Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die unsterbliche Braut

Die unsterbliche Braut

Titel: Die unsterbliche Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimée Carter
Vom Netzwerk:
davongekommen. Persephone erschien an Dylans Seite und sah kein Stück mitgenommen aus. Doch Ella …
    Sie und Theo erschienen gemeinsam am Rand des Kreises. Sie lag am Boden, zitternd und kreidebleich, während sich unter ihr eine Blutlache ausbreitete, und ich war wie betäubt. Ihr linker Arm war verschwunden. Theos Hände ruhten an ihren Schläfen, während er ihr besorgt in die Augen starrte. Auch als die anderensich um sie herum versammelten, löste er den Blick nicht von ihr. Ich presste das Gesicht an Henrys Brust. Das konnte ich nicht mit ansehen.
    „Hat Calliope dich verletzt?“, fragte Henry so leise, dass nur ich ihn hören konnte, und ich nickte. Es war kein körperlicher Schmerz, doch ich verstand jetzt, was er meinte.
    „Aber es ist schon wieder weg“, log ich. Die geistige Umnebelung war mit ihr und Kronos verschwunden, doch wo die feurige Hitze sich durch meinen Körper gewunden hatte, blieb noch immer ein seltsamer Schmerz. „Mir geht’s gut.“
    Henry verstummte, und ich tröstete mich mit der Tatsache, dass es nichts geändert hätte, wenn ich die Wahrheit gesagt hätte. Es gab nichts, was wir dagegen unternehmen konnten – nicht während Theo mit Ella beschäftigt war und um nichts in der Welt hätte ich ihn von ihr fortgeholt. Es spielte keine Rolle, was Calliope mit mir gemacht hatte. Was auch immer es war, ich war am Leben und in einem Stück.
    „Der Rat wird in fünf Minuten wieder zusammenkommen“, beschloss Walter. „Theo, bring Ella in ihr Zimmer und kümmere dich dort um sie. Ich kenne eure Entscheidung bereits.“
    Theo zeigte keine Reaktion, doch einen Wimpernschlag später waren er und Ella verschwunden und hinterließen nichts als einen tiefroten Fleck auf dem Marmorboden. Totenstille erfüllte den Raum, bis meine Mutter sich erhob und das Blut mit einem Handstreich verschwinden ließ.
    Wäre es doch bloß so einfach. Dann könnte ich vielleicht so tun, als wären wir nicht alle auf dem Weg in einen brutalen Krieg.
    Dieses Mal berührte Henry mich nicht.
    Als Walter sich erhob, um die verbliebenen Ratsmitglieder anzusprechen, ließ ich meine Hand auf der Armlehne meines Throns ruhen, falls Henry sie ergreifen wollte, was er allerdings nicht tat. Seit meiner Bestätigung, dass Calliope etwas mit mir gemacht hatte, hatte er mich kaum angesehen. Mühsam hielt ich mich davon ab, mit der ganzen Wahrheit herauszuplatzen. Wirkonnten sowieso nichts dagegen tun, und solange ich Henry immer noch liebte, war es mir egal, was sie mir sonst antat.
    „Wir werden Kronos weiter bekämpfen“, begann Walter, und Henry wandte den Blick von seinem Bruder ab. „Es wird nicht leicht sein, und nach dem, was heute passiert ist, werde ich keinem von euch befehlen, dabei zu helfen. Wenn ihr euch nicht bereit oder willens fühlt, eure Existenz für diese Sache aufs Spiel zu setzen, ist es euch erlaubt zu gehen. Niemand wird euch daraus einen Vorwurf machen.“
    So nah, wie die Ratsmitglieder einander standen, war ich mir sicher, dass niemand einen Rückzieher machen würde. Als jedoch Dylan und Xander aufstanden, starrte ich sie fassungslos an. Beide verabschiedeten sich mit einem Nicken vom Rat, und Dylan ging voran, als sie den Thronsaal verließen. Ich wusste, dass er glaubte, sie kämpften auf verlorenem Posten, doch niemals hätte ich erwartet, dass er oder irgendjemand sonst den Rest des Rates im Stich lassen würde.
    Ebenso wenig wie die anderen, wie es schien. Da Theo und Ella ebenfalls fehlten, waren wir nur noch zu zehnt, und ich war mir sicher, dass Persephone keinerlei Absicht hegte, bis zur nächsten Schlacht zu bleiben. Wenn Henry wieder darauf bestand, dass ich nicht teilnehmen durfte, blieben nur noch acht.
    „Nun gut“, fuhr Walter fort. „Die Falle, die wir konstruiert haben, wird uns Zeit bis zur nächsten Wintersonnenwende verschaffen, und es ist meine Absicht, in der Zwischenzeit …“
    „Bruder“, unterbrach ihn Henry. „Mit deiner Erlaubnis.“
    „Natürlich“, erwiderte Walter, und etwas steif erhob sich Henry.
    „Schwestern und Brüder“, setzte er an, während er den Blick auf die Säulen hinter den Bankreihen gerichtet hielt statt auf die anderen Ratsmitglieder. „Es tut mir leid, euch mitteilen zu müssen, dass ich mich entschlossen habe, mich ebenfalls aus dem Krieg zurückzuziehen.“
    Mir fiel die Kinnlade herunter, und ein Raunen ging durch die Reihen der verbliebenen Ratsmitglieder. Ava, die zusammengerolltin ihrem riesigen Thron aus Muscheln aussah wie

Weitere Kostenlose Bücher