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Die ungewisse Reise nach Samarkand: Roman (German Edition)

Die ungewisse Reise nach Samarkand: Roman (German Edition)

Titel: Die ungewisse Reise nach Samarkand: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Marion Weiß
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dir eines gesagt sein: Je
größer die Vorschusslorbeeren, desto tiefer der Absturz.«
    »Meine Güte,
Markus, du bist ja eine richtige Unke.« Paula schüttelte den Kopf. »Die kennen sich
doch aus, die wissen doch, was sie tun.«
    Allerdings
hatte sie die Idee mit der Homestory auch etwas abwegig gefunden. Doch die war schnell
vom Tisch gewesen, als Paula klar machte, dass sie sich um nichts in dieser Welt
neben Robert aufs Sofa setzte – nur wegen eines Fotoshootings. Nein, das war absolut
nicht drin, weder das repräsentative Haus mit dem schönen Garten noch der akademische
Gatte. Sie lebte nun mal getrennt von ihrem Ehemann, und zwar in einer mickerigen
Zweieinhalb-Zimmer-Wohnung.
    Hille Himmelsthür
war enttäuscht gewesen. Paula vermutete allerdings, dass Hille auf die große Versöhnung
hoffte, wenn der Roman erst mal in den Buchhandlungen lag. Was das eine mit dem
anderen zu tun haben sollte, war Paula allerdings schleierhaft.
     
    Endlich war es so weit. Das Buch
würde Anfang November ausgeliefert, das hieß, die Lesungen konnten ab dem Zwölften
terminiert werden.
    »Die Lesungen
sind ganz wichtig. Die müssen Sie jetzt schnell organisieren. Hier in Hamburg können
wir Ihnen behilflich sein, aber zunächst sollten Sie in Bremen starten. Da kennen
Sie sich ja bestens aus.«
    Nun, Paula
kannte sich leider gar nicht so gut aus. Sie wusste zwar, welches die beliebtesten
Leseplattformen waren, aber sie hatte keine Beziehungen. Buchhandlungen, Stadtbibliothek,
die gefragten Lokalitäten der Kulturszene mussten abgeklappert werden. Dabei kamen
Fragen auf. Mit Musik oder ohne? Mit Moderator oder ohne? Was kosteten die Räume?
Gab es auch welche umsonst? Sollte man Eintritt nehmen oder nicht?
    Paula stand
recht hilflos da. An die anderen Probleme mochte sie noch gar nicht weiter denken.
Angst vor dem Publikum – sie hatte schon miterleben müssen, wie keine Miene verzogen
wurde, wie Hände schwächelten, wenn es um Applaus ging. Dann ihr Vortrag, rhetorisch
war sie noch total ungeübt, und nicht zuletzt die Frage, welche Passagen sie auswählen
sollte. Sie war einmal bei einer Buchpremiere gewesen, da hatte die junge Autorin
Kapitel um Kapitel runtergelesen, so dass Paula am Schluss glaubte, den ganzen Roman
zu kennen. Also hatte sie ihn nicht gekauft. Ja, und das war doch der Zweck der
Übung – die Lesung sollte Werbung sein. Ihre ›Hyänenfrau‹ musste doch reißenden
Absatz finden.
    Detlef Schortens.
Der kannte sich aus. Der hatte auch die nötigen Kontakte. Allerdings hatte er auch
immer wahnsinnig viel um die Ohren. Aber fragen kostete ja nichts. Also rief ihn
Paula an.
    Selbstverständlich
würde er helfen, soweit es seine Zeit erlaubte. Und er machte ihr auch gleich Vorschläge.
Drei Lesungen: eine in der Buchhandlung in der Obernstraße, eine im ›Ambiente‹ am
Osterdeich, eine in der Krimi-Bibliothek.
    »Das ist
aber kein richtiger Krimi, Detlef.«
    »Das macht
nichts. Dort finden alle möglichen Lesungen statt. Das müsstest du eigentlich wissen.«
    Die drei
Räumlichkeiten hatten den Vorzug, nichts zu kosten, und es würde ein jeweils anderes
Publikum angesprochen. Detlef kannte sich da aus.
    »Sag mal,
würdest du die Lesungen auch moderieren?«
    Ja, klar,
gern. Nur die erste nicht. Da war er in London.
    »Das ist
ja blöde. Ausgerechnet die erste.«
    »Fang im
›Ambiente‹ an, das ist eine schöne, intime Atmosphäre. Da brauchst du gar keinen
Moderator. Nimm einen Musiker dazu.«
    Der Musiker
würde natürlich Gage haben wollen.
    »Weißt du
jemanden, der nicht gar so teuer ist?«
    »Hm, ich
hätte da einen Gitarristen, den könnte ich mal fragen.«
    Als zwei
Tage später die schlechte Nachricht kam, dass der Gitarrist schon vergeben war,
fasste Paula einen kühnen Entschluss. Sie würde Markus nehmen. Zur Not kriegte der
das hin.
    Und Markus
hängte sich voll in die Sache rein. Er hatte im Moment sowieso wieder mal eine Flaute
und saß nur gelangweilt herum.
    »Wir machen
die Musik per Videoclip. Ich habe ja das ganze Equipment, das ist kein Problem.«
    Paula war
begeistert. Markus, der Filmemacher, würde das Kind schon schaukeln.
    »Aber ja
keinen Clip von Nikki!«
    »Wo denkst
du hin, Nikki kann doch gar nicht singen. Außerdem ist die nicht mehr im Lande,
die ist mit ihrem Ivor unterwegs, Klinken putzen. Sie wartet auf ihren großen Durchbruch.«
Er schaute Paula zweifelnd an. »Aber dass du ihr immer noch hinterhergrollst – da
kommst du mir wie ein alberner Teenager vor. Inzwischen

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