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Die unsichtbare Handschrift

Die unsichtbare Handschrift

Titel: Die unsichtbare Handschrift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Johannson
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mir etwas für Euch überlegt habe, statte ich Euch wieder einen Besuch ab.« Damit verneigte er sich und ließ sie allein.

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    Lübeck, 22 . Mai 2011  – Christa Bauer
    V or ihr stand eine Handvoll Mikrofone, die meisten von lokalen Radio- und Fernsehsendern, aber auch bundesweit ausstrahlende Stationen waren dabei. Christa Bauer warf ihrem Chef Dr. Kayser, der rechts neben ihr an dem grauen Tisch mit der Kunststoffplatte und den metallenen Beinen saß, einen Blick zu. Sie hatten beide damit gerechnet, dass es einen großen Andrang geben würde, aber die Zahl der Journalisten, die sich jetzt im Audienzsaal des Lübecker Rathauses drängelten, übertraf alle Erwartungen. Sie sah sich in dem hohen Raum um, dessen Wände und Decke mit kunstvollen Stuckarbeiten verziert waren. Alte Gemälde schmückten den Saal, der eigentlich hohen Besuchern der Stadt oder besonderen Veranstaltungen vorbehalten war. Hier eine Pressekonferenz abzuhalten war ungewöhnlich. Aber sie hatten ja auch Ungewöhnliches zu verkünden. Und das war noch eine dezente Umschreibung dessen, was sie gleich den wartenden Damen und Herren der Presse präsentieren würden.
    Zu ihrer Linken saß Matthei, der darauf bestanden hatte, an der Pressekonferenz teilzunehmen.
    »Immerhin wurde das gute Stück bei uns in Sankt Augustin restauriert, und ich bin nun einmal der Leiter der Restaurationsabteilung«, hatte er erklärt. »Wer könnte besser die Technik und das Vorgehen erklären, die schließlich zum Erfolg geführt haben?«
    Diejenige, die die Technik angewendet und das Vorhaben vorangetrieben hat, hätte sie ihm damals am liebsten geantwortet. Nun saß er also neben ihr.
    Hoffentlich würde Kayser nicht wieder gegen sein Mikrofon klopfen, wenn er das erste Mal das Wort ergriff. Er sah auf seine Armbanduhr, dann ein fragender Blick zu ihr. Ihre Antwort war ein Nicken. Sie war bereit. Kayser zog sich das Mikro ein Stückchen näher heran und pustete hinein. Sie verdrehte kaum wahrnehmbar die Augen.
    »Guten Tag, meine sehr verehrten Damen und Herren, ich begrüße Sie sehr herzlich zu unserer Pressekonferenz. Schön, dass Sie so zahlreich erschienen sind. Erlauben Sie, dass ich mich kurz vorstelle. Mein Name ist Florian Kayser. Ich bin Leiter des Lübecker Stadtarchivs.« Typisch, seinen Doktortitel unterschlug er. »An meiner Seite meine geschätzte Kollegin Christa Bauer.« Sie nickte kurz in die Runde und sah, wie die meisten etwas auf ihre Blöcke kritzelten. »Sie ist Restauratorin in unserem Haus.«
    Noch hüstelte hier und da jemand, andere rutschten auf ihren Stühlen herum oder zupften noch rasch einen Stift aus der Tasche. Doch allmählich kehrte Ruhe ein.
    »Wie Sie bereits unserer Pressemitteilung entnehmen konnten, hat Frau Bauer ehrenamtlich in ihrer Freizeit in Köln geholfen, Materialien zu bergen und zu sichern, die beim Einsturz des dortigen Stadtarchivs verschüttet worden waren.« Er machte eine kleine Pause und wollte den versammelten Journalisten vermutlich Gelegenheit geben zu applaudieren, was Christa unangenehm war. Ihre Hilfe war selbstverständlich, und sie war nur eine von ganz vielen gewesen. Betreten blickte sie auf ihre Unterlagen und tat so, als würde sie darin blättern. »Wie der Zufall es wollte, ist ihr dabei eine Urkunde aus der ersten Hälfte des 13 . Jahrhunderts in die Hände gefallen, die mit unserer Heimatstadt Lübeck zu tun hat. Ich darf Ihnen verraten, dass es eine große fachliche Leistung war, das stark angegriffene Pergament derart zu untersuchen und zu rekonstruieren, dass uns nun der gesamte Inhalt bekannt ist. Auch dafür hat Frau Bauer unseren Dank und unsere Anerkennung verdient.«
    »Schon gut«, flüsterte sie und fuhr sich durch das kurze braune Haar. Sie spürte Mattheis Blick auf sich ruhen, tat ihm aber nicht den Gefallen, ihn anzusehen. Auf sein spöttisches Grinsen konnte sie wahrlich verzichten.
    »Ich darf Ihnen darüber hinaus verraten, meine Damen und Herren, dass die Entschlüsselung des Schriftstücks zu einer äußerst brisanten Erkenntnis geführt hat, die uns zwingt, unsere Geschichte, die Geschichte dieser Stadt, mit ganz anderen Augen zu sehen. Nun will ich Sie nicht länger auf die Folter spannen und gebe das Wort an Christa Bauer weiter, die Sie über den Inhalt informieren und anschließend natürlich noch für Ihre Fragen zur Verfügung stehen wird.« Er nickte ihr kurz zu. »Bitte, Frau Bauer.«
    »Guten Tag, meine Damen und Herren. Auch ich begrüße Sie recht

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