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Die ungewisse Reise nach Samarkand: Roman (German Edition)

Die ungewisse Reise nach Samarkand: Roman (German Edition)

Titel: Die ungewisse Reise nach Samarkand: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Marion Weiß
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Zimt,
das überdeckte alles. Zimtsterne. Die passten auch noch gut nach den Feiertagen.
Welch ein Bild – die zarthäutige Nikki, von Kopf bis Fuß mit Flecken und Pickeln
übersät, und es juckte und juckte, die reinste Krätze.
    Die Einladung
musste natürlich über Markus laufen, und zwar jetzt, während Jule noch bei ihr war.
Die Rekonvaleszentin, die ein bisschen Abwechslung brauchte. Ja, und Markus könnte
doch Nikki mitbringen, so als Wiedergutmachung für neulich. Ohne Simon natürlich.
Markus würde seinen Star doch mal loseisen können, oder nicht?
     
    »Setzt euch, macht’s euch gemütlich.«
    Paula hatte
die bequemsten Sessel zurechtgerückt und Beistelltischchen herangeschoben, die beladen
waren mit Konfekt und Plätzchen. Lebkuchen, Nussmakronen, Buttergebäck. Und reichlich
Zimtsterne.
    Markus griff
sich gleich eine Handvoll. »Wo ist denn mein lieber Bruder?«
    »Der hat
mich sitzen lassen, und das über die Feiertage. Er meinte, er habe mal Tapetenwechsel
nötig. Urlaub ohne mich. Besser gesagt, Urlaub von mir.«
    »Nanu, warum
denn? Was hast du ihm denn getan? Oder liegt es vielleicht daran, dass du ihm nichts
getan hast?«
    »Also Markus!«
    Sie rutschte
in ihrem Sessel hin und her, von einer Pobacke auf die andere. Blickte von Markus
zu Jule und von Jule zu Nikki. Da saß sie, die süße Puppe, die Tasse in der Hand,
den kleinen Finger abgespreizt, und nippte an ihrem Kaffee. Harmlos, niedlich. Einen
Moment lang war Paula drauf und dran, ihr den Teller mit den Zimtsternen wieder
wegzunehmen. Aber nur einen Moment lang.
    Und da griff
Nikki auch schon zu.
    »Sind die
lecker. Hast du die selbst gebacken?«
    »Ja, das
ist noch ein Rezept von meiner Mutter. Die gab’s bei uns immer zu Weihnachten.«
    »Eigentlich
sollte ich nicht sündigen. Die Feiertage waren schon gefährlich genug. Und nächste
Woche geht es doch endlich wieder am Set weiter. Markus hat nämlich eine neue Geldquelle
aufgetan, nicht wahr, Markus?«
    »Ja, stellt
euch vor, ich habe einen Sponsor gefunden.«
    »Wer ist
es denn?«
    »Einer aus
der konservativen Ecke, eigentlich gar nicht mein Gusto, aber Geld stinkt ja bekanntlich
nicht.«
    »Jetzt sag
schon, wer?«
    »Ein Investor
eben. Aus der Großindustrie.«
    »Und was
verspricht der sich davon?«
    »Wahrscheinlich
denkt der, mein Film schade dem Minister.«
    »Und? Wird
er das?«
    »Also, eigentlich
ist das nicht die Absicht … Um Himmels willen, Nikki, was ist denn los?«
    Nikki war
auf einmal aschfahl und schweißnass.
    »Mir ist
so schlecht.«
    Hektische
Flecken breiteten sich auf ihrem Gesicht aus, und plötzlich fing sie an zu würgen.
    »Einen Notarzt,
schnell!«
    Jule stürzte
zum Telefon. »Hallo? Wir brauchen Hilfe. … Ich weiß nicht … Vermutlich ein anaphylaktischer
Schock … Wieso? Ich bin Apothekerin … Ja. Schweißausbruch. Brechreiz. Atemnot …
Quaddelbildung? Moment … Ja, sieht so aus … Okay, machen wir. Bis gleich.« Sie schmiss
den Hörer hin.
    »Markus,
leg sie auf den Boden, aber fix.«
    Jule packte
jetzt selbst mit an, und gemeinsam brachten sie Nikki in die stabile Seitenlage.
Paula stand daneben und zitterte. Sie konnte keine Hand rühren.
    Der Notarzt
hantierte an seinem Köfferchen. »Ich habe ihr einen venösen Zugang gelegt und eine
Kochsalzlösung verabreicht. Vorsichtshalber werden wir auch noch intubieren. Und
dann nichts wie ab.«
    »Wo bringen
Sie sie hin?«
    »Klinikum
Bremen-Mitte, St. Jürgen-Straße.«
    »Kann ich
mitfahren?« Markus war nun selbst leichenblass.
    »Ja. Dann
können Sie uns auch genauer sagen, was passiert ist.«
    Paula erwachte
aus ihrer Starre. »Zimtsterne. Zimtsterne hat sie gegessen.«
    »Sind denn
Allergien bekannt?«
    »Jaaa …«
    »Gegen was
denn? Jetzt reden Sie schon!«
    »Kardamom,
wahrscheinlich Kardamom.«
    Als sie
endlich fort waren, sank Paula auf die Couch. Jule stellte das Kaffeegeschirr zusammen
und brachte es in die Küche. Dann setzte sie sich auch.
    »Hoffentlich
geht das gut. Ein anaphylaktischer Schock ist was Schlimmes. Der kann sogar tödlich
enden.«
    »Mal bloß
nicht den Teufel an die Wand.« Paula zitterte immer noch. »Sie ist doch jetzt in
guten Händen, oder?«
    »Die nächste
Stunde ist entscheidend. Sie werden sie mit Adrenalin, Glucocorticoiden und Antihistaminika
versorgen.«
    Alles böhmische
Dörfer für Paula.
    »Wie konnte
das nur passieren?«
    Paula fing
zu weinen an. »Gibst du etwa mir jetzt die Schuld?«
    »Was heißt
hier Schuld? Ich habe nichts von Schuld gesagt. Was

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