Die unsichtbare Brücke: Roman (German Edition)
Teil ihres Schmucks zu trennen. Wir haben das Auto, das Klavier und einige wertvolle Gemälde verkauft. Es gibt noch mehr, was zu Geld gemacht werden kann, aber nicht unendlich viel. Und während mein Vermögen schwindet, steigt der Prozentsatz – auf diese Weise bleibt die Regelung für diesen Richter und seine Spießgesellen aus dem Justizministerium lukrativ. Ich denke, wir werden bald das Haus verkaufen und eine Wohnung nehmen müssen, die näher am Zentrum liegt. Mir graut davor – es wird zunehmend schwierig werden, Klara zu erklären, warum wir das tun müssen. Ich kann ihr nicht weismachen, dass Józsefs Freistellung einen ständigen Aderlass dieser Größenordnung erfordert. Aber Klaras Freiheit mag niemals vollständig abbezahlt sein. Da die Regierung nun eine Möglichkeit gefunden hat, unser Vermögen abzuschöpfen, wird sie sicherlich nicht eher ruhen, als bis nichts mehr übrig ist.«
»Aber die Regierung ist doch schuld an allem! Sándor Goldstein wurde ermordet. Klara wurde vergewaltigt. Ihre Tochter ist der Beweis dafür. Die Regierung trug die Verantwortung. Normalerweise sollte Klara dafür entschädigt werden.«
»In einer gerechten Welt wäre es vielleicht möglich, die Schuld zu beweisen«, sagte Hász. »Doch meine Anwälte versichern mir, dass Klaras Behauptung, vergewaltigt worden zu sein, heute nichts mehr bedeutet, besonders angesichts der Tatsache, dass sie vor der Justiz geflohen ist. Nicht dass es damals viel bedeutet hätte, ach was! Ihre Lage war von Anfang an aussichtslos. Wenn sie geblieben wäre, hätten die Behörden keinen dreckigen Trick ausgelassen, um Klara die Schuld in die Schuhe zu schieben und die eigene zu vertuschen. Aus dem Grund beschlossen mein Vater und sein Anwalt, dass sie das Land verlassen müsste, und deshalb konnten sie sie nicht zurückholen. Mein Vater versuchte es dennoch immer wieder – bis zu seinem Todestag hoffte er, es würde ihm gelingen.«
Andras stand auf und ging zum Kamin, wo die Scheite zu glühenden Kohlen niedergebrannt waren. Ihre Hitze schien in ihn zu steigen und eine Welle der Wut aufbrodeln zu lassen. Er drehte sich um und sah seinem Schwager in die Augen. »Klara ist seit Monaten in Gefahr, und du hast mir nichts davon erzählt«, sagte er. »Du dachtest, ich würde dieses Wissen nicht ertragen. Vielleicht dachtest du auch, ich wüsste nicht, was in Paris zwischen Klara und Novak vorgefallen ist. Vielleicht hattest du Angst, dass sie es hier in Budapest fortführen würden. Hattest du vor, diese Zahlungen zu leisten, bis das Problem sich erübrigt? Wolltest du mich für alle Zeiten im Ungewissen lassen?«
Die Falten auf Hász’ Stirn wurden tiefer. »Du hast jedes Recht, zornig zu sein«, sagte er. »Ich habe dich absichtlich im Ungewissen gelassen. Ich hatte das Gefühl, mich nicht darauf verlassen zu können, dass du es ihr verschweigst. Du hast eine ungewöhnliche Beziehung zu deiner Frau. Ihr beiden scheint euch alles anzuvertrauen. Aber vielleicht kannst du auch meine Lage verstehen. Ich wollte sie schützen, und ich war der Meinung, dass das Wissen darüber keinem von euch helfen würde. Ich dachte, es würde euch nur Qualen bereiten.«
»Ich hätte mir lieber Sorgen gemacht«, sagte Andras. »Ich hätte lieber Qualen gelitten, als über ein so schwerwiegendes Problem, das meine Frau betrifft, im Unklaren gelassen zu werden.«
»Ich weiß, wie sehr Klara dich liebt«, sagte György. »Ich hätte dich gerne besser kennengelernt, bevor du eingezogen wurdest. Dann würdest du jetzt vielleicht verstehen, warum ich das Gefühl hatte, es sei richtig, so zu handeln.«
Andras konnte nur schweigend nicken.
»Aber was die Frage von Klaras Treue betrifft, kann ich dir versichern, dass ich in dieser Frage nie auch nur die geringsten Zweifel hatte. Soweit ich das erahnen kann, liebt meine Schwester dich und nur dich allein. Sie hat mir nie Anlass gegeben, etwas anderes zu vermuten, nicht in all der Zeit, als du fort warst.« György nahm den Schürhaken in die Hand und schaute wieder zum Feuer hinüber. Seine Schultern hoben und senkten sich mit einem Seufzer. »Wenn ich noch annähernd so viel Einfluss oder Vermögen hätte wie früher, würde ich sicherlich etwas für deinen Bruder tun können. Das Militär wird immer gieriger, was Bestechungen und Begünstigungen angeht. Aber ich schaue mal, ob ich mit jemandem sprechen kann, den ich kenne.«
»Und was ist mit Klara?«, fragte Andras. »Wie können wir sichergehen, dass sie außer
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