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Die Ungehorsame Historischer Roman

Titel: Die Ungehorsame Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Felsspalte gekrochen, in die Sonne. Doch hier brach ich endgültig zusammen. Als ich wieder zu mir kam, warf eine hoch aufgerichtete Königskobra ihren Schatten auf mich. Ich war bereit zu sterben. Im Licht, nicht im Dunkel. Aber plötzlich peitschte ein Schuss durch die Luft, und ich verlor wiederum das Bewusstsein. Als ich das nächste Mal erwachte, lag ich in einem kühlen, hellen Zimmer in einem sauberen Bett, meine Wunden bandagiert, Wasser, Saft und Obst neben mir. Ich hatte Glück. Wirklich ungeheures Glück.«
    »Lady Frances?«, fragte Leonie.
    »Richtig. Die verrückte Lady von Kom Ombo. Sie hatte mich gefunden, mit in ihren unbeschreiblichen Palast mitgenommen, einen Arzt beauftragt, der wahre Wunder gewirkt und mir geholfen hat zu überleben. Ich brauchte ein Jahr, bis ich wieder einigermaßen hergestellt war. In der Zeit hatte Russegger seine Expedition beendet und den Vertrag mit Mehemet Ali gelöst, und Magnus war zurück in
preußische Dienste gegangen. Er lebte in dem Glauben, mich getötet zu haben.«
    »Er kam 1838 im Herbst her und brachte einige aufsehenerregende Pferde für seine Zucht mit.«
    »Die er mit dem Erlös aus den Schätzen des Königsgrabes gekauft hat, vermute ich. Denn in dem Expeditionsbericht steht, man habe in Meroe zwar ein altes Grab gefunden, das aber geplündert war. Ich bin aber sicher, dass er noch im Besitz einiger Kunstwerke ist. Seine abergläubische Natur wird sich an den alten Götterdarstellungen weiden. Darüber werde ich ihn stellen, Vater. Denn ich bin inzwischen im Besitz von einigen Unterlagen, die beweisen, dass er der Plünderer war.«
    »Er ist der Mörder deines Bruders!«
    »Das wissen nur er und ich. Aber es gibt andere Dinge, über die er stolpern wird. Er hat nämlich in Köln wieder eine Geheimgesellschaft gegründet. Jedenfalls, Vater, Mutter, Sie verstehen jetzt, warum ich die Maskerade aufrechterhalten musste und mich auch mit Ihnen nicht in Verbindung setzen konnte. Ich musste über die Kinder wachen, Sie in Sicherheit wissen und Indizien sammeln. Sie können sich nicht vorstellen, wie sehr es mich entsetzte, als Ernst mir vor zwei Jahren mitteilte, der Rittmeister von Crausen sei nach Deutz versetzt worden.«
    Seine Eltern waren genauso eng aneinandergerückt wie er und Leonie, aber ihm war inzwischen etwas leichter zu Mute. Er hatte es noch einmal durchlebt, hatte die Reaktion der Menschen ertragen, die ihm am nächsten standen, es war vorbei. Jetzt ging es darum, die Trümmer aufzuräumen.
    »Magnus ist immer sehr auf seinen wilden Onkel gekommen!«, sinnierte sein Vater gerade. An Leonie gewandt, erklärt er: »Theo von Crausen war ein Teufelskerl, Reiteroberst, hat Jena überlebt und Leipzig, nie verheiratet, hatte aber immer ein Weib am Arm. Das Gestüt hat durch die Kriege sehr gelitten, er hat sich aber nicht drum gekümmert, sondern das Vermögen mit vollen Händen ausgegeben und sich allen möglichen Ausschweifungen hingegeben.«
    »Ja, und Magnus hat sehr puritanische Eltern, er hat uns oft geklagt, wie sehr sie ihn einengten. Von Crausen hat ihn bei sich geduldet,
von ihm hat er sich komischerweise alle möglichen Demütigungen gefallen lassen.«
    »Er hat ihn vermutlich bewundert. Dass er nach dem Unfall seines Onkels dann auch noch das Gestüt geerbt hat, hat seinen Charakter endgültig verdorben, nehme ich an.«
    »Der war schon vorher verdreht. Die Sache mit dem Ammoniten, den Urs und ich uns geteilt haben, hat er in einem völlig wirren Licht gesehen. Leonie, er glaubt wirklich, die Versteinerung habe als Amulett magische Kräfte. Er hat es Urs abgenommen, sich mir gegenüber in der Höhle noch damit gebrüstet und wollte auch meines haben. Aber das hatte ich unter einigen Steinen versteckt. Es hat mir eine gebrochene Schulter eingebracht. Als ich wieder genesen war, suchte ich die Höhle noch einmal auf, um es mir wiederzuholen - zum Angedenken an Urs. Das Letzte, was mir geblieben war. Zumindest in diesem Fall hat es mir Glück gebracht. Ich fand nämlich nicht nur den Ammoniten wieder, sondern auch«, er hob Leonies beringte Hand an seine Lippen, »ein Vermögen an Smaragden. Diese Höhle war einst, wohl zu Pharaonenzeiten, eine Smaragdmine gewesen, die als ausgebeutet aufgegeben worden war. Nun hatten aber die Zeit und vielleicht auch ein paar Erdstöße die Tektonik verändert, und unter einem Haufen herabgefallenen Gesteins fand ich die Edelsteine. Seither gelte ich als wohlhabender Mann!«
    »Es ist unglaublich, was du uns

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