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Die unsterbliche Braut

Die unsterbliche Braut

Titel: Die unsterbliche Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimée Carter
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auf seiner Haut.

3. KAPITEL
    DIE KRÖNUNG
    Ich wusste nicht viel darüber, was es hieß, ein Gott zu sein, aber mir war klar, dass Götter eigentlich nicht bluten sollten.
    Sie konnten krank werden oder sich verletzen, wenn sie für kurze Zeit in sterbliche Körper schlüpften, so wie Ava, als ich sie in Eden kennengelernt hatte. Und wie meine Mutter während der ersten achtzehn Jahre meines Lebens. Aber einer der größten Vorteile an der Unsterblichkeit war, dass man sich über so lästigen Kram wie Blut und den eigenen Tod keine Gedanken machen musste.
    „Henry!“ Besorgt lief ich zu ihm, wollte ihn berühren, hielt jedoch mitten in der Bewegung inne. Er musste unbedingt genäht werden, aber wie sollte irgendjemand einen Gott heilen? „Was ist passiert?“
    Er zuckte zusammen, als ich sanft seinen Kragen beiseitezog, um den Rest der Wunde zu begutachten. Sein schwarzes Hemd war feucht von Blut, und ohne zu fragen, begann ich es aufzuknöpfen.
    „Ich … ich gehe und hole Theo“, stieß Ava hervor, bevor sie aus dem Raum lief, Pogo dicht auf ihren Fersen. Jetzt konnte ich mich allein um Henry kümmern.
    „Es ist nichts“, behauptete er, doch sein angespannter Kiefer strafte ihn Lügen. Ich zog ihm das Hemd aus und enthüllte einen Schnitt, der über seine Brust bis fast zum Nabel lief.
    „Sieht aber ziemlich übel aus“, widersprach ich. „Leg dich hin.“
    Henry wollte protestieren, doch ich warf ihm einen strengen Blick zu, und er fügte sich. Als er endlich in der Waagerechten war, blieb ich dicht an seiner Seite und überlegte verzweifelt, wie ich ihm helfen könnte. Aber er blutete nicht so stark, dass ich die Wunde hätte zudrücken müssen, und ich wollte ihm nicht noch mehr Schmerzen zufügen, als er ohnehin schon hatte.
    „Wie ist das passiert? Ich dachte, Götter könnten nicht verletzt werden.“
    „Werden wir normalerweise auch nicht.“ Er verzog die Mundwinkel zu einem schwachen Lächeln. „Du siehst gut aus, Kate. Wie war dein Sommer?“
    Da blutete er gerade das Bett voll und wollte von mir wissen, wie mein Sommer gewesen war. „Verglichen mit dem Herbst bis hierher? Fantastisch. Kann ich nicht irgendwas tun? Du blutest alles voll.“
    Das Blut auf der Bettwäsche war meine geringste Sorge, aber meine Ermahnung reichte, um Henry davon abzubringen, weitere Fragen zu stellen. „Verzeihung. Ich werde das natürlich vor heute Abend in Ordnung bringen. Theo wird gleich da sein und … Ah, da bist du ja.“
    Ich wirbelte herum und sah Theo eintreten. Der größte Teil des Rates hatte sich in meinem ersten halben Jahr auf Eden Manor als Personal ausgegeben, und Theo hatte die Rolle des obersten Wachoffiziers übernommen. Bisher hatte ich gedacht, er würde sich allein mit Sicherheitsfragen beschäftigen, doch als ich ihn hereinkommen sah – drei Köpfe größer als Ava, die hinter ihm durch die Tür schlüpfte –, wurde mir klar, dass sein Aufgabengebiet möglicherweise weit mehr umfasste. Henry konnte andere heilen, das hatte er bereits bewiesen, doch offenbar vermochte er das nicht bei sich selbst. Allerdings sollte er eigentlich auch gar nicht erst verletzt werden können.
    „Wo sind die anderen?“, erkundigte sich Theo. Als ich aus dem Weg trat, öffnete ich den Mund, um zu fragen, wer die anderen waren, schloss ihn jedoch schnell wieder. Walter und Phillip, Henrys Brüder. Dieselben Personen, die ich in meiner Vision gesehen hatte.
    „Sie sind unterwegs“, sagte Henry. Theo legte seine Hände auf die Wunde, und Henrys Züge entspannten sich. „Sie haben darauf bestanden, dass ich vorgehe.“
    „Sind sie verletzt?“, hakte Theo nach, doch Henry schüttelte den Kopf.
    „Der Angriff war hauptsächlich auf mich gerichtet“, stellte er klar.
    Bang beobachtete ich Theo und hoffte auf irgendwelche Anzeichen dafür, dass, was auch immer er da tat, wirkte. Zuerst sah ich nichts, doch dann, nach ein paar Sekunden, entstand ein seltsames Glühen zwischen seinen Händen und Henrys Haut. Als er die Handflächen über die Wunde bewegte, schloss sie sich und hinterließ eine feine silbrige Linie. Das war alle Bestätigung, die ich brauchte, um sicher zu sein, dass so etwas nicht alltäglich war.
    „So“, sagte Theo, als er fertig war. Er fischte ein Taschentuch aus der Hosentasche und wischte sich die Hände ab. „Ich würde dir raten, es heute Nachmittag ruhig angehen zu lassen, nur für den Fall, dass ich irgendetwas übersehen habe.“
    „Hast du nicht“, versicherte ihm Henry,

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