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Die ungewisse Reise nach Samarkand: Roman (German Edition)

Die ungewisse Reise nach Samarkand: Roman (German Edition)

Titel: Die ungewisse Reise nach Samarkand: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Marion Weiß
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bei Frank. Wenn der sie
bloß nicht zu dieser unsäglichen Dauerwelle überredet hätte. Steinalt hatte sie
damit ausgesehen. Es war ihr wirklich nichts anderes übrig geblieben, als alles
ratzfatz abschneiden zu lassen. Auf Streichholzlänge. Und dann hatte er sie sitzen
lassen, der Mistkerl.
    »Aber Sie
sehen gut aus, wirklich. Das ist echt viel flotter«, wehrte Herr Hübchen ab. »Außerdem
muss man doch ab und zu was verändern.«
    »Das wollte
ich ja auch, deshalb sagte ich doch, ich möchte es schön lockig haben.«
    »Steckt
da vielleicht ein neuer Mann dahinter?«, mischte sich nun Frau Sattmann ein.
    Natürlich,
das hätte sie sich denken können. Die wussten, dass sie sich von Robert getrennt
hatte. Und schon ging der Klatsch los. Spätestens morgen hatte ihre neue Frisur
mit allen eventuellen Pikanterien die Runde gemacht. Bei Frau Dr. Wagenbach genauso
wie bei Nachbarin Anja und der Grimme und der Bätzner.
    »So ein
Unsinn. Bei mir steckt kein Mann dahinter.«
    »Na, jetzt
kommen Sie schon. Wer ist es denn?«
    Paula schüttelte
heftig den Kopf. »Also, so hab ich mir das nicht vorgestellt. Sie sagten
doch, dass durch den Stufenschnitt Bewegung ins Haar käme.«
    »Aber schauen
Sie doch, da ist doch Bewegung drin.« Herr Hübchen tänzelte mit dem Handspiegel
um sie herum.
    »Oh nein.
Wo ist denn mein Hinterkopf? Der ganze Hinterkopf ist ja weg!« Zornestränen schossen
ihr in die Augen. »Herr Hübchen, tun Sie doch was!«
    Aber was
sollte er schon tun, der Stümper?
    »Herr Hübchen,
da haben Sie wohl ein bisschen viel ausgedünnt«, nörgelte jetzt auch Frau Sattmann.
    »Aber die
wachsen doch wieder«, flötete Herr Hübchen. »Ihre Haare wachsen doch schnell. Außerdem
– das ist nur eine Frage der Gewöhnung.«
    Frau Sattmann
nickte zustimmend und sagte, wenn sie erst die Komplimente zu hören bekäme, nicht
wahr, die Komplimente, besonders die des besagten Mannes, dann …
    Jetzt war
es aber endgültig genug. Paula stand abrupt auf. Fast hätte sie den Stuhl umgeworfen.
Hier kam sie nie mehr her. Und bezahlen würde sie auch keinen Cent.
    »Also, wenn
es Ihnen so gar nicht gefällt, dann ist das heute natürlich umsonst. Und das Nachschneiden
das nächste Mal, das geht auch aufs Haus.«
    Was sollte
denn da noch nachgeschnitten werden? Paula grummelte unverständliche Worte vor sich
hin und verließ fluchtartig den Laden. Vor der Tür kramte sie ein Taschentuch heraus
und fing zu heulen an.
    »Paula,
was ist denn mit dir?«
    Oh nein.
Ausgerechnet Jule.
    »Nichts,
gar nichts. Mir ist nur was ins Auge geflogen.«
    »Menschenskind,
Paula. Mir kannst du doch nichts vormachen.« Jule legte den Arm um sie und schob
sie in Richtung Cafeteria. »Lass uns was trinken und du erzählst mir, was los ist.«
    Paula wischte
sich die Tränen ab.
    »Entschuldige,
aber meine Nerven sind gerade nicht die besten, nach all dem Ärger mit der Polizei.
Und wenn mir dieser blöde Kerl nicht eingeredet hätte … wenn er nicht gesagt hätte,
dass ich mir Locken machen lassen soll …«
    »Wer?«
    »Na, Markus.«
    »Markus?
Sag bloß, du hast wieder was mit ihm am Laufen?«
    »Na ja,
nur ein bisschen. Aber das ist es nicht.« Paula schniefte. »Er meinte, ein Lockenkopf
würde mir stehen, und weil ich jetzt doch ein Foto für den Verlag brauche … Ach,
das weißt du ja noch gar nicht … Also, auf jeden Fall hat Markus mir geraten …«
    »Oh, Paula.
Du und die Männer. Das hatten wir doch schon öfter. War da nicht mal irgendwas mit
einer Dauerwelle? Wegen diesem … Jürgen?«
    »Nein, das
war Frank. Das mit Jürgen war die Sache mit dem Färben.« Paula zog wieder das Taschentuch
heraus und schnäuzte sich. »Aber was soll ich denn jetzt bloß machen?«
    »Na, so
schaurig, wie du tust, ist die Frisur nun auch wieder nicht. Außerdem wachsen die
Haare ja wieder. Deine Haare wachsen ja schnell.«
    »Komm mir
bloß nicht damit. Den Spruch habe ich schon mal gehört.« Sie warf Jule einen bösen
Blick zu. »Tut mir leid, aber ich muss jetzt gehen. Ich habe noch was zu erledigen.«
    Paula zahlte
und stakste mit stocksteifem Kopf davon in den Supermarkt. An jeder Glasfront, an
der sie vorbeikam, schielte sie nach ihrem Spiegelbild, um jedes Mal entsetzt wegzuschauen.
So ein Fiasko.
    Sie brauchte
jetzt was Alkoholisches. Eine schöne Flasche Single Malt zum Beispiel. Normalerweise
kaufte sie den nur, wenn er im Angebot war, aber jetzt hatte sie ihn wirklich nötig.
Außerdem war ja der Friseur umsonst gewesen.
    Zu

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