Die unglaublichen Ticks des Herrn Hval - Roman
zurück, wurde voll und ganz journalistisch abgedeckt, und zum Schluss genügten hundert Worte nicht mehr, um die Ereignisse zu beschreiben, und ich bekam freie Hand für unsere Schilderungen. Deshalb lasse ich Notto Fipp wieder zu Worte kommen, durch den Fædrelandsvennen, selbst wenn ich einräumen muss, dass ich derjenige war, der größtenteils die Feder geführt hat, auf Notto Fipps eigenen Wunsch, während er mir erzählte, was seiner Meinung nach dabei sein sollte, und ich versuchte auch nach besten Möglichkeiten, seinen Aussagen und seinem Sprachgeschick insoweit Gerechtigkeit zukommen zu lassen, wie es mir überhaupt nur möglich war, so dass diese sogenannten Reisebriefe selbstverständlich in seinem Namen gedruckt wurden. Meiner war ein überflüssiger, unnützer Name, dem Vergessen geweiht. Bernhard Hval! Die Schlagzeile auf der Rückseite des Fædrelandsvennen vom 14. September 1929, also einen Tag, nachdem die Ereignisse eigentlich stattgefunden hatten, wie die Nachrichten es zur Gewohnheit haben, sie kommen zu spät, und ich war auch hier nicht derjenige, der diese zweideutigen Worte aussuchte, sondern die Nachtschicht, höchstwahrscheinlich auf Anweisung des Redakteurs: NOTTO FIPP IST WIEDER AUF DEN BEINEN : VON KRISTIANSAND IN DIE HAUPTSTADT UND ZURÜCK . Es versteckte sich eine gewisse Gemeinheit darin, wie ich fand. Notto Fipp ist wieder auf den Beinen. Was bedeutete das? Das bedeutete, dass sie sich noch nicht sicher waren, ob sie ihn zum Gespött machen oder den Mann ernst nehmen wollten. Ich kann versichern, dass diejenigen, die lachten, nicht zuletzt lachten und sich das Lachen verkneifen mussten. Ich ziehe es vor, zum Triumph vorzuspringen und hier nur zwei Auszüge aus Notto Fipps Feuilletons zu präsentieren, die bald von der Rückseite über die Sportberichte bis zur Titelseite vorgezogen wurden, und die, wie ich denke, in aller Bescheidenheit zeigen, welchen Prüfungen er sich aussetzte.
Erster Tag:
Ach und weh, es macht nicht nur Vergnügen, als Tourist zu gehen, zumindest nicht auf leeren Magen. Ja, der fängt bereits an, sich leer anzufühlen, obwohl es noch nicht lange her ist, dass ich auf dem Marktplatz von Kristiansand losging, während die Uhr zwölf schlug. Doch dann kommt die Tageszeit, an der ich normalerweise etwas esse, nämlich die Vesper, und nichts dergleichen geschah, und da ich kein großer Esser bin, schon gar nicht von Fleisch und Tieren, so fingen meine Eingeweide langsam an, eine richtige kleine Revolution zu veranstalten, die ich mit der Zeit immer schlimmer und schlimmer empfand, und gerade jetzt bin ich ziemlich schlecht dran. Und das mir, der ich nie krank gewesen bin! Allein die Vorstellung, dass es ein, zwei Tage dauern kann, bis das Elend ein Ende hat, macht mich ziemlich mutlos, und dabei ist das doch erst der Anfang. Also werde ich etwas langsamer, und mein Begleiter, Doktor Bernhard Hval, den ich bereits das letzte Mal erwähnt habe und der mir in der Zwischenzeit ein guter Freund geworden ist, holt mich ein und überreicht mir ein oder zwei Bananen, sowie einen Schluck Milch, die er auf Eis gelegt hat, und bessere Kost kann ein Wanderer sich nicht denken. Sie sollte in Schulen wie daheim obligatorisch sein. Kautabak werde ich mir erst wieder gönnen, wenn ich das wackere Kristiansand erneut erblicke. Wie man wohl versteht, muss ich meinem Weg folgen. Doktor Hval ist Zeuge meiner Herausforderungen und hat die Anweisung, nur einzugreifen, wenn es mir richtig schlecht gehen sollte. Klopft auf Holz. Ich bin von Natur aus optimistisch und nehme es, wie es kommt. Ich bin heute ungefähr vierzig Kilometer gegangen, weshalb ich, ehrlich gesagt, nicht gerade wenig müde bin. Die Luft ist kühl, aber ich friere nicht. Ich hoffe, bald eine Scheune oder einen gewöhnlichen Schuppen zu finden, in den ich meinen sündigen Leib legen und eine Weile ausruhen kann. Ich würde auch mit einer Milchrampe vorliebnehmen. Ich bin trotz allem optimistisch. Gute Nacht!
Hochachtungsvoll Notto Fipp
Siebter Tag:
Heute Morgen habe ich mich aus einem tiefen Loch in einer Heuscheune herausgegraben, klitschnass und erschöpft. Meine medizinische Begleitung saß schön trocken in seinem Auto, fünfzig Meter entfernt. Habe eine Banane gegessen und einen Krug Milch getrunken. Optimistisch grüßt Notto Fipp. Ich gehe, und ich werde weiter gehen. Bin so müde, dass ich es nicht wage, mich umzuschauen. Ich fühle mich nicht mehr besonders stark. Aber ich werde es schaffen.
Grüße von
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