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Die unsichtbare Sonne

Die unsichtbare Sonne

Titel: Die unsichtbare Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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den Dingen, für die Sie zuständig sind. Trotz aller Gefahren war es schließlich doch nur eine Routineaufgabe. Sie müssen Ihren Verstand hier einsetzen.«
    »Welchen Verstand?«
    »Sie haben doch bestimmt einen Plan. Was haben Sie vorher mit dem Bauern besprochen?«
    »Ich habe ihm ein Messer geschenkt, damit er eine Nachricht in das Heiligtum schmuggelt. Herktaskor soll hierherkommen, damit ich mich privat mit ihm unterhalten kann. Er ist der Stellvertreter des Leiters der Astrologischen Abteilung, äußerst intelligent und uns gegenüber nicht so feindselig wie die anderen eingestellt. Jedenfalls ist er kein Fanatiker wie Sketulo, der gleich überall den Teufel sieht, wenn er von einer neuen Erfindung hört.« Schuster merkte, daß er Herz auf Karo legte, schüttelte wütend den Kopf und schob die Karten zusammen. »Anscheinend hat Rebo das Mündungsfeuer gesehen und wollte Davy zu Hilfe kommen. Aber war es vielleicht schon zu spät? Lebt Davy noch?«
    Das Alarmsignal ertönte. Die beiden Männer sprangen auf und rannten zu dem nächsten Bildschirm. »Man braucht nur von dem Teufel zu sprechen …«, stellte Mukerji fest. »Ich lasse Sie am besten mit Ihrem Besuch allein, Martin, und gehe wieder an das Funkgerät zurück.«
    Schuster nickte wortlos, verließ die Kabine und öffnete die Luftschleuse. Der kalte Morgenwind trieb ihm die Tränen in die Augen. Herktaskor kam langsam die Gangway herauf und betrat das Schiff. Er trug einen weiten Umhang, den er erst ablegte, als sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte. Offenbar hatte er vermeiden wollen, auf dem Weg hierher erkannt zu werden.
    »Ich begrüße dich«, sagte Schuster, »und danke dir, daß du gekommen bist.« Während er diese alte Begrüßungsformel murmelte, verbeugte er sich mehrmals, wie es das Zeremoniell vorschrieb.
    »Ich danke dir«, antwortete der junge Priester ebenso feierlich, »und begrüße dich.« Er verbeugte sich, richtete sich wieder auf und fuhr in normalem Sprechton fort: »Ihre Nachricht hat mir kaum eine andere Wahl gelassen. Zum Besten des Landes und des Glaubens bin ich verpflichtet, Ihnen zuzuhören, wenn Sie behaupten, ein wichtiges Problem diskutieren zu wollen.«
    »Hat man Ihnen … äh … untersagt, das Schiff zu betreten?«
    »Nein, aber ich möchte vermeiden, daß der Oberste auf die Idee kommt, ein Verbot dieser Art auszusprechen, was bedauerlich wäre.« Herktaskor blinzelte unsicher, weil ihn die Beleuchtung im Inneren des Schiffes blendete, obwohl sie wegen der schwachen Akkumulatoren bereits auf die Hälfte reduziert worden war. Schuster führte den Besucher in seine Kabine, schaltete alle Lampen bis auf eine aus und bot Herktaskor einen Sessel an.
    Die beiden nahmen Platz und betrachteten sich längere Zeit schweigend, bis der junge Priester endlich das Wort ergriff und sagte: »Wenn Sie unser Gespräch weitererzählen, muß ich Sie als Lügner bloßstellen. Aber da Sie sich bisher als ehrlich erwiesen haben« – das war nicht gerade ein Kompliment für Schuster, dessen Pläne durchaus nicht nur ehrlich waren –, »verrate ich Ihnen jetzt, daß viele meiner Mitpriester der Meinung sind, Sketulo hätte Ihre neue Mathematik und Astrologie nicht sofort verbieten dürfen. Hätte er durch die Schrift, unter Hinweis auf ehrwürdige Traditionen oder mit Hilfe logischer Überlegungen nachgewiesen, daß Ihre Theorien mit dem Wort Gottes unvereinbar sind, hätten wir alle selbstverständlich zugestimmt. Aber er hat keinen Versuch in dieser Richtung unternommen, sondern einfach ein Verbot ausgesprochen.«
    »Dürfen Sie und Ihre Freunde mit ihm darüber diskutieren?«
    »Ja, denn alle Geweihten haben das Recht, untereinander frei zu sprechen, solange sie dadurch nicht gegen die Doktrin verstoßen. Aber wir müssen die Anweisungen unserer Oberen befolgen, wenn sie nicht selbst offensichtlich gegen die Gesetze gerichtet sind.«
    »Das habe ich mir gedacht. Nun …« Schuster zündete sich eine Zigarre an. »Ich wollte Ihnen vor allem nochmals versichern, daß wir großen Wert darauf legen, mit dem Heiligtum zusammenzuarbeiten, anstatt die Priester zu Feinden zu haben. Deshalb möchte ich Ihnen beweisen, daß wir keine Gefahr für den wahren Glauben darstellen, sondern daß wir im Gegenteil einige Irrtümer und Unklarheiten beseitigen können, für die wir Erklärungen gefunden haben. Vielleicht gelingt es Ihnen, Ihre Freunde davon zu überzeugen.«
    Herktaskor wartete schweigend. Aber seine Augen schienen zu

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