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Die unsichtbare Handschrift

Die unsichtbare Handschrift

Titel: Die unsichtbare Handschrift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Johannson
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gegen die zu tauschen, die Felding bei sich trug.
    »Was habt Ihr da?«
    »Nichts, nur eine Arbeit, die ein anderer Kaufmann hat schreiben lassen.« Schweiß trat ihm auf die Stirn. Würde er ihm glauben? Er betete inständig dafür.
    »Darf ich mal sehen?«
    Reinhardt fühlte sich, als hätte er ihm soeben kräftig in die Eingeweide getreten. Das hier würde böse enden, sehr böse. Er war verloren.
    »Also, wird’s bald?«
    »Verzeiht, werter Herr Felding, aber das geht nicht.« Damit würde er sich nicht zufriedengeben. Niemals. Reinhardts Hirn arbeitete fieberhaft. »Ich meine, ich wollte sagen, was würdet Ihr von mir denken, wenn ich Euch ein Schriftstück zu lesen gäbe, das für einen anderen bestimmt ist? Ihr müsstet ja glauben, ich würde auch Eure Dokumente herumzeigen. Dabei fiele mir das niemals ein.« Gut gemacht. Diese Erklärung war schlüssig. Er musste daran denken, wie Felding ihn damals angefahren hatte, als er diesen in dessen Kontor aufgesucht hatte. Es war ihm nicht recht, dass Reinhardt einfach aufgetaucht war. Als er ihm dann aber vorgehalten hatte, er habe doch selbst behauptet, sie würden sich schon lange kennen, hatte Felding das eingesehen und war auf der Stelle besänftigt gewesen. Warum sollte es jetzt anders sein?
    »Soll ich Euch sagen, bester Reinhardt, was ich von Euch denke? Ich fürchte, ich habe Euch mit der ganzen Angelegenheit auf eine Idee gebracht, und nun habt Ihr Euer eigenes Spielchen getrieben, eine eigene Abschrift verfasst, die Ihr nun vor mir zu verbergen sucht.«
    »Wie? Aber nein! Wie sollte ich wohl …?« Er spürte Hitze in seinen Wangen aufsteigen. Panik ergriff ihn.
    »Beweist es! Zeigt mir, dass der Bogen, den Ihr so emsig wegzuräumen im Begriff seid, keine Abschrift der Barbarossa-Privilegien ist, die Ihr irgendjemandem zum Gefallen ein wenig verändert habt. Lasst mich überprüfen, ob Ihr eine Kopie von dem in der Hand haltet, was ich Euch mitbrachte. Jedenfalls nahezu eine Kopie.« Er legte eine weitere Version auf das Pult. Noch ein Pergament! Er würde noch komplett wahnsinnig. Aber natürlich, Felding war ja nur aus dem einen Grund gekommen, ihm die Abschrift zu bringen. Reinhardt schwor sich, dass er sich zur Ruhe setzen und nie wieder eine Feder oder ein Pergament anrühren würde, wenn er das hier unbeschadet überstehen sollte.
    »Wie sollte ich denn …? Ich kenne doch nicht einmal den Wortlaut«, brachte er flehend hervor. Das war sogar die Wahrheit. Wenigstens die musste diesem Kerl doch einleuchten.
    »Kann doch sein, Ihr seid noch einmal zu Marold gegangen. Allein. Ja, natürlich, Ihr seid auf Ruhm und Reichtum aus und wollt sicherstellen, dass die Fassung, wie der Rat sie sich ausdachte, nach Parma gelangt. Ihr wollt die Stadt vor dem Schauenburger retten!«
    »Nein, so glaubt mir doch!« Reinhardt stutzte.
    »Narr! Dabei habe ich Euch selbst eine Chance gegeben, mehr Anteil an diesem bedeutungsvollen Geschäft zu haben. Ihr hättet eine Version anfertigen dürfen, aber Ihr wart ja zu feige.«
    »Was sagtet Ihr da eben?«
    »Zu feige wart Ihr und wolltet nicht.«
    »Nein, davor.« Er wiederholte ungläubig: »Ihr sagtet, ich wolle die Stadt vor dem Schauenburger retten. Aber das ist es doch, was Marold und der Rat wollen. Und Ihr habt die Aufgabe von Marold übernommen. Ich war ja selbst dabei, als Ihr ihn vor Graf Adolf warntet.« Er verstand gar nichts mehr. Esther hatte er gewarnt, dass diese Sache kein Kinderspiel sei. Wäre es nicht so grausig, er hätte lachen mögen. Jetzt war ihm die ganze Geschichte selbst über den Kopf gewachsen.
    »Doch erinnert Ihr Euch nicht mehr daran, was ich Euch beizubringen suchte. Man muss seinen Geist benutzen, immer einen Plan haben, der den anderen einen Schritt voraus ist. Wie groß, glaubt Ihr, ist die Gunst, die mir Graf Adolf erweist, wenn ich den Plan der Lübecker vereitle?«
    Es dauerte nicht lange, bis er begriff. »Ihr habt Marold Eure Hilfe nur zum Schein angeboten? Diese Schriftrolle dort«, er deutete mit dem Kopf darauf, »ist eine Fälschung aus Eurer Feder und nach Eurem Geschmack?«
    »Allerdings. Damit trefft Ihr den Nagel auf den Kopf.« Das breite Grinsen dieses Halunken erstarb so rasch, wie es auf der fiesen Visage erschienen war. »Nun zeigt mir Euer Pergament! Ich bin sicher, Ihr habt es nicht anders gemacht als ich.«
    »Aber nein, Herr, nie wäre ich auf den Gedanken gekommen …« Er wusste nicht mehr ein noch aus. Er würde ihm das Schreiben aushändigen müssen.
    »Her

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