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Die unsichtbare Sonne

Die unsichtbare Sonne

Titel: Die unsichtbare Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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auf. Der Kopf war rund, mit spitzen Ohren, stumpfer Nase und auffällig kleinen Augen.
    Die Bekleidung des Schiffsoffiziers bestand nur aus einem gewebten Stirnband, dessen Farbe seinen Rang bezeichnete, einem breiten Gürtel mit mehreren Taschen und einem kurzen Zierdolch. Falkayn konnte deshalb nur vermuten, ob er ein männliches oder weibliches Wesen vor sich hatte, aber diese Wahl fiel ihm nicht weiter schwer. Die Männchen sind kleiner, schwächer und versorgen die Jungen, überlegte er sich. Die Weibchen treffen die wichtigen Entscheidungen und sind auch kriegerischer veranlagt.
    Und jetzt bedrohen sie mich. Er fühlte sich plötzlich sehr allein und hatte das Gefühl, sein kleines Schiff sei nur eine zerbrechliche Eierschale. Die Liga wußte noch nichts von diesen Eindringlingen und konnte ihn deshalb nicht beschützen. Aber selbst wenn sie es gewollt hätte …
    »Antworten Sie!« forderte die Gestalt auf dem Bildschirm.
    Falkayn erinnerte sich mühsam an einige Worte dieser Sprache, die er einmal irgendwo aufgelesen hatte. »Ich … sprechen … nicht … deutsch«, sagte er so langsam und deutlich wie möglich. Der andere bewegte sich nicht. »Ich weiß aber, daß Sie Menschen an Bord haben«, erklärte Falkayn ihm. »Ich kenne sogar einen von ihnen mit Namen. Utah Horn. Verstanden? Utah Horn.«
    Auf dem Bildschirm erschien plötzlich ein anderes Wesen und wandte sich an Falkayn. »Ich spreche etwas Latein«, sagte der Neuankömmling. »Wer sind Sie?«
    Falkayn fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Ich bin der Vertreter der Liga auf Garstangs Planet«, antwortete er dann. »Mir ist mitgeteilt worden, daß ich Ihre Linien ungehindert passieren darf.«
    »Richtig«, bestätigte der Offizier. »Ein Schiff, unbewaffnet. wir auf Elan-Trrl landen lassen. Sie Schwierigkeiten machen, wir umbringen.«
    »Ich habe nicht die Absicht«, versprach Falkayn. Es sei denn, ich finde eine gute Gelegenheit dazu, überlegte er sich dabei.
    »Gut. Weiterfliegen«, befahl der andere.
    »Aber dieser Utah Horn …«
    »Commander Horn Sie rufen, wenn wollen. Weiter!« Der Bildschirm wurde dunkel. Falkayn zuckte mit den Schultern und nahm seinen früheren Kurs wieder auf. Der vordere Bildschirm zeigte bereits die Sonne des Planeten Vanessa – nicht übermäßig groß, aber trotzdem eindrucksvoll: ein weißer Stern der Klasse F 7 , dessen Strahlung genügte, um Falkayn zu gefährden, falls seine Abschirmung versagte.
    Falkayn lag auf dem Rücken in seiner Koje und dachte über die Probleme nach, die ihn erwarteten. Er war außergewöhnlich jung gewesen, als er vom Lehrling zum Gehilfen befördert worden war, was er seiner Rolle auf Ivanhoe zu verdanken hatte. Um Meister zu werden, mußte er etwas ähnliches vorweisen können; deshalb hatte er sich gefreut, als Beljagor ihn aufforderte, so rasch wie möglich nach Vanessa zu kommen. Selbst wenn er nur in das Hauptquartier zurückflog, um dort über die letzten Ereignisse zu berichten, hatte er bereits etwas erreicht. Vielleicht merkte dann der alte Nick van Rijn, daß dieser David Falkayn eigentlich für den stumpfsinnigen Dienst auf Garstangs Planet viel zu schade war …
    Vanessa wurde ständig größer: eine rötliche Kugel mit grünen und blauen Flecken. Falkayn fragte sich, wie die Bewohner ihren Planeten nannten. Da sie zu den Kolonisten gehörten, deren Zivilisation während der langen Zwangspause in der Raumfahrt ihrer Rasse nicht zerfallen war, hatten sie bestimmt noch eine gemeinsame Sprache. Warum hatte Thurman dann nicht einfach ihren Namen in die Sternenkataloge aufgenommen, wie es sonst in solchen Fällen üblich war?
    Wahrscheinlich hatten die Kraoka eine Bezeichnung dafür, die kein Mensch aussprechen konnte. Oder Thurman hatte einfach Lust gehabt, den Planeten »Vanessa« zu nennen. Diese Entdecker wußten wahrscheinlich nur zu gut, was Eindruck machte! Welches Mädchen könnte schon widerstehen, wenn man ihm verspricht, einen Planeten nach ihm zu benennen?
    Falkayn schreckte erst aus seinen Träumen auf, als ein zweites Kriegsschiff auf seinem Bildschirm sichtbar wurde.
     
2
     
    Selbst in der Zeit der größten räumlichen Ausdehnung ihrer Zivilisation hatten die Kraoka niemals regelrechte Städte gebaut. Trotzdem bezeichneten sie aber ihre weitläufigen Ansiedlungen mit bestimmten Namen. Falkayns Information für Raumfahrer im Gebiet Beta Centauri enthielten den Hinweis, daß Elan-Trrl auf der nördlichen Halbkugel zu finden war, während der Raumhafen

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