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Die unsterbliche Braut

Die unsterbliche Braut

Titel: Die unsterbliche Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimée Carter
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Rücken mit jemand anderem vergnügte. Oder direkt vor seinen Augen.
    „Ich weiß nicht, was ich mache, wenn sie weg ist“, meinte ich. „Aber solange Henry will, dass ich bleibe, und solange er daran arbeitet, dass es zwischen uns besser wird, werde ich ihn nicht im Stich lassen, wie sie es getan hat.“
    „Das weiß ich“, sagte Ava und legte den Kopf an meine Schulter. „Das ist einer der Gründe, aus denen wir dich auserwählt haben, weißt du.“
    „Tja, super, das ist so ziemlich das Einzige, das für mich spricht. Ich bin zu nichts nütze.“
    „Du bist seit gerade mal neun Monaten unsterblich. Gesteh dir ein bisschen Zeit zu, bevor du beschließt, dass du dich geirrt hast. Wir haben das übrigens nicht, nur mal so nebenbei“, fügte sie hinzu. „Falls du das infrage stellen wolltest.“
    Ich zögerte. Bisher hatte ich es niemandem erzählt, nicht einmal meiner Mutter, doch Ava musste ich es sagen. Wenn sie wirklich helfen konnte, musste sie alles wissen. „Ich wollte ihn verlassen.“
    Ava blieb still, und als sie schließlich antwortete, war ihre Stimme kaum mehr als ein Flüstern. „Ich weiß. Ich bin froh, dass du’s nicht getan hast.“
    Entsetzt starrte ich sie an. „Du weißt es? Woher?“
    „Henry hat es uns erzählt“, gestand sie. „Gleich nachdem du gesagt hattest, dass du es tun willst.“
    Ich barg das Gesicht in meinen Händen und zwang mich, gleichmäßig zu atmen. Natürlich wussten es alle. Keiner von ihnen könnte ein Geheimnis bewahren, und wenn ihr Leben davon abhinge. „Niemand hat versucht, es mir auszureden. Hast du mit Henry geredet? Hat er deshalb …“ Ich schluckte, mein Hals war rau vom vielen Weinen. „Darum hat er mich gebeten, zu bleiben, oder?“
    „Natürlich nicht“, widersprach Ava. „Kate, hör auf, dir das anzutun. Niemand von uns hat irgendetwas zu Henry gesagt, und niemand von uns hat mit dir darüber geredet, weil James darauf bestanden hat, dass es deine Entscheidung ist.“
    Ich schluckte schwer. „Als Henry in dieser Nacht zurückgekommen ist, hab ich ihm erzählt, dass James und ich nie etwas miteinander hatten. Und dann hat er mich gebeten, zu bleiben.“
    „Wirklich?“ Avas Stimmung schien sich schlagartig aufzuhellen. „Na, dann ist das ja geklärt, oder?“
    „Was jetzt?“
    Sie seufzte. „Du bist echt süß. Vollkommen ahnungslos, aber süß. Henry dachte, du wolltest mit James zusammen sein, weil du den Sommer mit ihm verbracht hast. Also hat er dir die Möglichkeit gegeben, zu gehen.“
    Ich hatte es gewusst – oder zumindest vermutet. Doch das machte es nicht leichter, es zu hören. „Aber ich will nichts von James.“
    „Und sobald Henry das kapiert hatte, hat er dich gebeten, hierzubleiben, denn das ist es, was er sich wirklich wünscht.“ Wieder lächelte sie mich frech an. „Siehst du? Manchmal muss man gar nicht alles so schwarzmalen.“
    Ich schniefte, während sich die Last von meiner Brust hob. „Glaubst du wirklich?“
    „Ich weiß es.“ Ava drückte mir einen lauten Schmatzer auf die Wange.
    Das Warten war die reinste Folter. In den nächsten Stundenredeten wir über Gott und die Welt. Als wir schließlich in Schweigen verfielen, versuchte ich wieder und wieder einen Blick darauf zu erhaschen, was geschah, doch es funktionierte nicht. Jedes Mal wenn die Uhr schlug, fragte ich mich, wer fehlen würde, wenn der Rat zurückkehrte – wenn überhaupt jemand von ihnen zurückkehren würde. Immer wieder versicherte mir Ava, dass keine Nachrichten gute Nachrichten waren, aber wie lange würde es dauern, bis sie sich eingestehen müsste, dass etwas schiefgegangen war?
    Um Viertel vor sieben spürte ich ein Prickeln im Nacken. Ava und ich saßen aneinandergelehnt, beide eingenickt, und alle paar Minuten wachte ich auf, um mich zu vergewissern, ob sie wieder da waren. Als ich diesmal ein Auge öffnete, waberte um uns herum ein seltsamer Dunst, und einen Moment lang dachte ich, ich würde träumen.
    Doch dann hörte ich ein Kichern und das Klicken von Absätzen auf Marmor, und mir gefror das Blut in den Adern.
    „Guten Morgen“, rief Calliope, als sie um die Ecke kam und uns entgegentrat. „Na, ihr zwei seht ja süß aus.“
    Ohne Vorwarnung verwandelte sich der Dunst in Nebel und hüllte uns vollkommen ein.

17. KAPITEL
    ASCHE UND BLUT
    Ich öffnete den Mund, um zu schreien, doch kein Ton kam mir über die Lippen.
    „Oh, komm schon, lass das“, hallte Calliopes Stimme durch den Nebel von überall wider. „Hier ist

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