Die unschuldige Geliebte
ausmacht",
antwortete sie.
Glücklich
schmiegte Lucy sich an sie und strich ihr über den Arm.
Ihre
unschuldige Geste und das Vertrauen, das daraus sprach, schnürten
Lucas die Kehle zu, und sein Herz krampfte sich zusammen.
Wie
konnte eine Frau so verschiedene Seiten haben?
Unterschiedlich?
Was zum Teufel sollte das heißen? Suzy hatte nur eine Seite.
Sie war eine hinterhältige, verabscheuungswürdige Person,
die andere manipulierte und zu keinen echten Gefühlen fähig
war.
Kurz
darauf brachte der Ober ihre Gerichte. Suzy hatte gerade angefangen
zu essen, als sie zufällig über den Platz blickte. Sie
erstarrte vor Schreck, als sie den Mann erkannte, der nur wenige
Meter von ihnen entfernt stand. Jerry Needham! Er war einer der
Reporter von Down and Dirty und gehörte somit zu den
Männern, die ihr dort das Leben schwer gemacht hatten.
Was
machte er hier? Urlaub? Oder versuchte er herauszufinden, was in der
Villa vor sich ging? Ihr Herz pochte wie wild. Was war, wenn er sie
sah und zu ihr kam? Wenn er sich Lucas vorstellte? Dieser würde
sofort das Schlimmste annehmen.
Auf
einmal hatte sie überhaupt keinen Appetit mehr. Doch dann
beobachtete sie, wie Jerry wegging und auf der anderen Seite des
Platzes in der Menge verschwand. Trotzdem war sie vor Angst sehr
angespannt. Sie hatte Jerry nie gemocht, denn er hatte eine große
Klappe und war rüpelhaft und vulgär. Ständig hatte er
ihr gegenüber anzügliche Bemerkungen gemacht. Allerdings
war er ein sehr cleverer Reporter.
Zu
ihrer Erleichterung hörte sie Lucas kurz darauf die Kinder
fragen: "Seid ihr fertig?" Nachdem er dem Ober ein Zeichen
gegeben hatte, wandte er sich an sie. "Wollen wir gehen?"
Sofort
sprang sie auf. Aber kaum hatten sie den gut besuchten Platz
erreicht, als Charlie sich zu Wort meldete. "Ich muss mal!"
Suzy
merkte, dass Lucas genauso bestürzt über dieses unschuldige
Anliegen war wie sie. Ein Blick in Charlies Gesicht bewies ihr, dass
dieser nicht warten konnte.
"Ich
glaube, im Café war eine Toilette", sagte sie zu Lucas.
"Geh du mit ihm hin. Ich warte hier mit Lucy."
Lucas
betrachtete Charlie und fluchte innerlich. Auf dem Platz war viel
los, und Charlie war noch klein. Daher konnte er ihn unmöglich
allein gehen lassen. Und das bedeutete, dass er Suzy hier allein
lassen musste.
"Warum
nimmst du nicht Lucy mit?" fragte er, als Charlie an seinem Arm
zog.
"Ich
will nicht", verkündete Lucy.
"Wir
warten hier auf euch." Schnell ließ Suzy den Blick über
die Menge schweifen, um sich zu vergewissern, dass Jerry nirgends zu
sehen war.
Lucas
eilte mit Charlie zurück zum Café. Er konnte dem Kleinen
keinen Vorwurf daraus machen, dass dieser zur Toilette musste, und
genauso wenig konnte er Suzy unterstellen, dass sie das Ganze
eingefädelt hatte.
Besorgt
fragte sich Suzy, wann Lucas und Charlie endlich zurückkämen,
damit sie endlich gehen konnten.
"Wohin
willst du, Lucy?" rief sie, als Lucy plötzlich auf einen
der Stände zulief.
"Schon
gut, ich will mir nur etwas ansehen", erwiderte diese.
Suzy
erstarrte, als sie plötzlich Jerry in der Menge entdeckte –
und er sie. Schnell wandte sie sich ab, um unauffällig zu
verschwinden, aber er holte sie kurz darauf ein und umfasste ihren
Arm.
"Suzy!
Suzy Roberts! Was für ein Zufall!"
Sein
anzüglicher Blick weckte unliebsame Erinnerungen, und ihr wurde
übel.
"Was
machst du denn hier?" fragte er.
"Ich
mache hier Urlaub mit meinem Freund", log sie unbehaglich und
fügte schnell hinzu: "Ich muss los. Wahrscheinlich wundert
er sich schon, wo ich bleibe – wir haben uns gerade verloren."
Sie ließ Jerry einfach stehen und ging zu Lucy, die den
handgemachten Schmuck an dem Stand betrachtete.
"Warum
bist du nicht dort geblieben, wo ich euch verlassen habe?"
Suzy
hörte den vorwurfsvollen Unterton in seiner Stimme. Hatte Lucas
Jerry gesehen? Ängstlich blickte sie sich um, konnte diesen
allerdings nirgends entdecken.
"Ich
wollte mir nur einen der Stände ansehen", erklärte
Lucy fröhlich. "Fahren wir jetzt zurück zur Villa?"
"Ja",
erwiderte Lucas.
Suzy
schauderte, als sie den forschenden Ausdruck in seinen Augen
bemerkte. Hätte er sie jedoch mit Jerry beobachtet, hätte
er sicher etwas gesagt. Als er sie durch die Menge zurück zum
Wagen führte, musste sie sich allerdings eingestehen, dass sie
sich nicht deswegen so unbehaglich fühlte, sondern weil Jerry
Needham sich hier aufhielt.
Der
Herausgeber des Magazins hatte hervorragende Informationsquellen,
auch wenn sie nie
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