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Die Unseligen: Thriller (German Edition)

Die Unseligen: Thriller (German Edition)

Titel: Die Unseligen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aurélien Molas
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einem beruhigenden Lächeln. »Das Risiko für Komplikationen ist gering.«
    »Danke, Doktor.«
    Der Albino und Megan sahen ihnen nach, wie sie die Krankentrage zum Aufzug fuhren. Sie warteten, bis sich die beiden Türen schlossen und die Nummern der Stockwerke nacheinander aufleuchteten.
    »Wie lang wird das dauern?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Megan.
    Umaru zog ein Taschentuch aus seiner Hosentasche und tupfte sich die Stirn ab.
    Megan beobachtete ihn aus den Augenwinkeln, ehe sie den Blick umherschweifen ließ. Im Wartezimmer der Notaufnahme drängten sich Familien und Pflegepersonal. Umarus Männer saßen draußen auf Betonblöcken und rauchten, dabei musterten sie die eintreffenden Krankenwagen eingehend. Billy Bob und Pater David standen etwas abseits, etwa fünf Meter von der Gruppe entfernt, sodass jeglicher Fluchtversuch durch den Haupteingang oder die Tiefgarage aussichtslos war.
    Dir bleibt eine Möglichkeit …
    »Ich … ich muss auf die Toilette gehen«, sagte sie.
    Umaru starrte sie mit durchdringendem Blick an. Er sah zu seinen Männern, dann auf die Wartezone, ehe er die Augen erneut auf die junge Frau richtete.
    »Ich begleite Sie.«
    Megan bemühte sich, ihre Aufregung, so gut es ging, zu verbergen, aber ihre Beine, ihre Hände – ihr ganzer Körper – zitterten. Sie nickte. Sie machte die Toilettentür auf und fragte sich, ob es noch einen anderen Fluchtweg gab, als eine Krankenschwester Umaru Atocha anfuhr: »Hallo! Sie dürfen da nicht rein. Das sind die Damentoiletten!«
    Er blieb zögernd stehen, ließ Megan aber nicht aus den Augen. Sie sah, wie sich seine Hand der Ausbeulung unter seiner Jacke näherte, aber er setzte die Bewegung fort, und seine Finger glitten durch seine Haare. Er lächelte die Krankenschwester an und trat einen Schritt zurück.
    »Beeilen Sie sich«, sagte er zu Megan, ehe sie die Tür hinter sich schloss.

142
    »Polizei! Machen Sie auf!«
    Der Polizist schlug mit der flachen Hand an die Tür und wartete, lauernd, während er die andere Hand auf das Holster seiner Waffe gelegt hatte. Er wandte sich zu seinem Kollegen um, der bei Benjamin und Jacques geblieben war, und zuckte mit den Schultern.
    »Sind Sie sicher, dass Sie Blut gesehen haben?«, fragte der Polizist.
    »Ja.«
    Mit dem Finger bedeutete der Polizist seinem Kollegen, einen Blick durchs Fenster zu werfen, während er sich an die Tür des Streifenwagens lehnte. Um sie herum hatten sich Schaulustige eingefunden, Händler standen vor ihren Läden, und Kinder waren auf das Dach eines kleinen Gebäudes gestiegen. Mit baumelnden Füßen saßen sie an der Dachkante und ließen sich von dem Spektakel nicht das Geringste entgehen.
    Ein Murmeln ging durch die Menge, als der erste Polizist jäh von dem Fenster zurückwich und seinem Kollegen die geballte Faust zeigte.
    »Mist!«, entfuhr es diesem.
    Durchs offene Fenster lehnte er sich ins Wageninnere und griff nach dem Funkgerät.
    »Hier Streifenwagen acht. Laufender Einsatz. Bitte um Verstärkung an der Elm Street 128. Schicken Sie auch einen Krankenwagen mit.«
    » Verstanden, Cowboys. Wir schicken euch einen Streifenwagen. Ende.«
    Der Polizist warf das Fernglas auf die Rückbank und ergriff die Pumpgun, die über dem Rückspiegel hing. Das Tuscheln in der Menge wurde lauter, als er sie lud.
    »Sie als Ärzte bleiben bitte hier, falls es Verletzte geben sollte.«
    Er betrachtete ein letztes Mal das ganze Haus und stürmte zur Tür.
    Benjamin lehnte sich mit verschränkten Armen an die Motorhaube. Er sah den beiden Polizisten dabei zu, wie sie links und rechts des Türstocks in Stellung gingen und im Geist bis drei zählten. In dem Moment, als sie die Tür mit einer doppelten Schrotsalve aufsprengten, schloss er die Augen, bis das Echo der Detonation verhallt war.
    Als er die Augen wieder aufmachte, waren die beiden Polizisten im Innern verschwunden. Die Tür war von Einschusslöchern durchsiebt, und Sägemehl lag auf der Fußmatte und den Betonplatten. Schatten gingen hinter den Fensterscheiben im Erdgeschoss vorüber. Mehrere Minuten verstrichen, ehe sie hinter den Fenstern im ersten Stock auftauchten. Sirenen ertönten irgendwo im Viertel und kamen näher; sie schreckten einen Schwarm Möwen auf, der über die Dächer davonflog.
    Jacques zitterte so stark, dass er sein Päckchen Zigaretten in den Rinnstein fallen ließ. Ihm blieb nicht die Zeit, sich danach zu bücken, da einer der Polizisten am Hauseingang auftauchte und sie durch eine Handbewegung

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