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Die ungewisse Reise nach Samarkand: Roman (German Edition)

Die ungewisse Reise nach Samarkand: Roman (German Edition)

Titel: Die ungewisse Reise nach Samarkand: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Marion Weiß
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Robert ließ natürlich auch nichts von sich hören. Und
Simon erst recht nicht.
    »Komm, mach
dir nichts draus. Das sind die Kerle wirklich nicht wert.«
    »Hast ja
recht. Weiß ich doch auch.«
    Später allerdings,
Jule hatte sich für ein Stündchen hingelegt, da griff Paula doch zum Telefon. Nur
zum Testen. Sie musste sich ja gar nicht melden.
    »Hier bei
Sternberg.«
    Paula fiel
fast der Hörer aus der Hand. Schnell legte sie auf. Sie sank in den Sessel, ihr
Herz schlug bis zum Hals. Nein, nein. Das musste die Putzfrau gewesen sein. Aber
seit wann hatte Simon eine Putzfrau?
    Sie würde
Markus anrufen. Sie musste wissen, mit wem sein Sternchen gerade herumzog.
    Aber nein,
Markus hatte keine Ahnung. Außerdem hatte er gerade andere Sorgen. Die Finanzierung
des Ministerprojekts war nämlich wieder mal gefährdet – eine furchtbare Sache. Er
war am Boden zerstört.
     
    »Jule. Tust du mir einen Gefallen?«
    »Klar, jeden.
Schließlich hast du ja Geburtstag.«
    »Dann ruf
doch mal Simons Nummer an. Nur um zu sehen, ob er da ist.«
    »Sei nicht
albern. Was soll das? Was versprichst du dir davon? Das ist doch Quatsch. Du bist
doch kein Teenager mehr. Wie alt wirst du heute? 55?«
    »Du brauchst
überhaupt nichts zu sagen. Du kannst ja gleich wieder auflegen. Oder du sagst ›falsch
verbunden‹ . «
    »Also, nein,
Paula, bei aller Liebe – da mach ich nicht mit. Das ist doch idiotisch.«
    »Na, dann
eben nicht.«
    Irgendwie
hangelten sie sich durch ein dümmliches Vorabendprogramm und aßen dann ihr Rebhuhn.
Doch noch vor dem Dessert machte Jule schlapp.
    »Tut mir
leid, ich bin fix und fertig. Ich muss ins Bett.«
    Da saß Paula
nun, die angebrochene Rotweinflasche vor sich. Dabei war es erst halb zehn. Sie
goss sich noch ein Glas Spätburgunder ein.
    Der würde
nie mehr anrufen, dieser Schweinehund. Also würde sie ihn anrufen. Jetzt gleich.
    »Sternberg
hier … Hallo? Hallo? … Wer ist denn da?«
    »Hier …
ich bin’s … Paula.«
    »Paula?
Was willst du?«
    »Also …
Ich finde das schon traurig …«
    »Was denn?«
    »Dass ich
dir keinen Anruf mehr wert bin.«
    »Wieso?«
    »An meinem
Geburtstag …«
    Knacken
in der Leitung.
    »Hallo?
Simon? Bist du noch dran?«
    »Ja, ich
bin noch dran.«
    »Jetzt sag
doch was.«
    »Paula,
ich weiß nicht, was ich sagen soll. Glaubst du, dass mir noch nach Glückwünschen
zumute ist?«
    »Ich hab
das alles nicht so gemeint. Versteh mich doch. Bitte.«
    »Was soll
ich verstehen?«
    Wortlos
hörte Simon zu. Schließlich sagte er: »Okay. Ich hab’s zur Kenntnis genommen.«
    »Es tut
mir leid. Wirklich.« Paulas Stimme kippte. »Verzeih mir. Bitte!«
    »Lass uns
ein andermal drüber reden. Ich bin im Moment nicht allein.«
    »Wer ist
denn bei dir?«
    »Das tut
doch nichts zur Sache, Paula.«
    »Ich weiß,
es ist Nikki. Es ist doch Nikki, oder?«
    »Was fragst
du, wenn du es sowieso weißt?«
    Sie legte
den Hörer auf. Ganz vorsichtig, ganz langsam. Dann griff sie nach der Rotweinflasche.

Kapitel 11
     
    Irgendwann siehst du ihn da
sitzen, den Mann deiner Träume, und auf einmal ist es nicht mehr der Prinz, sondern
nur noch der Frosch. Du siehst ihn an und fragst dich, was du aus ihm gemacht hast.
Einen Gott. Adonis auf einem Sockel. Und plötzlich beginnen der Sockel zu wanken
und der Marmor zu bröckeln. Kann Marmor bröckeln? Also, du stellst fest, der Marmor
war gar kein Marmor, noch nicht mal Alabaster, es war schlichter Gips.
    Aber bis
dahin ist es ein weiter Weg.
     
    Während sich Jule die Zeit mit Fernsehen
vertrieb, surfte Paula im Internet herum. Sie suchte Links zu Revenge-Seiten. Den
Tipp hatte sie von einer Kommilitonin aus dem Workshop, die gerade an einer einschlägigen
Geschichte schrieb. Nun ja, auch Paula brauchte es zum, äh, Einarbeiten. Was besonders
beeindruckte, war die Zahl der Treffer: 17.532. Anscheinend hatte die halbe Republik
Rachegelüste. Nur mit der Qualität haperte es. Manches war zu harmlos, manches zu
abstrus. Ungeheuerlich allerdings das Angebot von Tomahawk-Raketen auf einer russischen
Internetseite, mit dem Vermerk: ›Serious offers only‹. Je mehr Paula las, desto
klarer wurde ihr: Sie musste sich selbst etwas einfallen lassen.
    Nikkis Allergie.
Ja, das war’s. Da würde Nikki zumindest ein paar Tage, wenn nicht gar Wochen, mit
Pusteln übersät zu Hause herumsitzen. Sie würde grantig werden und Simon ganz schnell
auf die Nerven gehen.
    Paula könnte
sie zum Kaffee einladen und Plätzchen backen, mit reichlich Kardamom. Und viel

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