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Die ungewisse Reise nach Samarkand: Roman (German Edition)

Die ungewisse Reise nach Samarkand: Roman (German Edition)

Titel: Die ungewisse Reise nach Samarkand: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Marion Weiß
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ich allerdings nicht verstehe
… Also, ich kenne kein Rezept für Zimtsterne, in dem Kardamom vorkommt.«
    »Ich sagte
doch schon, das ist von meiner Mutter.«
    »Woher wusstest
du eigentlich, dass Nikki gegen Kardamom allergisch ist?«
    »Ich meine,
sie hätte mal so was gesagt. An diesem schrecklichen Abend. Erinnerst du dich nicht
mehr?«
    »Nein, beim
besten Willen nicht.« Jule runzelte die Stirn. »Aber dann hättest du ihr doch sagen
müssen, dass sie die Zimtsterne nicht essen darf. Du hättest sie doch warnen müssen.«
    »Ich habe
eben nicht mehr dran gedacht.«
    »Also nein,
Paula!«
     
    Am nächsten Tag war Nikki wieder
zu Hause. Das heißt, bei Simon. Gott sei Dank, das war noch einmal gut gegangen.
Aber Simon hatte getobt, am Telefon. Und Paula hatte zurückgebrüllt. So sehr, dass
Jule ihr schließlich den Hörer aus der Hand nahm und versuchte, die Wogen zu glätten.
    »Jetzt mach
mal halblang, Simon. Mit Absicht? So ein Quatsch. Wieso glaubst du das?«
    Paula stand
unter der Tür und starrte Jule an.
    »Also nein
… Was ich denke? Alles was recht ist, aber ich halte mich da raus … Du, nein, das
klär mal lieber direkt mit Paula … Nein, Simon, nein. Lass mich jetzt bitte in Ruhe.«
    Paula hatte
nicht weiter gefragt. Aber irgendwie war die Stimmung gekippt. Und als Jule am nächsten
Tag meinte, es sei nun Zeit, dass sie wieder in ihre eigenen vier Wände komme, ja
doch, ihr gehe es wirklich wieder gut, da nickte Paula nur. Sie würde nicht versuchen,
Jule zurückzuhalten.
     
    Je länger sie darüber nachdachte,
desto klarer wurde ihr, dass es töricht war, die junge Frau aus dem Weg zu schaffen.
Er war derjenige, den sie sich vorknöpfen musste. Wenn in diesem Triolengitter einer
dran glauben musste, dann er. So fies, wie er sie behandelt hatte, konnte er nicht
ungestraft davonkommen. Er müsste leiden, mindestens so sehr, wie sie jetzt litt,
und zwar bis zum bitteren Ende. Und sie würde ihn ganz genau wissen lassen, warum.
Sie hatte auch schon eine Idee. Schließlich kannte sie seine wohlgehütete Phobie.
     
    Das Raubtier und seine Beute. Die
Löwin und die Maus. Nein, nicht solche Klischees. Die Leopardin? Auch schon mal
dagewesen. Die … oh, jetzt hatte sie’s. ›Die Hyänenfrau‹. Ja, das war’s.
    Paula würde
den Roman natürlich unter einem Pseudonym veröffentlichen. Damit nicht Krethi und
Plethi straßauf, straßab sagten, sieh mal einer an, die Assmann, dieses Aas. Wer
hätte das gedacht? Die Initialen allerdings wollte sie beibehalten. P.A. Paulette
Assam. Aber das klang zu sehr nach Tee. Pauline Aster? Nein, das war zu nah an Paul
Auster dran, das ging wirklich nicht. ›Die Hyänenfrau‹, von … von … Paola Assmy.
Paola Assmy, das war prima. Das war auch gut für den ausländischen Markt.
    Und obwohl
die Geschichte noch lange nicht auf dem Papier war, entwarf sie schon mal das Layout
für die Titelseite.

Kapitel 12
     
    So langsam ging ihr der Kerl auf
den Wecker. Sie hatte mitgezählt. Vier Mal am Tag, man konnte die Uhr danach stellen.
Paula schnitt jetzt Grimassen. Nächstens würde sie ihm die Zunge rausstrecken. Du
musst dich ja auch nicht dauernd ans Fenster stellen, du dumme Kuh. Besser, du setzt
dich wieder an deinen Roman.
    Aber da
lief es momentan doch nicht so gut, wie sie gehofft hatte. Von der wohlgehüteten
Phobie hatte sie Abstand nehmen müssen, obwohl der Gedanke bestechend gewesen war.
Das Szenario war nämlich schon vergeben, wie sie gestern Abend im ›Bücher-Talk‹
der ARD feststellen musste. Ein Jurij Steinbrecher hatte Paulas Gastropoden als
tödliche Waffe eingesetzt. ›Killerschnecken‹ hieß das Buch, der Rezensent auf der
roten Couch sprach von einem Thriller der besonderen Art. Schade um ihre originelle
Idee. Auf die sie allerdings kein Patent hatte.
    Wie konnte
ihre bisher namenlose Erzählerin jetzt nur vorgehen? Eine andere Phobie? Wenn ja,
welche? Eines war klar: Frauen mordeten auf subtilere Weise als Männer. Entweder
über die Psycho-Schiene oder mit Gift. Auf Gifte hatte sie eigentlich nicht zurückgreifen
wollen, zumindest nicht auf die herkömmlichen. Nichts mit Bittermandel, Zyankali
und Arsen. Sie würde recherchieren müssen.
    Gerade,
als sie den Rechner anstellte, klingelte das Telefon.
    »Assmann.
Hallo, wer ist da?«
    Schweres
Atmen am anderen Ende.
    »Hallo?
Jetzt antworten Sie doch.«
    Wieder Atmen,
dann ein Klicken.
    Warum konnten
die nicht einfach ›falsch verbunden‹ sagen? Das wäre doch das Mindeste.
    Paula ging
an

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