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Die Ungehorsame Historischer Roman

Titel: Die Ungehorsame Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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kein Unfall. Belüge mich nicht.«
    Hilflos ließ er die Arme sinken. Frauen hatten einen untrüglichen Sinn dafür, wann man ihnen die Wahrheit verschwieg. Das hatte er in der letzten Zeit nur allzu oft erfahren. Und sie waren bei Weitem stärker, als man es ihnen gemeinhin unterstellte. Das war ihm inzwischen auch klar geworden.
    »Es war Mord, nicht wahr? Und du bist auf der Suche nach seinem Mörder. Darum die Verkleidung, Hendryk.«
    »Ja.«
    Was sollte er leugnen.
    »Wie kann ich dir helfen?«
    »Ich brauche Jussufs Aussage.«
    »Er hat mitbekommen, was geschah, ist es nicht so? Und es war so grausam, dass er nicht mehr reden wollte.«
    »Ich fürchte es. Wo ist er jetzt?«
    »Wieder nach Kairo zurückgekehrt. Er spricht auch wieder, er schreibt mir. Aber über das, was damals geschah, hat er nie ein Wort verloren.«
    Sie wirkte nun sehr gefasst, sehr sachlich. Mit einem Seufzer der Erleichterung atmete er auf.
    »Könntest du ihm - sehr vorsichtig - mitteilen, ich benötigte noch einmal seine Hilfe?«

    »Ich werde den Shaitan selbst überreden, dir zu helfen, wenn es sein muss. Jussuf hat euch verehrt, ihr habt ihm große Möglichkeiten eröffnet. Wenn er weiß, dass du lebst, wird er dir helfen. Und mir auch!«
    Die letzten Worte waren nur ein leises Zischen, und er wusste, der Gedanke an Rache war in ihr genauso groß wie in ihm.
    »Bring dich und ihn nicht in Gefahr, Gamila. Der Mörder, sollte er herausfinden, dass ich seinen Anschlag überlebt habe, wird keinen Augenblick zögern, mir und allen, die mir helfen oder die mir lieb und teuer sind, den größten Schaden zuzufügen.«
    »Wer ist es?«
    »Du weißt es besser nicht.«
    Sie überlegte einen Moment, dann nickte sie.
    »Ja, Unbefangenheit mag einfacher sein als Verstellung, wenn man hasst.«
    »Wie klug du bist.«
    »Ja, klug genug. Hendryk - Ursel und Lennard sind seine Kinder, oder täusche ich mich da sehr?«
    »Sie sind die Kinder meines Bruders. Ich muss auch sie schützen.«
    »Natürlich. Sie und Leonie. Soweit ich kann, das verspreche ich dir, werde ich ebenfalls über sie wachen.«
    »Danke. Das mag irgendwann hilfreich sein.«
    »Leonie weiß nichts davon?«
    »Sie weiß, dass die Zwillinge Abkömmlinge meines Bruders sind, der unter tragischen Umständen gestorben ist. Sie weiß, dass ich nicht Hendryk Mansel, der ehemalige Söldner bin, aber sie fragt nicht. Ich rechne es ihr hoch an.«
    »Sie wollte einmal wissen, ob ich dich kenne. Sie weiß es jetzt - aber sie hat auch mich nicht wieder gefragt. Hendryk, sie ist eine bemerkenswerte Frau. Sie hat mich vor den Hyänen der guten Gesellschaft beschützt, sie hat mir die Gelegenheit verschafft, mich trotz aller schäbigen Gerüchte zu etablieren.«
    »Meine Löwin!«, sagte er lächelnd. »Ich habe ein, zwei Kostproben ihres Kampfesmuts erlebt.«
    Unter ihren langen Wimpern blickte sie zu ihm hoch, sagte aber nichts. Er wunderte sich etwas darüber, überging es aber.
    »Wir sollten über eine Möglichkeit nachdenken, unentdeckt in Kontakt zu bleiben«, überlegte er stattdessen laut.

    »Ja, das sollten wir. Erreiche ich dich über dein Büro?«
    »Leider nicht mehr.«
    Er erzählte ihr von seinem vormittäglichen Gespräch.
    »Über den Leutnant vielleicht? Er ist dein Freund, nicht wahr?«
    »Lieber nicht. Schreib mir unter dem Namen Jens Wagner nach Hause, aber gib deiner Schrift einen männlichen Zug. Jens ist ein Vermesser in Bonn, niemand wird einem solchen Absender bei uns Aufmerksamkeit schenken.«
    »Gut, dann wirst du zierlichere Federn verwenden und als meine Putzmacherin auftreten.«
    Sie tauschten die Namen aus und schlenderten dann weiter. Hendryk bat: »Wenn du deinem Bruder schreibst, frage ihn, ob er jemals erfahren hat, wohin sich unser verrückter Altertumsforscher begeben hat. Erich Langer, er war Corporal, aber seine ganze Leidenschaft galt der alten Geschichte. Er hat damals sehr sorgfältig Tagebuch geführt. Auch das könnte mir helfen.«
    »Erich Langer, Corporal. Gut, ich werde ihn erwähnen.« Und dann, nach einigen Schritten, fragte sie: »Wäre es nicht besser, auf lange Sicht, wenn Leonie Bescheid wüsste?«
    »Du meinst, weil es auch dir jetzt schwerfallen wird, dich zu verstellen?«
    »Oh, ich bin eine Meisterin in der Verstellung. Aber leider ist Leonie eine Meisterin der Entlarvung. Auf diesem Maskenball - du warst der schöne Chevalier, ich hätte es mir denken können! - hat sie mir zugeflüstert …«
    »… dass Zimmermädchen sich nicht so elegant

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