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Die unsichtbare Pyramide

Titel: Die unsichtbare Pyramide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Nomadenfürsten war überströmend. Gleich nach der Rückkehr ins Lager hatte er die Gefangenen freigelassen, obwohl er unter seinen Leuten dafür nicht nur Zustimmung erntete. Immerhin war der Sklavenhandel für die Teguar mehr als nur einträglich, er bildete ihre Lebensgrundlage. Bei dem Festmahl, das Asfahan am Abend zum Anlass der Rettung seiner Tochter gab, erkundigte er sich bei Topra nach seinen weiteren Plänen. Der Gefragte ging kurz in sich und antwortete dann genauso offen, wie er es gut drei Wochen zuvor auf der Pirateninsel getan hatte. Selbst aus seinem Gefühl der Unsicherheit, die eigenen rätselhaften Gaben betreffend, machte er keinen Hehl.
    Der Fürst dachte eine Weile über Topras Worte nach und sagte dann: »Isfets Verliese sind tief und er hat schon so manchen spurlos darin verschwinden lassen. Es wird nicht leicht sein, das Schicksal der Blume vom Nil zu klären. Bei uns Teguar gibt es ein Sprichwort: Wenn die Hyänen ein Opfer reißen, lassen sie eine Herde entkommen.«
    Topra würgte einen Bissen Kamelfleisch hinunter. »Und was bedeutet das?«
    »Deine Mutter – vorausgesetzt, du bist Gisas Sohn – muss Vertraute gehabt haben. Der Amjib ist zwar der gründlichste Geheimdienst, den ich kenne, aber selbst Isfets Hyänen können nicht jeden erwischen. Kennst du Namen, irgendjemanden, der etwas über die geheimen Machenschaften im Millionenjahrhaus wissen könnte?«
    Topra zögerte.
    »Du fragst dich, ob du einem Mann vertrauen kannst, der mit Baqat Geschäfte macht, nicht wahr? Ich würde dem Pharao lieber heute als morgen den Rücken kehren, das kannst du mir glauben, Takuba.«
    »Warum hast du es dann noch nicht getan?«
    »Um mein Volk vor dem Verhungern zu retten. Und weil eine entflohene Kobra immer damit rechnen muss, wieder eingefangen zu werden und schlimmstenfalls im Kochtopf des Beschwörers zu landen. Solange sie aber in seinem Korb sitzt, kann sie auf eine günstige Gelegenheit zum Zuschlagen hoffen. Ich verdanke dir das Leben meines kleinen Juwels. Eher würde ich sterben, als dich zu verraten.«
    Topra atmete tief. »Es gibt da einen Mann, einen Nubier. Hobnaj…« Er hielt inne, weil sich Asfahans Augen plötzlich verengt hatten. »Mir scheint, Ihr hört seinen Namen nicht zum ersten Mal.«
    »Wer kennt den Fürsten von Meroe nicht? Das Schicksal ist hart zu ihm gewesen, weitaus unbarmherziger als zu uns Teguar.«
    »Was Ihr Barmherzigkeit nennt, könnte seine freie Wahl gewesen sein. Manch einer wählt lieber das Los des frei denkenden Sklaven als das eines geknebelten und geknechteten Verbündeten.«
    Asfahans Gesicht wirkte mit einem Mal wie in der Sonne verdorrt. »Vor vierundzwanzig Stunden hätte ich dir für diese Äußerung hundert Stockhiebe geben lassen«, sagte er bitter und fügte versöhnlicher hinzu: »Aber jetzt bin ich geneigt, dir Recht zu geben. Willst du diese Sache wirklich zu Ende führen, selbst wenn du damit das Große Haus herausforderst?«
    »Das ist längst geschehen und ich wurde nicht danach gefragt.«
    Der Fürst nickte. »Dann soll es so sein. Mir scheint, das Schicksal hat auch uns zusammengebracht, Seher Takuba, denn ich kann dich zu einem Ort führen, an dem schon viele Rätsel gelöst wurden, auf die sonst niemand eine Antwort kannte. Wenn es jemanden gibt, der das Geheimnis deiner Gaben zu lüften vermag, dann dort. Und auch für deine Suche nach Hobnaj von Meroe könnte dir das Orakel von Nutzen sein.«
    »Ein Orakel? Nichts für ungut, Fürst, aber von derlei Dingen halte ich nicht viel.«
    Asfahan lächelte wissend. »Manches ist nur der Widerschein von Wirklichkeiten, die man nicht sieht. Du musst lernen, hinter die Maske zu schauen, junger Freund.«
    »Wie finde ich diesen Ort?«
    »Das zu versuchen dürfte für jemanden, der die unsichtbaren Pfade der Wüste nicht kennt, aussichtslos sein. Siwa ist ein Ort, den man immer wieder vergisst.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Über Jahrtausende hinweg haben ihn Könige und Feldherren aufgesucht, um einen Blick in ihre Zukunft zu erhaschen, manchen, so heißt es, wurde er gewährt. Aber dazwischen gab es mehr als einmal Zeiten, in denen niemand wusste, wo sich das Wüstenorakel befindet.«
    »Selbst die Teguar nicht?«
    »Wenn ich niemand sage, dann meine ich niemand.«
    »Und heute? Kennt Ihr den Weg zu diesem Ort?«
    Asfahan nickte. »Er liegt tief in der Wüste, weit im Norden, im Herzland von Baqat. Du würdest ihn nicht finden, aber ich werde dich zu ihm führen.«
    Topra schüttelte den

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