Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Ungehorsame Historischer Roman

Titel: Die Ungehorsame Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
Vom Netzwerk:
bewegen! Ich habe dich nicht erkannt. Aber die Verwandlung ist mir aufgefallen, als sie sich vollzog.«
    Ein ganz kleines Lächeln huschte über ihre Züge.
    »Ich ringe seit Wochen damit, ob ich sie einweihen soll oder nicht. Aber nun bin ich zunächst einmal beurlaubt, und ich denke, ich werde die Gelegenheit nutzen, mit der Familie Ferien zu machen. Denn bevor ich nicht Antwort von deinem Bruder habe, ist es am besten, so unsichtbar wie möglich zu bleiben. Ich gebe dir Bescheid, wo du mich ereichen kannst. Vermutlich werden wir nach Königswinter fahren, Leonies Onkel besuchen. Dort hatten die Kinder großen Spaß.«

    »Woraus ich schließen darf, Hendryk, dass sich der Mörder derzeit in Köln befindet.«
    »Du bist leider erschreckend scharfsinnig.«
    Als er wieder in ihr Gesicht sah, erkannte er, dass sie wusste, wer es war.
    Und dass er nicht den leisesten Hauch von Gnade zu erwarten hatte.
    »Wenn du ihn stellst, lass mir meinen Anteil!«, sagte sie ruhig.

Ferien auf dem Lande
    DAZU KOMMEN NACH UND NACH GEWOHNHEIT, BEDÜRFNIS,
MITEINANDER ZU LEBEN, GEMEINSCHAFTLICHES INTERESSE,
HÄUSLICHE GESCHÄFTE …, FREUDE AN KINDERN, GETEILTE
SORGFALT ÜBER DERSELBEN ERZIEHUNG …
    Freiherr von Knigge: Vom Umgange unter Eheleuten
     
     
     
    Leonie war überrascht von dem recht unerwarteten Vorschlag ihres Gatten, die heißen Monate in Königswinter zu verbringen, aber mit großer Freude machte sie sich an die Vorbereitungen. Pastor Merzenich hatte ihnen ein kleines Haus besorgt, das sie für sechs Wochen mieten konnten, und Rike bekam ihre große Stunde. Nicht als Zofe, sondern als durchaus kompetente Hausverwalterin. Natürlich waren ihre Mahlzeiten nicht so exquisit wie die von Jette, aber herzhafte Kost brachte sie schmackhaft auf den Tisch, und manchmal machte es sogar Leonie Spaß, Fische zuzubereiten, die der Pastor, Hendryk und natürlich Lennard aus dem Rhein geangelt hatten. Oft gingen sie auch in den Wirtshäusern am Ufer essen oder veranstalteten Picknicks irgendwo im Siebengebirge. Vor allem, wenn der Pastor sie wieder auf Fossiliensuche mitnahm.
    Das war allen zusammen ein besonderes Vergnügen. An zwei, drei Regentagen hatte ihr Onkel den Zwillingen seine Sammlung gezeigt und erläutert. Sie selbst hatte dabei auch die Bekanntschaft mit alten Freunden erneuert - mit versteinerten Muscheln, Seeanemonen, seltsamen, lang geschraubten Schneckentieren, Fragmenten von Fischflossen und natürlich den schönen, gewundenen Schlangensteinen.
    »Ammoniten, tatsächlich? Sie fanden sie hier?«
    Auch Hendryk hatte seine Freude an den Funden und diskutierte mit dem Pastor unermüdlich über Schichtenzuordnungen und Erdzeitalter.
    »Sie sind ein bewanderter Mann in diesen Dingen, Hendryk. Sie hätten bei Noeggerath drüben in Bonn studieren sollen.«

    »Nun, auch die Bergakademie Freiberg war sehr lehrreich. Und eine ausgiebige Expedition nach Wales auch.«
    »Das ist allerdings eine Erklärung für Ihre ausgezeichneten mineralogischen Kenntnisse. Sie hätten die Universitätslaufbahn einschlagen sollen, junger Freund.«
    »Das Abenteuer lockte.«
    »Ja nun, das passiert.«
    Pastor Merzenich war ein feinfühliger und diskreter Mann, der ihren Gatten nicht mit Fragen traktierte, das wusste Leonie und nahm gerne an diesen Gesprächen teil. Als sie einen besonders schönen Ammoniten aus seinem Kästchen nahm, warf Hendryk einen lächelnden Blick darauf und erzählte erstaunlich freimütig: »Mit einem solchen Fossil begann meine Leidenschaft für die Steine, Pastor.«
    »Das ist verständlich. Mir ging es ähnlich. Die Formen, die die Schöpfungskraft in der Natur hervorruft, können einen Menschen in ihren Bann ziehen. Wie fanden Sie Ihren ersten Ammoniten?«
    »Unter dramatischen Umständen, wie es sich gehört, Pastor. Wir waren jung noch, mein Bruder und ich, gerade mal fünfzehn, und - wie gesagt, das Abenteuer lockte. Mit einigen Freunden wollten wir zu einem geheimnisumwitterten Ort oben im Wald wandern, um die Geister zu jagen, von denen allerorts die Sage ging. Eine Mutprobe, wie Jungen sie immer wieder einmal brauchen. Es hieß, dort oben gäbe es einen geheimnisumwitterten Taufstein, an dem die Heiden in alter Zeit - nun ja, ein wenig zwangsweise bekehrt wurden. Wer nicht dem Heidentum abschwor, den sah man nie wieder, und es hieß, jene Menschen seien über den Deister gegangen.«
    »Begegneten Ihnen kopflose Gespenster?«, wollte Leonie mit einem Augenzwinkern wissen.
    »Wir waren tapfere Männer, Leonie,

Weitere Kostenlose Bücher