, fühlte er sich besser, und als Ernst von Benningsen auf die Matte trat, konnte er sich mit ihm schon wieder ein leichtes Sparring erlauben, ohne dabei Gefahr zu laufen, dem Freund ein paar Rippen zu brechen.
    »Du hattest Ärger, Hendryk?«, fragte der Leutnant, nachdem er eine Niederlage nach Punkten mannhaft eingesteckt hatte.
    »Und nicht zu knapp. Lass uns in einer stillen Ecke ein Bier trinken.«
    Sie wechselten die Kleider und ließen sich dann an einem kleinen Tisch im Casino nieder, wo sie ungestört bleiben würden.
    »Na, wer hat den Löwen gebissen?«
    Ernst

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