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Die unsterbliche Braut

Die unsterbliche Braut

Titel: Die unsterbliche Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimée Carter
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ich, was die Mythen und er selbst über ihn preisgegeben hatten. Doch Mythen waren nicht immer korrekt, und Henry war sehr zurückhaltend, wenn es um Informationen über ihn selbst ging. Calliope hatte mir einmal erzählt, dass allgemein davon ausgegangen wurde, Henry hätte vor mir noch nie mit jemandem geschlafen, nicht einmal mit Persephone. Aber Calliope hatte sich als wenig verlässlich erwiesen.
    „Nein, habe ich nicht“, beruhigte er mich, und ich wäre fast an meinem unterdrückten Seufzer der Erleichterung erstickt.
    „Willst …“ Ich hielt inne, doch Henry nickte ermutigend. „Willst du eines Tages welche haben? In ein paar Jahrzehnten oder Jahrhunderten?“
    Auf seinem Gesicht erschien ein schwaches Lächeln, doch es reichte nicht bis zu seinen Augen. „Wir werden sehen, wie du dann darüber denkst. Ich möchte dich nicht mit einer weiteren Verantwortung belasten, um die du nicht gebeten hast. Jetzt komm, wir müssen dich fertig machen.“
    Ich runzelte die Stirn. Was sollte das heißen? Dachte er, ich würde das hier nicht wollen? Die Ehe mit ihm und alles, was dazugehörte?
    James’ Worte kamen mir wieder in den Sinn. Das war die Wahl, von der er gesprochen hatte, oder? Er wusste, dass Henry Zweifel hegte. Er wusste, dass Henry glaubte, er wäre eine Last für mich oder ich würde einen auf Persephone machen und ihn verlassen. Schlimmer noch: James hatte versucht, mich genau dazu zu überreden.
    „Du weißt, dass ich das will, oder?“, vergewisserte ich mich. „Egal, was irgendjemand anders behauptet …“
    „Niemand hat mir gegenüber auch nur ein Wort darüber verloren“, unterbrach mich Henry. „Selbst deine Mutter hat meine Grenzen respektiert. Ausnahmsweise mal“, fügte er fast unhörbar hinzu. „Aber dies ist der Beginn unserer gemeinsamen Herrschaft. Wir müssen diese Entscheidungen nicht gleich zu Beginn treffen.“
    „Unserer gemeinsamen Herrschaft“, hatte er gesagt. Nicht:
    „unseres gemeinsamen Lebens“. Noch eine Differenzierung, aber diesmal war es nicht unabsichtlich geschehen. Mir wurde die Kehle eng. „Nicht wenn du sowieso glaubst, ich könnte den Schwanz einziehen, stimmt’s?“
    Er zögerte. „Ich bin kein Gefängniswärter. Wenn du gehen möchtest, darfst du das jederzeit tun.“
    „Nein, du bist kein Gefängniswärter. Aber mein Ehemann bist du“, fuhr ich ihn an. „Willst du, dass ich gehe? Willst du allein herrschen oder vergehen … oder was auch immer mit dir passiert, wenn ich dich verlasse?“
    Ich wollte, dass er mich anschrie. Ich wollte ihn wütend sehen. Ich wollte ihn zwingen, die übermächtigen Gefühle, die er in mir hervorrief, am eigenen Leib zu spüren, wenn er sich so verhielt wie jetzt. Wenn er mir die Anerkennung verweigerte, um die ich so verzweifelt kämpfte, dass ich mir die Haare ausraufen wollte.
    Stattdessen sah er mich geradezu unerträglich ruhig und gefasst an und sagte gleichmütig: „Ich würde mich freuen, wenn du uns beiden etwas Zeit gibst, um uns an das hier zu gewöhnen. Es ist für uns beide ein neues Leben, und ich möchte lieber mit dir gemeinsam hineinwachsen, als zu streiten. Es gibt keinen Grund zur Eile. Wir haben die gesamte Ewigkeit.“
    Was er sagte, war absolut richtig. Das war das Schlimmste daran; es gab nichts, was ich ihm vorwerfen konnte. Er benahm sich erwachsen, gab uns beiden Raum, uns an diese Ehe zu gewöhnen – und ich war diejenige, die sich an ihn klammerte. Denn obwohl ich ihm mein Leben anvertraut hätte, glaubte ich doch nicht daran, dass er mich so lieben würde, wie ich es wollte. Und in diesem Moment hasste ihn ein Teil von mir dafür.
    „Sag mir einfach, ob du mich hier haben willst oder nicht“, flüsterte ich. „Bitte.“
    Er senkte den Kopf, als wollte er mich küssen, doch in letzter Sekunde wich er aus. „Was ich will, sollte niemals beeinflussen, was du tust. Ich will, dass du glücklich bist. Und solange du zufrieden bist, werde ich es auch sein.“
    Das war keine Antwort, und er wusste es, doch ich gab aufund folgte Henry ins Schlafzimmer, wo er sich das frische Hemd überzog. Auch ich wollte nicht streiten. Ich wusste, dass nicht alles perfekt sein würde – und vielleicht war es auch einfach James’ Schuld, dass ich überhaupt an Henry zweifelte, oder die ständigen Erinnerungen an Persephone, wohin auch immer mein Blick fiel. Aber alles, was ich wollte, war ein wenig Bestätigung. Eine Berührung. Ein Kuss. Ein Wort. Egal, was.
    Sanft strich ich über die

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