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Die unglaublichen Ticks des Herrn Hval - Roman

Titel: Die unglaublichen Ticks des Herrn Hval - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: btb Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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in einen Dämmerzustand, und ich sah keinen anderen Ausweg, als ihn selbst ins nächste Krankenhaus zu schaffen. Doch da griff jemand ein, diese hysterische Frau, sie wollte keinerlei Verantwortung übernehmen. Sie zeigte auf mich.
    »Der war es, der ist gefahren. Es ist seine Schuld.«
    Andere, die nicht einmal am Unfallort gewesen waren, sagten das Gleiche, dass ich unvernünftig gefahren sei. Ich sollte warten, bis die Polizei kam. War ich vielleicht betrunken? Die Stimmung wandte sich gegen mich. Selbst der Bauer, der die Milch spendiert hatte, stand nicht länger auf meiner Seite. Ich war umzingelt. Vier Mann legten Notto auf den Anhänger eines Treckers, und so wurde er befördert, wie ein Schlachtvieh, nach Kristiansand, ins St. Josephs Hospital. Der Dorfpolizist kam nach einer Stunde. Ich musste den Hergang erklären: Das Auto des jungen Paares hatte eine Panne gehabt, und Notto, hilfsbereit, wie immer, hatte ihnen beim Schieben geholfen. Ich hatte eine so außergewöhnliche Situation, die Menschenleben in Gefahr brachte, nicht vorhersehen können, Wenn jemand Schuld an dem Unfall hatte, dann das junge Paar. Weiß Gott, was die mit ihrem Wagen angestellt hatten.
    Der Polizist maß die Bremsspur, tat seine Pflicht und notierte alles mit einem kurzen Bleistiftstummel auf einem Block. Ich wollte gern behilflich sein, trotz allem war ich eine Kapazität auf dem Gebiet, einer, dem man genau zuhören sollte. Gehe immer äußerst vorsichtig bei deinen Schlussfolgerungen vor! Jedes Wort, jeder Satz müssen sorgfältig abgewogen werden. Man sollte gemeinsam einen Entwurf verfassen und dann darüber schlafen. Wenn man seiner Sache nicht vollkommen sicher ist, muss das offen zugegeben werden.
    »Sie haben Notto Fipp also verstümmelt«, sagte der Polizeibeamte.
    »Es war ein entschuldbares Missgeschick. Ich lasse es nicht zu, dass …«
    Der Polizist unterbrach mich.
    »Ein entschuldbares Missgeschick vor allem für das Steak.«
    Und erst da wurde mir klar, dass der Sieg des Steaks Bestand haben würde und Notto Fipp nie wieder loslaufen und ich auch niemals meine Revanche bekommen würde. Ja, ich hatte ihn verstümmelt. Ich hatte ihn aus den Augen verloren, um Milch zu holen. Das war mein Verbrechen. Spätabends durfte ich endlich nach Kristiansand fahren. Ich weinte und heulte. Ich spuckte auf die Windschutzscheibe und fuhr im Zickzack, und um 23.54 Uhr kam ich am St. Josephs Hospital an. Notto Fipp lag auf der Endstation. Mit anderen Worten: Sie hatten ihn aufgegeben. Sein Leben war nicht mehr zu retten. Mit Freude hätte ich ihm mein eigenes Herz überlassen, wenn es möglich gewesen wäre. Große äußere Schäden und innere Blutungen, nicht zuletzt in der Lunge und der Milz, dazu die zerschmetterten Beine und der zusammengedrückte Schädel, das war zu viel, selbst für Notto Fipp. Er erkannte mich wieder und nahm meine Hand. Ich hielt seine in meinen Händen. Er war abwesend, bereits auf dem Weg fort. Ich konnte es seinem Blick ansehen.
    Der Blick verschwindet als Erstes. Das ist etwas, das wir alle wissen. Es ist das Licht, das im Körper ausgeknipst wird. Dennoch lächelte er.
    »Hast du Schmerzen?«
    Notto verdrehte die Augen und zerrte an meinen Händen, ich wusste nicht, ob er sich losmachen oder fester gehalten werden wollte.
    »Oh ja, ab und zu, aber so schlimm ist es nicht.«
    Er schlief eine Weile ein und kam dann wieder zu sich, oder das, was noch von ihm übrig war, und das war nicht viel.
    »Wir geben nicht so schnell auf«, sagte ich.
    »Danke, dass du gekommen bist. Das war nett von dir.«
    »Ich bleibe hier so lange, wie ich darf.«
    »Das möchte ich dir überlassen.«
    Er konnte nur mit Mühe die Hand heben. Da war das Papier mit dem Gedicht für Gro.
    Kurz darauf fiel Notto Fipp in einen heftigen Todeskampf, und glücklicherweise konnten wir darauf verzichten, ihm die Beine zu amputieren. Das hätte nichts genützt, und er bat auch nicht darum. Er wollte auch kein Morphium oder andere schmerzstillende Mittel haben. Seine letzten Worte, die er aus der Sprache seiner Kindheit holte, lauteten:
    »Ich bin mir sicher, wir sehen uns wieder.«
    Das, was eine Festschrift werden sollte, wurde ein Schwanengesang.
    Und ich habe es die ganze Zeit gewusst, dass wir uns wiedertreffen.
    Aber so einen schönen Nachruf, wie Notto Fipp ihn bekam, haben nicht viele hier im Land erhalten. Eine ganze, nein, zwei Nationen trauerten an seiner Bahre.
    Das Steak, diese dänische Sahnetorte, ließ Folgendes in den

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