Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die unsichtbare Pyramide

Titel: Die unsichtbare Pyramide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
Vom Netzwerk:
rätselhafte Unruhe erwähnen, für die er sich in Ermangelung besserer Erklärungen allerlei Ersatzgründe zurechtgelegt hatte. Über seine Glaubenskrise zu reden, fühlte er sich im derzeitigen Zustand ohnehin nicht in der Lage.
    Sein Mentor blieb unerbittlich. »Denk darüber nach, Francisco!«
    »Wie soll ich das erklären? Mir war so… kribbelig. So ein Gefühl kenne ich nur, wenn bald etwas ganz Großes passiert. Ich habe mich so sehr darauf gefreut, dass die Klarissen heute nur für mich singen würden!«
    Pedro nickte bedeutungsschwer. »Ich bin überzeugt, deine Unrast rührt nicht allein von der Erwartung her, dass ein paar Evastöchter für dich singen werden. Du spürst, wenn es sich nähert.«
    »Es? Was ist dieses Es, Bruder Pedro?«
    Der Mönch legte sacht seine Hand auf Franciscos gezeichnete Wange. »Ich weiß es selbst nicht, mein Sohn. Aber wenn es irgendetwas gibt, das wir ergründen müssen, dann das. Niemand, und das kannst du mir glauben, wirklich niemand bekommt solche Gaben in den Schoß gelegt ohne einen Zweck.«

 
     
     
     
    DRITTE WELLE

 
    7
    Die Treibjagd
    ANX
     
     
     
    Im Prinzip konnte ein Schiff wie die Tanhir nicht einfach verschwinden. Anders als ein Gebäude verfügte es jedoch über einen entscheidenden Vorteil: Es war beweglich. Kapitän Jobax wusste diesen Umstand auf meisterliche Weise für sich zu nutzen. Nicht von ungefähr stand er in dem Ruf, jeden Schachzug seiner Gegner vorauszuahnen. Baqats Beobachtungssatelliten tasteten zwar regelmäßig die Oberfläche von Anx ab, aber selbst wenn sie den Dreimaster entdecken sollten, würden sie ihn bei der nächsten Umrundung des Planeten vermutlich schon wieder verloren haben.
    Topra hatte keine Ahnung, wie sein Ziehvater an die Informationen über Umlaufzeiten und Suchfenster der Himmelsspione gekommen war, aber er hatte es ohnehin längst aufgegeben, sich über Jobax’ weit reichende »Geschäftsbeziehungen« den Kopf zu zerbrechen. In den letzten zweiundvierzig Monaten war die Besatzung der Tanhir mehrmals in bedrohliche Situationen geraten, aber die Listigkeit des Kapitäns hatte sie bisher immer gerettet.
    Die Jagd auf das Segelschiff war bereits kurz nach dem Überfall in Lamu eröffnet worden. Im Nachhinein hatte sich Topra oft über die eigene Hitzköpfigkeit an diesem Tag geärgert. Der Spion mit dem Ziegenbockgesicht war Zeuge der törichten Rauferei in der himanischen Hafenstadt gewesen. Es dürfte ihn wenig Mühe gekostet haben, die einheimischen Jungen wiederzufinden und auszuhorchen. Selbst wenn Topra seine Zugehörigkeit zur Besatzung der Tanhir gegenüber den Langhemden nicht hundertprozentig zugegeben hatte, war doch sein Verhalten kaum anders zu deuten gewesen. Wohlweislich hatte Jobax südlichen Kurs genommen, weg vom Herzland seines Gegners und näher heran an die unabhängige Rebellenrepublik im Süden des Schwarzen Kontinents. Nach kaum einer Woche war dann ein baqatisches Kriegsschiff am Horizont aufgetaucht.
    Für den Kapitän der stählernen Korvette hatte es nach einer leichten Übung ausgesehen. Nach allen Regeln der Seekriegskunst war ihm der antiquierte Dreimaster hoffnungslos unterlegen. Während wolkenbruchartige Schauer gerade den Beginn der Regenzeit einläuteten, kreuzte die Tanhir bei stürmischem Wind und hoher See im Gebiet einer tropischen Inselgruppe. Jobax dachte allerdings nicht daran, die Segel zu streichen, sondern machte sich die vermeintlich widrigen Umstände zu Verbündeten.
    Obwohl die Sicht infolge des strömenden Regens gegen null tendierte, steuerte er sein Schiff mit schlafwandlerischer Sicherheit durch die küstennahen Gewässer. Die Tanhir konnte nämlich, so altertümlich sie auch anmutete, mit einigen hochmodernen »Überraschungen« aufwarten. Diese wurden von einem zentralen Kommandostand an der Vorderfront des Achterhauses aus kontrolliert, der allerdings mehr einer verglasten Veranda als der Brücke eines modernen Handelsschiffes glich. Von derart rührenden Versatzstücken überkommener Zeiten durfte man sich jedoch nicht täuschen lassen. Das Herz des »Falken« war ein ungemein starker Wasserstoffmotor der neuesten Bauart. Die Maschine machte das rasche Manövrieren in den Untiefen vor den Inseln überhaupt erst möglich. Der Korvettenkapitän schien sich in dem Gebiet weit weniger gut auszukennen und so geschah, was Jobax erhofft hatte: Der Verfolger blieb an einer Sandbank hängen, während die Tanhir mit Volldampf entkam.
    Seitdem hatte Topras Ziehvater die

Weitere Kostenlose Bücher