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Die unsichtbare Pyramide

Titel: Die unsichtbare Pyramide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Stelle hüpfen können. Als er die Augen wieder öffnete, stand er immer noch vor dem verschlossenen Schacht.
    »Ich bin ausgebrannt«, jammerte er, sank erschöpft mit dem Rücken gegen die Tunnelwand, rutschte langsam nach unten und schüttelte mutlos den Kopf.
    Plötzlich hörte er ein leises Geräusch. Schritte!
    Wulf!, war sein erster Gedanke. Abwehrend hob er den Stab. Gleichzeitig fuhr sein Kopf hoch. Er lauschte. Konnte Mologs Kettenhund ihn so schnell aufgespürt haben?
    Mit einem Mal sah er einen grünlichen Schimmer, der ihm wie das Licht der Frühlingssonne nach einem langen Winter erschien. Mehrere kleine Gestalten näherten sich ihm und bevor er sie überhaupt erkennen konnte, verriet ihm schon die hohe unverwechselbare Stimme, wer sich da durch die Dunkelheit schlich.
    »Verzeiht mir, wenn es sich wie Kritik anhört, aber Ihr habt Euch in letzter Zeit ziemlich rar gemacht.«
    »Ceobba!« Trevir vergaß alle Müdigkeit, sprang auf und eilte dem Herzog, Priester und Richter der Badda entgegen. Als er ihn erreicht hatte, ließ er sich auf ein Knie sinken, um seinen Freund zu umarmen.
    »Nehmt mir diese Feststellung nicht übel, aber wie mir scheint, seid Ihr inzwischen vom Knaben zum Manne gereift.«
    Trevir lachte. »Das macht der Bart. Darunter habe ich mich nicht sehr verändert.«
    Die großen Augen des Badda strahlten. »Entschuldigt meine Offenheit, junger Empfänger, aber ich bin glücklich wie ein Maulwurf im Frühling Euch wohlbehalten wiederzusehen.«
    »Die Freude ist ganz auf meiner Seite, Ceobba. Das war – seht mir diesen Ausdruck bitte nach – ein dreistes Stück, wie Ihr da vor der Rotunde des Wissens aufgetaucht seid und mir mit Eurer Finte zur Flucht verholfen habt. Ich hatte schon befürchtet, ihr wärt von Mologs Soldaten gefangen genommen worden.«
    Ceobba kicherte und mit ihm die fünf oder sechs Gefährten, die respektvoll im Hintergrund warteten. »Für Baddamaßstäbe mag ich ja schon etwas eingerostet sein, aber diesen hölzernen Gesellen zu entkommen war – bitte betrachtet das nicht als Aufgeblasenheit – ein Kinderspiel.«
    »Wie habt Ihr gewusst, dass ich Hilfe brauche?«
    »Wir beobachten die Britannische Bibliothek rund um die Uhr, nachts von den Hausdächern und tagsüber aus dunklen Winkeln in den angrenzenden Ruinen. Bitte seid mir nicht gram, aber Ihr habt Euch nicht gerade unauffällig angeschlichen.«
    »Oh! Und ich hielt mich für besonders geschickt.«
    »Naja, für Mologs Holzköpfe hat’s ja auch gereicht. Ich möchte nicht aufdringlich wirken, aber wer ist der kleine Geselle, der da an Eurem Kragen hängt?«
    Trevir streckte der Fledermaus den Zeigefinger hin, den sie als Hängeplatz dankbar annahm, und hielt seinen kleinen Freund vor Ceobbas Gesicht. »Das ist Orrik. Er hilft mir dabei, mich im Dunkeln zurechtzufinden.«
    »Tatsächlich!«, staunte das Baddaoberhaupt und streichelte Orriks Bauch. Die übrigen Unterlondinorer wagten sich näher heran, um ebenfalls den kleinen Schwarzpelz zu bestaunen, der die ihm zuteil werdende Aufmerksamkeit sichtlich genoss. »Die kleinen Flattermänner sind bei uns hoch angesehen. Ihr seid wirklich zu beneiden, zumal Ihr hier unten doch fast blind seid. O weh!« Ceobba hielt sich erschrocken die Hand vor den Mund. »Entschuldigt diese Respektlosigkeit.«
    Trevir lachte. »Schon gut. Es stimmt ja. Ich habe Euch sehr vermisst in den letzten Monaten. Bitte seid nicht böse, dass ich so sang- und klanglos verschwunden bin. Ich wusste, dass Wulf Eure Höhlen verwüsten würde, um mich zu fangen. Ich wollte Euch nicht länger der Gefahr aussetzen. Deshalb habe ich mich davongestohlen.«
    »Verzeiht, falls es besserwisserisch klingt, aber das ist mir durchaus bewusst. Dwina hat uns über Eure Motive aufgeklärt.«
    Trevirs Herz hüpfte beim Klang dieses Namens. »Dwina? Ich hoffe, sie konnte unbeschadet aus Londinor entkommen.«
    »Nein.«
    »Was!« Ein jähes Schwindelgefühl zwang Trevir die Hand nach der Tunnelwand auszustrecken. »Sie ist doch nicht…?«
    »Tot?« Ceobba schüttelte heftig den Kopf. »Nein. – Nein! O weh! Was habe ich Euch durch meine Unbedachtsamkeit angetan. Bitte vergebt mir! Ich wollte nur sagen, dass Dwina Londinor nicht verlassen hat. Sie wohnt immer noch im Palast.«
    »Seit zehn Monaten? Aber warum?«
    »Weil sie fest überzeugt war, dass Ihr wiederkommen würdet. Ihr habt Dwina doch geschrieben, nur der Tod könne Euch davon abhalten, zur rechten Zeit zurückzukehren.«
    Trevir fühlte, wie ihm

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