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Die unglaublichen Ticks des Herrn Hval - Roman

Titel: Die unglaublichen Ticks des Herrn Hval - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: btb Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Sekunde aus den Augen und sah, wie er langsam, aber sicher regenerierte und zu seinen alten Kräften kam, ja, mehr als das. Trotzdem nahm ich noch keinen Kontakt zu dem dänischen Hoflieferanten auf. Ich musste sicher sein, dass Notto nicht nur diesen Marsch auf fachlich gesehen zu verantwortende Art und Weise durchführen, sondern ihn auch gewinnen konnte, etwas anderes war undenkbar und ausgeschlossen, zwei Niederlagen hintereinander hätten uns beiden das Genick gebrochen. Ich streckte mich nach dem Unmöglichen, und das Unmögliche war in Reichweite. Von Evje nach Arendal. Von Arendal nach Kristiansand. Von Kristiansand nach Evje. Ich fuhr mit dem Roadster hinterher. Darf ich sagen, dass das meine glücklichste Zeit war? Ja. Das darf ich mit Fug und Recht behaupten. Notto war erleichtert und kräftig, während ich ihm Schwung in die Hüften gab, der ihn in schnellerer Geschwindigkeit vorwärts trieb und ihn weniger Kraft kostete. Ja, ich war so guter Laune, dass ich eines Vormittags, als wir an einem Wasserfall Rast machten, mich erdreistete, das zu fragen, von dem ich wusste, dass ich es nicht fragen sollte, aber ich konnte es dennoch nicht lassen:
    »Woran denkst du, wenn du nicht gehst, Notto?«
    Er nahm die Bananen in aufrechter Haltung zu sich. Ich saß auf einem Stein und genoss die angenehme Brise vom Wasserfall, die uns beiden gut tat.
    »Dein Auto ist schmutzig«, sagte Notto.
    Ja, der Roadster war mit Staub lackiert, und das konnten wir nicht zulassen. Ich holte Wasser aus einer Vertiefung unterhalb des Wasserfalls und sah dort kurz den Schatten eines Fisches, einen geschmeidigen Schatten, der still auf dem Grund lag. Ich weiß nicht, wieso ich mich ausgerechnet daran erinnere. Es berührt etwas in mir. Damals war ich nur froh, dass Notto meine unpassende Frage ungehört hatte verstreichen lassen. Aber als der Roadster vorn wie hinten blank geputzt und frisch gewaschen wie ein Schmuckstück auf Rädern glänzte, da sagte er:
    »Wenn ich nicht gehe, dann bin ich übrig.«
    Dazu hätte ich viel zu sagen gehabt. Doch ich sagte es nicht. Ich hätte es sagen sollen, oh ja, ich hätte es unbedingt sagen sollen! Ich hätte sagen sollen, dass er nie übrig war, ganz gleich, was er tat, dass vielmehr das Gegenteil der Fall war, wenn es ihn nicht gäbe, dann wären wir anderen übrig gewesen.
    Notto lehnte sich an die Karosserie, streckte seine festen Beine und seufzte.
    »Außerdem werde ich fett davon.«
    Es blieb nicht unbemerkt, dass wir wieder unterwegs waren, entlang der Straßen standen bereits Leute und feuerten uns an. Sie legten ihre Sachen hin und wollten Notto Fipp unter stützen. Da war mir klar, dass die Zeit gekommen war. Ich nahm von der Telefonzentrale des Fædrelandsvennen aus Kontakt zu Ulrik Holmsen auf. Er war gleich am Apparat, als hätte er nur auf diese Nachricht gewartet, und das hatte er tatsächlich.
    »Endlich«, sagte er.
    Ich war sofort auf der Hut.
    »Warum haben Sie mich denn nicht angerufen, wenn Sie so ungeduldig sind?«, fragte ich.
    »Der Verlierer fordert heraus, nicht der Sieger.«
    »Notto Fipp ist kein Verlierer, sondern eine gute Nummer Zwei«, sagte ich.
    Ausgiebiges Gelächter aus Dänemark.
    »Sie könnten Hoflieferant für norwegische Sprüche werden, Herr Hval.«
    Wie gesagt, mir gefiel dieser Ton nicht.
    »Darf ich daran erinnern, dass es hier um ernste Dinge geht«, sagte ich.
    »Aber mein lieber Herr Hval, wir können doch ab und zu auch einmal ein wenig scherzen?«
    Wir wurden uns über dieselben Regeln wie beim letzten Mal einig, abgesehen von einem: Der Weg wurde auf den Kopf gestellt. Es sollte am Tullinløkken beginnen und in Kopenhagen enden, auf dem Kongens Nytorv. Das Steak gegen die Banane. Die Presse war bereits informiert. Die Gerüchte waren im Umlauf. Schließlich saß ich trotz allem in den Räumen einer Zeitung und sorgte ab und zu für Sensationen. Und ich hätte Notto diese Neuigkeiten gerne selbst überbracht. In zwei Wochen sollte der Startschuss fallen, am 11. Juli 1931. Da hieß es nur, den Frack bereithalten. Ich verordnete Ruhe, Massagen, feste und flüssige Nahrung, also Bananen und Milch in jeder Façon. Aber ich mag nicht länger um den heißen Brei herumschleichen, wie man so sagt. Ich könnte natürlich aus den Winkeln meines Körpers mit rasiermesserscharfer Kälte ein Herz herausschneiden, dass ich selbst erfröre und Handschuhe benutzen müsste, als wäre der Bodenfrost in mein Gemüt eingedrungen. Es war Sigrid, in der ich mich

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