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Die unsichtbare Pyramide

Titel: Die unsichtbare Pyramide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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würden die Soldaten bald nach rechts abbiegen müssen, einen Steinwurf weiter dann nach links und hierauf würden sie einen langen Tunnel betreten, der zur Großen Sphinx, sehr weit weg, führte. Hobnaj schätzte die Entfernung zum ersten Abzweig. Hab noch ein wenig Geduld, ermahnte er sich selbst. Sie könnten sich fürchten, weil du zu nah bist… Fünf Herzschläge noch… Drei…
    »Jetzt!«
    Mit wenigen Sprüngen stand Hobnaj im Quergang, auf seinem Weg ließ er die stumpfe Seite des Säbels über die vergipste Schachtwand scharren. Das Geräusch war laut genug, um die Nachhut der Leibgardisten zu alarmieren.
    »Der Nubier!«, hallte eine Stimme zu ihm herauf. Gleich danach bohrten Laserstrahlen Löcher in das Dunkel. Aber Hobnaj hatte sich schon zu Boden fallen lassen und rollte zum Haupttunnel zurück. Die Lichtspeere der Gegner kamen ihm immer näher. Gleich würde er erfahren, was er schon lange hatte wissen wollen.
     
     
    Oberst Siptah war ein misstrauischer Mann. Als er seine Männer in das dunkle Labyrinth tief unter der mächtigsten Pyramide von Anx führte, arbeitete sein Verstand auf Hochtouren. Das Bauwerk über ihnen war noch in der »Vorzeit« erbaut worden, in jener Epoche also, bevor die Welt ihren Namen erhalten hatte. Die Mumie von Pharao Cheops, der angeblich hier irgendwo begraben lag, war allerdings nie gefunden worden.
    »Kein Wunder«, murmelte Siptah, während er immer tiefer in das dunkle Herz der vorzeitlichen Totenstadt eindrang. Gisa und ihre Sklaven hätten sich kaum ein besseres Versteck suchen können.
    »Was haben Sie gesagt?«, raunte der Soldat zu Siptahs Rechten.
    Der Oberst schüttelte den Kopf und flüsterte: »Nichts. Nur laut gedacht. Bis eben noch hingen wir wie die Kletten an dem Nubier und jetzt ist er wie vom Boden verschluckt.«
    »Aber der Dolch…«
    »Könnte eine Finte gewesen sein. Unterschätzen Sie Hobnaj von Meroe nicht. Es heißt, man habe dreihundert unserer besten Männer verschlissen, bevor er gefangen genommen werden konnte. Und damals war er noch ein Halbwüchsiger! Der Bursche ist nicht nur stark wie ein Nilpferd, sondern auch listig wie eine Kobra. Vielleicht wollte er ja in unserer Nähe bleiben.«
    »Damit Sie ihm nicht seinen schwarzen Schädel wegsprengen?«
    »Glauben Sie mir, Schütze Hyn, ich täte nichts lieber als das. Aber der Kerl bringt es fertig und hängt direkt an der Decke über uns, wenn ich den Auslöser an meinem Handgelenk drücke.«
    Hyn richtete verstört seine Helmlampe nach oben. Sein Gesicht entspannte sich. »Also, im Moment…«
    »Der Nubier!«, rief ein Soldat von hinten.
    Oberst Siptah fuhr herum. Am Ende des geraden Gangstückes flammte kurz der Strahl einer Taschenlampe auf. Die Silhouette des unverkennbaren Krummsäbels war zu sehen.
    »Feuer!«, schrie der Truppführer.
    Gleißende Lichtstrahlen zuckten durch den Schacht, aber sie verfehlten ihr Ziel. »Dauerfeuer auf den Boden und dann langsam die Lichtkanonen heben«, befahl der Oberst.
    Seine Männer reagierten sofort, aber es war trotzdem zu spät.
    »Der Kerl ist uns wieder entwischt.« Siptah fluchte. »Er mag ja stark und schwer wie ein Flusspferd sein, aber er bewegt sich wie ein Leopard. Hinterher, Leute!«
    Der etwa zehn Mann starke Trupp setzte sich wieder in Bewegung.
    »Warum drücken Sie nicht einfach den Knopf, Oberst?«, fragte Hyn im Laufen.
    »Hat Ihnen schon mal jemand gesagt, dass Sie ziemlich geschwätzig sind, Schütze?«, erwiderte Siptah.
    »Bei allem Respekt, Herr Oberst, aber so eine Chance bekommen wir kein zweites Mal: Der Nubier ist weit genug weg und außerdem nach links verschwunden, also fort von der Kammer des Wissens – selbst wenn über ihm der Tunnel einstürzt, kann er uns nicht den Rückweg versperren.«
    »Halt!«, schrie Siptah und riss gleichzeitig die Hand hoch. Fast wäre er von den nachfolgenden Männern über den Haufen gerannt worden. Zwei oder drei Sekunden lang bohrte sich sein Blick in das Gesicht des selbst ernannten Ratgebers. Dann sagte er: »Guter Vorschlag, Hyn.«
    Der Truppführer hob den linken Arm mit der Kontroll- und Kommunikationseinheit an den Mund und sprach: »Bund-Code: Null-sieben-zwo-fünef-drei.« Eine kleine Taste leuchtete rot auf. Oberst Siptah drückte den Knopf. Das Lämpchen fing an zu blinken, erst langsam, dann immer schneller. Zuletzt erklangen drei lange Pieptöne – die letzte Möglichkeit, die Selbstzerstörung des Sklavenrings aufzuhalten.
    Dann erscholl eine seltsam trocken klingende

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