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Die unsichtbare Pyramide

Titel: Die unsichtbare Pyramide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Bursche da ein Meuchler, hättet Ihr sie wohl nie wieder vernommen«, erwiderte Molog. Sein Vorwurf klang nicht allzu streng.
    »Ich kenne diesen Jungen. Er hat sich vor einigen Tagen von Wulf provozieren lassen.«
    Mologs dunkle buschige Augenbrauen hoben sich. »Und dann lebt er noch?«
    »Ich konnte die beiden auseinander bringen, bevor Schlimmeres geschah.«
    Der Kriegslord wandte sich wieder Trevir zu. Er nickte anerkennend. »Vielleicht sollte ich dich für einen Schafskopf halten, weil du dich mit einem Heißsporn wie Wulf angelegt hast, aber deine Offenheit eben zeigt mir, dass auch Mut in dir steckt. Das gefällt mir.«
    »Er versucht sich doch nur einzuschmeicheln, Vater«, protestierte Wulfweardsweorth. »Lass mich ihn endlich nach draußen bringen, damit ich ihm den Kopf…«
    Molog hatte sich seinem Ziehsohn zugewandt, sah ihn erneut drohend an und sagte: »Noch ein Wort…!« Das genügte, um den vorlauten Wolf wieder für eine Weile am Bellen zu hindern.
    »Trevir«, wandte sich Molog abermals an den Gefangenen, »wo wurdest du geboren?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Heißt das, du bist ein Findelkind?«
    »Ja, Herr.«
    »Wer waren deine Pflegeeltern?«
    Trevirs Blick sprang zwischen Molog und Cord hin und her. Das Gesicht des Waffenmeisters blieb ausdruckslos.
    »Dein Überleben hängt von dieser Antwort ab«, sagte Molog.
    »Ein Böttcher und sein Weib«, antwortete der Gefragte endlich.
    »Wo?«
    »In Valisia.«
    »Willst du mich zum Narren halten? – Wulf!«
    Der junge Krieger hob das Schwert.
    »In Annwn!«, fügte Trevir schnell hinzu.
    Mit einer beschwichtigenden Geste bedeutete Molog seinem Ziehsohn, die Waffe wieder zu senken. Er nickte eine Weile bedächtig und murmelte sodann: »Also hatte ich mich nicht geirrt.«
    »Vater! Er ist ein Betrüger, ein Nichts. Du hast mich ausgebildet. Er vermag das Triversum niemals zusammenzuketten…«
    Wulfs Stimme erstarb, weil sie von Molog im wahrsten Sinne des Wortes abgewürgt worden war: Die mächtige Pranke des Kriegslords hatte sich mit erstaunlicher Geschwindigkeit zum Hals des jungen Kriegers bewegt und war über dessen Kehle wie ein Schlageisen zusammengeklappt. Das Schwert glitt dem Zappelnden aus der Hand. »Du hältst dich ja für so gescheit«, knurrte der Ältere, während sein Antlitz sich nahe vor das des Jüngeren schob, »und dabei redest du dich um Kopf und Kragen. Wer versucht, mich hinters Licht zu führen, muss dafür teuer bezahlen; das solltest du eigentlich wissen.«
    »Aber«, gurgelte Wulf, nachdem Molog ihm etwas mehr Luft gelassen hatte, »was habe ich denn getan?«
    »Du hast mir eine winzige, aber sehr wichtige Kleinigkeit verschwiegen. Dieser Junge da macht dir Angst.«
    »Das ist doch lächerlich!«
    »So? Und wie nennst du dann das da?« Molog deutete auf die Eisentruhe und den davor liegenden Stapel Röhren.
    Cords dunkle Augen blitzten auf. Er schien sogleich erfasst zu haben, was sein Herr meinte.
    Wulf dagegen stellte sich ahnungslos. »Diebesgut?«
    Molog hob seinen Ziehsohn am Hals in die Höhe und schleuderte ihn quer durchs Zelt. »Geh mir aus den Augen, Sohn, bevor ich mich vergesse.«
    Der junge Krieger rappelte sich auf und verschwand nach draußen.
    »Lege diesen jungen Mann in Ketten«, befahl Molog seinem Waffenmeister. »Halte ihn von den anderen fern und wähle eine verschwiegene Person aus, die für sein leibliches Wohl sorgt; unser Pilger soll weder hungern noch dürsten. – Hörst du mir eigentlich zu, Cord?«
    Der Gefragte riss sich vom Anblick der Eisenkiste los und blinzelte seinen Befehlshaber an. »Ja, Herr! Ketten und persönliche Betreuung. Es gibt da jemanden, dem ich diese Aufgabe schon einmal übertragen habe, weil unser Gefangener hier bei der Rangelei mit Wulf nicht ganz unbeschadet geblieben ist.«
    »Hätte mich auch gewundert, wenn’s anders wäre.« Molog bemerkte, wie Cords Augen wieder zu der Kiste wanderten, und fügte lächelnd hinzu: »Schon seltsam, wie all diese Dokumentenhalter aus einer Kiste herausgekommen sind, die allein das hier öffnen kann.« Er zog einen an einer Halskette hängenden Schlüssel unter dem Nachthemd hervor. »Kein Mensch kann so etwas tun, es sei denn, er verfügt über ähnliche Begabungen wie Wulf. Ich wette, mein heißblütiger Herr Sohn weiß mehr darüber, als er zugeben will.«
    »Wieso sollte er etwas vor Euch verschweigen?«
    »Aus Eifersucht natürlich! Um einen Rivalen aus dem Weg zu räumen. Der Junge muss mich für völlig vergreist

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