Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die ungewisse Reise nach Samarkand: Roman (German Edition)

Die ungewisse Reise nach Samarkand: Roman (German Edition)

Titel: Die ungewisse Reise nach Samarkand: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Marion Weiß
Vom Netzwerk:
einer dieser unsäglichen Talkshows
tituliert. Befreundet mit Condoleezza Rice. Condi .
    Auf Jules
Rat hin hatte Paula damals keine Szene gemacht. Zwar hatte sie Robert gezeigt, wie
verletzt sie war, aber sie hatte die Sache ausgesessen. Und nach einem halben Jahr
war es dann auch vorbei gewesen, als nämlich die Rehäugige einem noch vielversprechenderen
Professor in die Staaten folgte und den guten Robert wieder zu seiner Hausmannskost
an den heimischen Herd verbannte.
    »Wie soll
es denn jetzt mit uns beiden weitergehen? Wie stellst du dir das vor? Dass ich dir
großmütig verzeihe?«
    »Hast du
dich eigentlich mal gefragt, wie es überhaupt dazu kommen konnte?«
    »Soll ich
jetzt etwa schuld sein? Das ist doch ein starkes Stück. Also, auf diesem Niveau
diskutiere ich nicht.«
    »Siehst
du, genau das ist’s. Du machst sofort dicht.«
    » Ich habe ja auch keine Fehler gemacht. Du hast mich betrogen. Und es scheint
dir noch nicht mal leidzutun. Wahrscheinlich braucht Simon nur mit den Fingern zu
schnippen und du rennst wieder zu ihm.«
    »Wenn du
so weitermachst, dann …«
    »Was, dann?«
    »Du wirst
dich noch wundern.«
    »Wenn sich
hier einer wundern wird, dann du, Paula. Du sitzt nämlich am kürzeren Hebel. Beziehungsweise
im Glashaus. Pass nur mal auf.«
     
    Tja, und vorgestern hatte er schließlich
seinen Koffer gepackt – unter Flüchen und wahrscheinlich mit völlig falscher Kleidung
und ohne Sonnencreme und Reiseapotheke – und war mit einem Last-Minute-Flug nach
Teneriffa abgerauscht. Ende Januar würde er zurück sein. Aber er informierte Paula
wenigstens über Ziel und Dauer seiner Reise, im Unterschied zu ihr.
    Nun saß
sie tatsächlich allein da in dem großen Haus, und das auch noch über die Feiertage.
    Sie griff
zum Hörer, aber da war nur der Anrufbeantworter. Sie bat um Rückruf, doch nichts
geschah. Und in der Apotheke hieß es jedes Mal, die Chefin sei gerade nicht da.
Ob sich Jule verleugnen ließ? Zwar hatte sie ihr ziemlich den Kopf gewaschen nach
dem Abend neulich, aber das hatte ja wirklich nichts mit ihnen beiden zu tun gehabt.
    Paula blickte
zum Küchenfenster hinaus. Schon wieder dieser Mann mit dem Cocker Spaniel. Der drehte
seit ein paar Wochen hier ständig seine Runden. Na, wahrscheinlich war der Hund
neu.
    Endlich,
kurz vor Weihnachten meldete sich Jule. Aus dem Krankenhaus. Hysterektomie – die
Quelle weiblicher Hysterie sei ihr entfernt worden. Die Eierstöcke auch. Vorsichtshalber.
Aber nein, nichts Bösartiges, keine Bange.
    »Ich komme
sofort vorbei. In einer Viertelstunde bin ich da.«
    Stopp, Stopp.
Die Operation sei schon zehn Tage her, Jule würde morgen entlassen.
    »Und da
meldest du dich erst jetzt? Warum hast du nicht früher angerufen?«
    »Ach, ich
wollte dich nicht beunruhigen. Du hast doch schon genug am Hals.«
    Oh nein,
sie hatte gar nichts mehr am Hals. Noch nicht mal Robert. War das nicht prima? Sie
würde Jule morgen abholen und zu sich verfrachten. Über Weihnachten. Über ihren
Geburtstag. Und über Neujahr. Sie würde sie bekochen und verhätscheln.
     
    »Sei froh, dass du hier warm und
trocken sitzt. Draußen ist es ganz abscheulich. Eiskalt.«
    Paula hievte
ihre Tragetaschen auf den Küchentisch. Brechend voll war’s gewesen, beim Bäcker,
im Gemüseladen, überall. Und das am Vierundzwanzigsten.
    »Sag mal,
soll das etwa für uns zwei sein? Wenn wir das alles essen, werden wir ganz schön
zulegen.«
    »Ach, pfeif
drauf. Außerdem – wir müssen nicht, wir dürfen. Wir lassen’s uns jetzt gut gehen,
ohne Männer.«
    »Apropos
Männer. Ist dir eigentlich schon mal aufgefallen, dass hier dauernd einer mit so
einem Mini-Setter vorbei kommt?«
    »Das ist
ein Cocker Spaniel. Na ja, so ein junger Hund muss eben öfter raus. Das dauert,
bis der stubenrein ist.«
    »Muss der
immer die gleichen Runden drehen? Das nervt doch.«
    »Jetzt hab
dich nicht so. Der stört uns doch nicht. Hauptsache, er macht die Häufchen weg.«
    »Na, wenn
du meinst.«
    Paula fing
an zu kochen. Für Heiligabend, für den ersten Feiertag, für den zweiten Feiertag,
und natürlich für ihren Geburtstag.
    Ohne Jule
wäre der Achtundzwanzigste eine Katastrophe geworden. Kein Mensch meldete sich.
Johannes und Becca waren weg, sie waren mit Lukas und Charlotte über die Feiertage
auf eine Insel – Sylt oder Amrum, irgendwas in der Art. Aber sie hätten wenigstens
ein Kärtchen schreiben können. Und Markus, der war wohl mit seinem dubiosen Projekt
beschäftigt. Oder mit Nikki.

Weitere Kostenlose Bücher