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Die unsterbliche Braut

Die unsterbliche Braut

Titel: Die unsterbliche Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimée Carter
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nicht einfach nur hier rumsitzen und warten“, erklärte ich leise. „Wie kannst du nur so ruhig bleiben, wenn sie alle sterben könnten?“
    „Ich bin ruhig, weil ich weiß, was uns erwartet“, entgegnete sie. „Selbst wenn du deine Gabe nutzen könntest, bist du so daran gewöhnt, wie Sterbliche kämpfen, dass du gar nicht verstehen würdest, was vor sich geht. Henry wird dich brauchen, wenn er zurückkommt, und du willst dich doch nicht auslaugen, indem du versuchst, bei der Schlacht zuzusehen.“
    Stumm starrte ich auf den Marmorboden. Egal, was Ingrid behauptete, egal wie Henry sich mir gegenüber verhielt, es blieb eine Tatsache, dass Persephone im Kampf an seiner Seite stand. Und wenn einem seiner Geschwister etwas zustieße, würde er mit seinem Schmerz nicht zu mir kommen. „Persephone wird für ihn da sein.“
    Ava stieß einen abfälligen Laut aus. „Ich bitte dich. Sobald sich ihr die Chance bietet, wird sie zu Adonis zurücklaufen.“
    „Da bin ich mir nicht so sicher.“ Ich zögerte. „Sie hat ihn geküsst.“
    „Was? Wer?“
    „Persephone“, erklärte ich. „Sie hat Henry geküsst.“
    „Wann?“, fragte Ava ungläubig. „Sie kann ihn nicht ausstehen, warum, um alles in der Welt, sollte sie …“
    „Sie wollte ihm beweisen, dass ihre Beziehung nur in seiner Fantasie existiert hat.“ Erschöpft lehnte ich den Kopf an die Rückenlehne der Bank. „Es war an dem Abend, als wir wieder hier angekommen sind. Sie waren allein in diesem Raum mit dem riesigen Fenster, er saß auf seinem Sessel, und sie ist ihm auf den Schoß geklettert. Sie haben ein bisschen geredet, und dann hat sie ihn geküsst. Ich wollte es nicht sehen“, fügte ich hinzu, falls Ava dachte, ich hätte ihnen absichtlich hinterherspioniert. „Ichkonnte es nicht kontrollieren. Aber ich hab’s gesehen, klar und deutlich. Es war nicht bloß ein Küsschen – und ich weiß, dass Henry es genossen hat.“
    „Ja, das hat er wahrscheinlich“, pflichtete Ava mir bei, bemerkte dann jedoch, wie wenig hilfreich das war, und fügte eilig hinzu: „Ist es denn zwischen euch besser geworden? Ich meine, wie oft lasst ihr denn die Wände wackeln?“
    Ich runzelte die Stirn. „Was? Du meinst … Gar nicht. Wir haben nicht … überhaupt nicht, nicht seit diesem ersten Mal. Wie kannst du überhaupt …“ Ich hielt inne. Natürlich fragte sie mich so etwas; sie war Ava. „Er … hält mich nachts im Arm, schätze ich, aber wir haben uns nicht mal geküsst.“
    Ava fiel die Kinnlade herunter. „Ist das ein Ernst? Mein Gott, Kate, warum bist du nicht schon früher zu mir gekommen?“
    „Ich hab versucht, es dir zu sagen“, entgegnete ich perplex. Wieso war das auf einmal mein Fehler? „Was hättest du denn tun sollen? Ihn zwingen, mich zu wollen? Ich möchte nicht, dass es auf die Art geschieht, Ava.“
    Sie verdrehte die Augen. „Ganz im Ernst, glaubst du, so was würde ich tun? Das ist es nicht, worum es bei der Liebe geht, Kate. Aber ich hätte ihm einen Schubs in die richtige Richtung geben können. Ohne meine Kräfte einzusetzen“, fügte sie hinzu, als ich ihr einen scharfen Blick zuwarf. „Irgendwann musst du lernen, mir zu vertrauen. Also, diese alte Hexe wird nicht ewig hier rumhängen. Was willst du tun, wenn sie endlich aus dem Weg ist?“
    Ich mochte Persephone nicht, doch sie war immerhin meine Schwester, und Avas Haltung ihr gegenüber zerrte an meinen Nerven. „Warum könnt ihr euch nicht leiden?“, fragte ich. „Ich hab schon verstanden, dass du Adonis auch mochtest, aber hast du nicht genug andere Spielzeuge?“
    „Du hast Adonis doch gesehen“, erwiderte Ava und lächelte frech. „Würdest du ihn als bloßes Spielzeug bezeichnen?“
    „Nein, aber …“
    „Ganz genau. Ich hab ihn zuerst gesehen, und sie hat ihn mirweggenommen. Da kannst du sogar Daddy fragen.“
    „Nein, kein Bedarf“, gab ich scharf zurück. „Sollte Adonis da nicht ein Wörtchen mitzureden haben?“
    Ava zog einen Schmollmund. „Er wollte uns beide. Deshalb hat Persephone ihre Unsterblichkeit aufgegeben, weißt du. Sie wollte ihn in der Unterwelt ganz für sich allein haben, damit sie ihn nicht mit mir teilen muss.“
    Und die ganze Zeit über hatte Henry dabei zusehen müssen, wie seine Frau mit Ava um das Recht gekämpft hatte, mit einem Sterblichen zusammen zu sein. Persephone hatte das Richtige getan, indem sie ihn verlassen hatte, doch um Henrys willen wünschte ich, sie hätte ihn verlassen, bevor sie sich hinter seinem

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