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Die unsichtbare Pyramide

Titel: Die unsichtbare Pyramide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Traditionen, Takuba, denn nur wer sich an die Vergangenheit erinnert, kann die Zukunft gestalten. Wer war so dumm und ließ einen klugen Burschen wie Euch einfach davonlaufen?«
    »Ich komme aus dem Zelt des ruhmreichen Fürsten Asfahan, aber ich wäre auch gegen seinen Willen nach Memphis gereist.«
    Isfet nickte anerkennend. »Ich habe von Asfahan gehört. Er liefert erstklassige Ware. Wenn ich allerdings an die Qualitäten der Teguar denke…« Der Pharao schüttelte den Kopf. »General Waris hat gerade erst einen Schwung neuer Rekruten für meine Leibgarde angeworben. Könnt Ihr irgendetwas anderes außer reiten, schießen und mit dem Schwert hantieren?«
    Über diese Frage hatte sich Topra die halbe Nacht den Kopf zerbrochen. »Ja, Majestät, ich finde Bomben.«
    Isfet beugte sich im Thron vor. »Was tut Ihr?«
    »Unter den Teguar gibt es Menschen, die entdecken fast überall Wasser. Sie werden als heilige Männer und Frauen verehrt, weil ihre Gabe in der Wüste das Überleben des Stammes sichert. Ich war nicht viel wert, weil mir das nie gelang. Alles, was ich fand, waren verloren gegangene Ohrringe, Kinder und…«
    »Bomben?«
    Topra alias Takuba zuckte die Achseln. »Ich dachte, diese Fähigkeit könnte am Hofe nützlicher sein als in der Wüste.«
    Der Pharao stemmte sich gegen die Lehne seines Thrones. »Meine Untertanen lieben mich.«
    »Selbstverständlich, Majestät. Es soll aber auch ausländische Spione geben, die Euren Großmut nicht zu schätzen wissen oder Eurem Weg zur Befriedung der Welt nicht folgen wollen.«
    »Ein paar Unverbesserliche von der Art, wie Ihr sie beschreibt, gibt es tatsächlich«, knurrte Isfet.
    »Unterzieh ihn doch einer Probe«, ergriff unvermittelt Aabuwa das Wort. Im Thronsaal entstand eisige Stille. Offenbar war diese Einmischung in ein Gespräch des Pharaos etwas, das man tunlichst bleiben ließ. Aber der Prinz schien zu wissen, wie weit er gehen durfte. Er beugte sich jetzt sogar nach links und flüsterte Isfet, nachdem dieser ihm auf halbem Wege entgegengekommen war, etwas ins Ohr.
    Topras Blick pendelte zwischen Vater und Sohn. Aabuwa hatte ein markantes Gesicht, das ihn älter erscheinen ließ, als er in Wirklichkeit war. In der weißen Uniform machte er eine gute Figur. Es hieß, er sei ein hervorragender Sportler und im baqatischen Ringen ein gefürchteter Gegner. Seine dunklen kurzen Haare wirkten wie eine gegossene Masse, das runde Kinn wie ein Rammbock. Insgesamt vermittelten sein etwas verbissenes Gesicht im Verein mit der gedrungenen athletischen Statur den Eindruck einer natürlichen Aggressivität, die man besser nicht herausforderte. Isfet war da ganz anders. Groß und immer noch schlank, mit pechschwarzem Haar, wirkte er für einen Mann Mitte fünfzig fast noch jugendlich. Seine edlen schmalen Gesichtszüge waren denen Topras sehr ähnlich, aber das fiel im Saal wohl niemandem sonst auf als dem ungeliebten Sohn des Pharaos.
    Isfet – nun wieder aufrecht sitzend – begann bedächtig zu nicken. »So werden wir es tun, mein Sohn.« Auf den Bewerber deutend, fragte er: »Wie groß ist Euer Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, Takuba? Seid Ihr mit einer Prüfung einverstanden?«
    »Ja«, antwortete Topra selbstbewusst.
    »So soll es sein. Dann schicken wir Euch jetzt hinaus und verstecken eine Bombe im Saal. Wenn Ihr sie findet, bekommt Ihr einen Posten in Waris’ Garde und werdet fortan für meine Sicherheit sorgen. Andernfalls…« Der Pharao lächelte tiefgründig.
    Topra wurde hinausgeführt und musste etwa eine halbe Stunde in ebenjenem Empfangsraum warten, den er bereits nächtens durch das Guckloch in der doppelten Wand gesehen hatte. Er lechzte förmlich danach, einen Blick auf Inukith zu erhaschen, aber sein Wunsch blieb unerfüllt. Als er wieder abgeholt wurde, lief es ihm eiskalt den Rücken hinunter.
    Der Leibgardist trug eine Gasmaske.
    Auch die – zahlenmäßig stark geschrumpften – Anwesenden im Thronsaal waren mit den gleichen Schutzvorrichtungen ausgestattet.
    »So viel zum Thema Vermummung«, erklärte Isfet vergnügt, als der »Bombenfinder« wieder vor seinem Thron stand. Die Stimme des Pharaos drang seltsam schnarrend unter der schwarzen Maske hervor. Mit den großen runden Glasscheiben über den Augen und dem zum Filter führenden Rüssel wirkte das herrschaftliche Gesicht geradezu außerirdisch.
    »Hier sind die Regeln deiner Probe«, sagte jetzt Aabuwa. Er hörte sich wie ein Brummkreisel an. »In diesem Saal befindet sich eine

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