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Die Ungehorsame Historischer Roman

Titel: Die Ungehorsame Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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ein einzigartiges Talent, und die Kinder hätten bestimmt große Freude an lustigen Versen.«
    »Vor allem Waisenkinder kommen selten in einen solchen Genuss!«, sinnierte Leonie, und die Dichterin rang mit sich, fand aber doch Gefallen an dem Einfall und stimmte zu, zumal Katharina sich bereit erklärte, aus ihrer Sammlung von Handpuppen die Schauspieler zu stellen.
    »Musikalische Einlagen können wir auch bringen. Leonie, würdest du musizieren, wenn wir dir ein Klavier zur Verfügung stellen?«
    Leonie liebte öffentliches Auftreten nicht und wand sich ein wenig.
    »Vielleicht wenn wir beide zusammen spielen, weißt du, wir haben doch neulich improvisiert«, versuchte Camilla, es ihr leichter zu machen, und sie überlegte. Ja, sie hatten erstaunliche Interpretationen einiger Stücke mit Klavier, Oud und Trommel zustande bekommen.
    »Spielt dann doch Mozarts ›Rondo alla Turca!‹«, kicherte Anna-Elisa.
    »Ja, und Leonie singt aus der Entführung aus dem Serail das entzückende Liedchen: ›Erst geköpft, dann gehangen, dann gespießt auf heiße Stangen‹.«
    »Du wirst gleich ›verbrannt, dann gebunden und getaucht, zuletzt geschunden‹, Sebastienne!«, gluckste Leonie, die anfing, die Vorstellung erträglich zu finden. »Ich singe und spiele, und Camilla tanzt dazu!«
    Kaum waren die Worte ihren Lippen entflohen, schlug sie sich auch schon, heftig errötend, auf den Mund. Doch Camilla lachte nur hell auf.

    »Eine hervorragende Idee, Leonie. Dann hätte die gute Gesellschaft endlich mal etwas, worüber sie wirklich klatschen könnte. Ich erwäge es!«
    »Entschuldige, ich bin eine solch taktlose Person.«
    »Nein, das bist du nicht. Es ist ja niemandem unter uns verborgen geblieben, dass ich eine Tanzausbildung genossen habe. Dein Vorschlag hat mir aber einen ganz anderen, möglicherweise überraschenden, Gedanken eingegeben. Was haltet ihr davon, diesen Wohltätigkeitsbazar zu einem orientalischen Bazar zu machen?«
    Schweigen herrschte im Schatten der Bäume. Man konnte jedoch fast Gedankenblitze darunter zucken sehen. Dann sagte die Gattin des Theaterintendanten: »Im Fundus gibt es noch die Kostüme von der ›Entführung‹.«
    »Wir könnten Türkischen Honig und all diese Süßigkeiten anbieten.«
    »Mokka und Pfefferminztee.«
    »Auf Teppichen.«
    »In Zelten.«
    Kurz und gut, als man sich trennte, stand die Planung in groben Zügen fest. Es würde das Ereignis der Saison werden, dessen waren sich alle Damen bewusst.
    Höchst beschwingt machte sich Leonie auf den Weg nach Hause, um ihre eigenen Aufgaben in Angriff zu nehmen. In der Tasche hatte sie schon fünf Spieldosen, die es zu richten galt.
     
    Am nächsten Nachmittag saß sie in dem Mansardenzimmer, das den Kindern als Schulzimmer diente. Zwei von den Spieldosen hatte sie schon repariert und inspizierte gerade die dritte, als die Zwillinge nach oben gepoltert kamen.
    Nach einer herzlichen Begrüßung begutachteten die beiden das Werk.
    »Können wir Ihnen dabei helfen, Frau Mansel?«, wollte Lennard wissen und ließ die heitere Melodie in einer der Dosen erklingen.
    »Im Augenblick nicht. Aber wenn ich noch mehr erhalte, könnte ich geschickte Fingerchen brauchen.«
    »Dürfen wir auch zu dem Bazar kommen?«, fragte Ursel und zupfte an der sich lösenden Spitze am Kleid einer Schäferin.

    »Ich denke schon. Wir werden Lennard einen Turban aufsetzen und einen schwarzen Bart ankleben.«
    »Und ich bekommen Pluderhosen und einen Schleier, ja?«
    »Mal sehen.«
    »Was werden Sie tragen?«
    »Ich weiß es noch nicht. Camilla will mir ein Kleid aussuchen.«
    »Weiberkram!«, murrte Lennard und holte demonstrativ sein Geometriebuch heraus. Dann aber grinste er plötzlich. »Frau Mansel, Onkel Sven hat gesagt, auf den Bazaren wimmele es immer nur so von Ratten. Sie sollten noch ein paar von den Aufziehmäusen machen. Die lassen wir dann da laufen. Hei, das würde ein Gekreisch geben!«
    Bedauerlicherweise konnte sich Leonie der Komik dieses Bildes nicht entziehen und fing an zu lachen.
    »Lausbub!«, schimpfte sie halbherzig. »Obwohl - mh - das wäre eine Idee. Kinder, würdet ihr mir helfen, einen Haufen von diesen Mäusen herzustellen? Ich glaube, man könnte sie wunderbar verkaufen.«
    »Ja, gerne!«
    Beide hüpften förmlich vor Freude auf und ab.
    »Na gut, dann werde ich mal bei Altenbergers vorbeigehen und sehen, dass ich genügend Rädchen und Federn bekomme. Dann brauchen wir Plüsch, um Mäuse zu nähen, und Holzwolle, um sie

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